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PR TB 071 Sturm Uber Babylon

PR TB 071 Sturm Uber Babylon

Titel: PR TB 071 Sturm Uber Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Streitaxt in der anderen Hand
hielt, dicht hinter der Doppelschneide aus funkelnder Bronze.
    „Sie beschützen die Priester dort draußen. Sieh!"
    Er rannte neben mir zur Tür, blieb stehen und hörte die
gellenden Schreie, das Tappen vieler nackter Füße; es
waren seine Sklavinnen und einige Diener. Dann konnten wir die Rufe
unterscheiden.
    „Shar-Atlan! Hammurabi... Atlan!"
    „Jemand sucht Schutz im Palast", sagte ich ruhig.
„Keine Waffen. Sei gastfreundlich, Herrscher!"
    Er sah mich finster an und nickte mehrmals.
    Wir rannten einen breiten Korridor hinunter, über eine weiße
Treppe, vorbei an wehenden Vorhängen und offenen Türen,
hinter denen Mädchen und Frauen hervorsahen. Handbewegungen und
kurze Rufe Hammurabis trieben sie zurück in die Zimmer, die im
gleißenden Sonnenlicht lagen. Vor der großen Treppe, die
zu den Wohnräumen führte, lag ein Mädchen mit
aufgelöstem schwarzem Haar, halb verborgen unter dem Viereck
eines riesigen Mantels.
    „Wer ist das?" grollte Hammurabi.
    Ich raste die Treppe hinunter, in der Hand das gezogene Schwert.
Die ersten Bogenschützen tauchten von mehreren Seiten auf.
Kishurra rannte schwer atmend von rechts heran, zwei lange Dolche in
den Fäusten. Ich stand breitbeinig über dem bewußtlosen
Mädchen, breitete die Arme aus und schrie: „Halt! Es ist
die Gemahlin des Marduk! Der Gott hat sie mit Krankheit geschlagen!"
    Die Wachen blieben stehen, angstvoll und unsicher. Hammurabi und
Kishurra kamen langsam näher. Ich hob den Mantel auf, drehte das
Mädchen vorsichtig auf den Rücken und sah in ihr blasses
Gesicht. Auf Oberlippe und Stirn standen große Schweißtropfen.
    „Tot?" fragte Hammurabi kurz.
    Ich legte den Handrücken gegen ihre Halsschlagader.
    „Nur ohne Bewußtsein!" erwiderte ich.
    Kishurra steckte die Dolche zurück, wischte sich mit dem
Unterarm über die Stirn und murmelte:
    „Du bist Arzt. Heile sie, aber rühre sie nicht an sie
ist Marduks Eigentum!"
    Ich wandte mich an Hammurabi und fragte so laut, daß es alle
Wachen hören konnten:
    „Seit wann beschäftigt sich der mächtige Gott der
Stadt Babylon mit kranken Mädchen?"
    Mit einer heftigen Bewegung sagte Hammurabi:
    „Nimm sie mit, heile sie. Die Priester sollen eine andere
Jungfrau finden!"
    Ich schaute überrascht hoch. So deutlich hatte ich mir seine
Reaktion nicht vorzustellen gewagt. Das Gerücht und die
Erzählungen der Wachen würden ein übriges tun, um die
Worte des gerechten Herrschers zu verbreiten. Ich nickte gehorsam,
legte den prächtigen Mantel zusammen und hob dann das Mädchen
auf.
    „Kishurra", bat ich leise, „hilf mir bitte, bis
zu meinem Pferd."
    „Ich helfe dir."
    Schweigend gingen wir durch die Gänge, über die Treppen
und durch die kleinen Säle. Mein fotografisches Ge
    dächtnis merkte sich die Reihenfolge der Räume und der
Abzweigungen, denn Kishurra führte mich auf einem unbekannten
Weg hinaus. Minuten später standen wir neben meinem gesattelten
Pferd.
    Kishurra legte die Hand in seinen Nacken und meinte mit einer
skeptischen Grimasse:
    „Ich möchte wissen, warum die Mauern so wenig
aushalten!"
    Ich erwiderte:
    „Die Priester hätten statt Lehmziegeln gebrannte nehmen
sollen. Ich werde ihnen ein neues Brennverfahren zeigen."
    Kishurra sah mich starr an und murmelte leise:
    „Damit wirst du dich bei den Priestern sehr beliebt machen.
Ich nehme an, daß die Krankheit Daganyas mindestens drei Jahre
dauern wird. Täusche ich mich?"
    Ich sagte grimmig:
    „Für Marduk ist sie so lange krank, wie ich mich in
Babylonien befinde, Freund Kishurra."
    Wir lächelten uns flüchtig an und trennten uns. Ich ritt
zu meinem Haus und brachte Daganya in mein Zimmer, das die Handwerker
inzwischen
    hervorragend eingerichtet hatten ... eine Arbeit für nur eine
vorübergehende Zeit. Hier wie in Memphis es war stets das
gleiche, würde es immer bleiben. Ich war und blieb ein Fremder.
    Geschützt von den Wölfen und allein mit Daganya öffnete
ich ein bestimmtes Paket meiner Ausrüstung.
    Die Vorhänge waren zugezogen. Hinter dem groben Leinen sah
ich die volle Scheibe des Mondes; er schob sich, rot und
verderbenbringend, über den jenseitigen Uferwald. Eine mächtige,
mit Holzkohlen gefüllte Kupferschale stand in der Mitte des
Raumes. Über der purpurnen Leinendecke, von der das geschliffene
Holz des niedrigen Tisches bedeckt war, flackerten ruhig die
Flämmchen zweier Öllampen. Früchte, Braten und Brot,
Wein, Wasser und ein wohlriechender Absud von frischem

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