PR TB 077 Gucky Und Seine Urenkel
Hauptsache: Pokorny war
verläßlich.
Heute war er allerdings unruhig und nervös. Daß er mit
seinem sechzig Meter durchmessenden Kugelraumer einen Probeflug
unternehmen sollte, ließ ihn kalt. Daß ihn aber auf
diesem Flug Staatsmarschall Reginald Bull,
Rhodans Stellvertreter, begleiten sollte, regte ihn einigermaßen
auf. Mit Gucky hätte er sich ja noch abgefunden, aber Bull dazu
. . . !
Sein Erster Offizier, Captain Peter Myers, studierte die
Sternkarten und die Lochkarten mit dem fertigprogrammierten Kurs.
»Ich kann mir nicht helfen, Myers, aber ich werde das
verdammte Gefühl nicht los, daß diesmal etwas schiefgeht!
Dabei sind zweitausendvierhundert Lichtjahre nichts anderes als ein
Katzensprung.«
»In diesem Fall ein Hundesprung, Major, wenn ich die
Geschichte richtig verstanden habe.« Der Erste Offizier,
gleichzeitig technischer Abteilungsleiter der Korvette, grinste. »Hat
uns der Mausbiber wenigstens erzählt.«
»Captain Rugy schon an Bord?« lenkte der Kommandant
schnell ab, denn er wußte nicht, ob Gucky im Schiff
herumesperte. Vielleicht war er sogar schon an Bord, obwohl noch
Stunden bis zum Start vergehen würden.
»Hatte Ausgang, unser Playboy.«
»Wird mit Gia im Bourbon Club sein, der Gute.«
Pokorny bekam plötzlich ganz kleine Augen.
»So, mit Gia?« vergewisserte er sich harmlos.
Myers grinste schon wieder.
»Soll er nicht?« fragte er unschuldig.
Der Kommandant deutete auf die Sternkarten.
»Haben Sie sich überzeugt, Captain? Alles klar?«
»Nur ein Planet. Wir müßten blind sein, fänden
wir den nicht.«
Aber die Sache mit Gia, Leiterin der Biologischen Abteilung,
schien ihm doch keine Ruhe zu lassen. »Captain Rugys
Ausgangszeit ist um. Hat er sich noch nicht zurückgemeldet?«
»Soll ich ihn rufen?« fragte Myers und bewegte seine
recht Hand auf den Telekomwähler zu. »Steckt bestimmt in
einer Bar.«
»Nein, lassen Sie. Ich knöpfe ihn mir dann schon vor.«
Und nach einer Weile: »Wo steckt Dr. Dominik?«
»Christin? Sie wird im Labor sein, Major. Wollte einige
Kulturen vorbereiten und
später der interkosmischenStrahlung aussetzen.«
»Aha!« Der Kommandant überlegte eine Weile, dann
erkundigte er sich: »Und Miß Manners?«
»Georgia? Muß in der Funkzentrale sein. Diensteifrig
wie immer. Auf sie ist Verlaß.«
»Ja, das ist es!« bestätigte Pokorny schnell.
Damit war das Gesprächsthema beendet, denn es gab auf der
MPK-13 nur drei weibliche Besatzungsmitglieder.
Daß sie Frauen waren, kam den Männern meist nur dann zu
Bewußtsein, wenn das Schiff nicht im Einsatz war und es Urlaub
oder Ausgang gab. Dann verwandelten sich die Biologin, die Ärztin
und die Funkerin in richtiggehende Frauen. Während des Einsatzes
gehörten sie zur Mannschaft wie jeder andere auch, ob Offizier
oder einfacher Raumkadett. Und das war gut so. Es gab keinen Ärger.
Der bevorstehende Flug aber, so ahnte Pokorny, war kein normaler
Einsatz.
Und das war es, was ihm Sorgen bereitete.
Unter den Kontrollen des Interkoms leuchtete eine Lampe auf.
Pokorny meldete sich.
»Hier Verpflegungskontrolle, Leutnant Streaml, Sir. Vorräte
überprüft, alles in Ordnung. Kann der Raum verschlossen
werden, oder möchten Sie inspizieren?«
»Schließen Sie ab, Leutnant. Melden Sie sich
anschließend bei mir in der Kommandozentrale.«
»Bin gleich da, Sir.«
Captain Myers schob die Karten beiseite.
»Soweit ist alles klar. Wir können die Strecke in einer
Linearetappe zurücklegen, wovon ich jedoch als Techniker
dringend abrate. Wir müssen die MPK-13 testen nach der
Generalüberholung, und da würde ich an Ihrer Stelle kein
unnötiges Risiko eingehen, sonst landen wir noch in einer
anderen Zeitdimension.«
»Das wird Walt Clarke interessieren«, meinte der
Kommandant. »Er glaubt ja von sich, in dieser Hinsicht so etwas
wie ein Spezialist zu sein.«
»Der soll sich um seine Bücher und Filme kümmern,
damit wir nicht vor lauter Langeweile sterben«, sagte Myers
erzürnt. »Seine Musikprogramme für die
Mannschaft sind zum Kotzen! Ich könnte mir vorstellen, daß
die auch mal gern etwas Klassisches hören möchten.«
»Ich nicht«, stellte Pokorny trocken fest.
Captain Myers schwieg bestürzt. Mit Sorge hatte er schon seit
Jahren den sittlichen und ethischen Zerfall der jungen Generation
beobachtet. Und dabei gab es nun noch alte Hasen wie diesen Clarke,
die da mitmachten!
Unerhört, seiner Meinung nach. Aber was konnte er dagegen
tun? Der Kommandant gehörte ja selbst zu diesen
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