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PR TB 068 Die Säulen Der Ewigkeit

PR TB 068 Die Säulen Der Ewigkeit

Titel: PR TB 068 Die Säulen Der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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die Nacht.
Hinter den Stadtmauern begann es zu brennen; schräge Strahlen,
durch fetten Rauch gefiltert, drangen hervor und beleuchteten
schaurig die Qualmwolken. Dampf stieg hoch, der Lärm nahm zu,
und die Späher registrierten Bewegungen in den Gassen. In dieser
Nacht schleuderten die Truppen einhundert Feuerkugeln nach Sais
hinein. Dann kamen wieder die Felsen aus Granit und Sandstein.
    Wir fingen einen Überläufer.
    Der Mond war noch nicht aufgegangen. Das Flackern der Flammen und
die weißen Lichter der Fackeln brachten die kühle
Nachtluft zum Erzittern. Die Sterne flimmerten. Nichts regte sich
außer den menschlichen Gestalten, und die niedergetretenen und
staubigen Sträucher des kleinen Lagers wirkten bleich und
steinern, wie kunstlose Steinbilder.
    »Dein Name?«
    »Siptah, Herr!«
    Man hatte ihn an die Grundpfeiler eines Aussichtsturmes gebunden.
Seine Arme hingen wie gekreuzigt nach oben, und die mächtigen,
viereckigen Muskeln der Brust waren schmutzbedeckt, durch den
getrockneten Schlamm des Kanals zogen sich die Spuren des Schweißes.
Zwei Bogenschützen hatten Geräusche im Wasser gehört
und den Flüchtenden gefangen. Hepetre rammte zwei Finger
unterhalb der Rippen in den Körper des Mannes, und er ächzte
auf.
    »Warum bist du geflohen?«
    »Sais brennt. Der Stadtkönig rast. Sie werden alle von
Menes totgeschlagen, und ich will leben.«
    Bedächtig zog Hepetre seinen Dolch aus dem breiten Gürtel,
prüfte die Schärfe des rhomboidfönnigen Metallstüdcs
und preßte die Spitze gegen den Adamsapfel des Siptah. Dann
murmelte er, halb über die Schulter gewandt:
    »Legt eine Lanzenspitze ins Feuer und macht sie rotglühend.«
    Das Gesicht des Gefangenen verzerrte sich. Der Lappen, der um die
Pfeilwunde des Oberschenkels gewickelt war, färbte sich rot.
Hepetre drückte schweigend den Dolch ins Fleisch und fragte
hart:
    »Wann will Chetihopte, der Stadtkönig, einen Ausbruch
tun?«
    Siptah verdrehte die Augen und zerrte an seinen Fesseln.
    »Ich bin kein Verräter, Herr!« wimmerte er. »Ich
kann es nicht sagen. Ich will leben!« Hepetre bewegte sich
nicht. Dann sagte er schnell und fast flüsternd:
    »Du wirst gleich ein Verräter sein. Wann bricht
Chetihopte aus?«
    Unter der Dolchspitze sickerte ein wenig Blut hervor und mischte
sich mit dem pulvrigen, schwarzgrauen Schlamm.
    »Ich kann Chetihopte nicht verra ...«
    Hepetre winkte nach hinten. Ein Bogenschütze ergriff mit
einer Hartholzzange die glühende Lanzenspitze. Das Metall
zwischen den schwelenden Holzblättern kam näher, der Druck
des Dolches verstärkte sich noch mehr.
    »Wann?«
    Der Gefangene gurgelte wild und sackte in den Fesseln zusammen.
    »Morgen. Wenn die Sonne am höchsten steht!«
    Hepetre reinigte den Dolch im Haar des Gefangenen, steckte ihn
zurück und nahm dem Bogenschützen die Zange ab. Er näherte
das Lanzenblatt, von dem eine teuflische Hitze ausstrahlte, der Brust
des Gefangenen.
    »Du lügst!« stellte er fest.
    Die schwelenden Holzblätter stanken erbärmlich. Menes
stand ruhig da, hinter sich die beiden Feldzeichen, die von Soldaten
gehalten wurden. Sein stolzes, abweisendes Gesicht schien
    zu sagen: Das Leben aller Menschen ist in der Hand der Götter,
und der Pharao ist ein Gott.
    »Ich lüge nicht, Herr!« kreischte Siptah auf.
Einige Soldater sahen interessiert herüber. »Wann bricht
der König aus?«
    Jetzt war die glühende Spitze nur noch Zentimeter von der
Haut des Mannes entfernt, und in dem dunklen Schlamm erschien ein
heller trocknender Fleck. Es roch nach verbranntem Haar.
    »Morgen ... wenn ... Sonne über der Stadt ...
wirklich!«
    Hepetre gab die Zange zurück, nickte und winkte in die
Dunkelheit. Zwei Gardisten kamen, und auf einige Handbewegungen des
Anführers banden sie den Gefangenen los. »Gebt ihm Wasser,
laßt ihn im Nil baden, verbindet seine Wunde und bewacht ihn.
Wir brauchen ihn morgen mittag.«
    Sechsundneunzig Stunden lang zermürbten die Schleudern die
Stadt.
    Sie schössen unentwegt. Felsen, Stämme, Feuerkugeln,
Tonkrüge mit vergifteten Vögeln, denen man die Flügel
gestutzt hatte, Teile von Leichen, die seit zehn Tagen in der Sonne
unter einer dicken, nassen Grasschicht gelegen waren. Krüge mit
brennendem Erdpech, lebende Giftschlangen ... das ergoß sich
von vier Richtungen aus nach Sais. Die Bogenschützen wurden
zusammengezogen. Sie schliefen einige Stunden, überprüften
dann ihre Ausrüstung und schlichen sich im Schutz der
Morgendämmerung und auf Wegen, die von den

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