PR TB 078 Irrfahrt in Die Vergangenheit
Rhodan.
»Wer kennt schon die verschlungenen Pfade, die Olmunts
Gedanken gehen«, meinte der Soldat nur und schloß hinter
Rhodan und Derd ab.
***
Es war so, wie Gallon, der Wachtposten, der für Rhodan
verantwortlich war, gesagt hatte,: Es fehlte ihnen an nichts, außer
an der Freiheit.
Sie hatten reichlich zu essen, wurden in Ruhe gelassen und durften
sich die Zeit mit harmlosen Beschäftigungen vertreiben. Eine
Klimaanlage regelte die Temperatur und eine Lufterneuerungsanlage
versorgte sie mit Sauerstoff. Es gab kein einziges Fenster, durch das
Rhodan den Wechsel von Tag und Nacht hätte beobachten können.
Aber Gallon ließ ihn nie über die verstrichene Zeit im
unklaren.
Rhodan und Derd hatten sich mit Gallon angefreundet. Er war immer
nett und höflich und offensichtlich froh, daß er keine
Schwierigkeiten mit seinen Gefangenen hatte. Manchmal kam er zu ihnen
in den Keller, um eine Partie Karten zu spielen, oder er weihte
Rhodan und Derd in die Regeln der vesitischen Gesellschaftsspiele
ein. Er beantwortete auch bereitwillig alle Fragen, so daß
Rhodan bald ein ungefähres Bild der vesitischen Zivilisation
bekam.
Sie ließ sich nicht bis zu ihren Anfängen
zurückverfolgen, denn die Aufzeichnungen begannen erst vor etwa
zweihundert Jahren, als Nomaden unter ihrem Führer Vesit in
diesen verborgenen Talkessel verschlagen wurden. Sie fanden die Stadt
einer versunkenen Kultur vor und begannen damit, deren Geheimnisse zu
ergründen. Sie erkannten bald, welche Möglichkeiten ihnen
die technischen Anlagen boten und es blieb auch nicht aus, daß
sie Rückschlüsse auf Pions Macht zogen. Sie wußten
nun, daß seine Macht auf denselben Grundlagen basierte und
verehrten ihn nicht länger mehr als allmächtiges Überwesen.
Sie stürzten ihn von dem Podest, auf das er sich gehoben hatte
und nahmen ihm den Nimbus einer Gottheit.
Es gelang den Vesiten nie, alle Geheimnisse der Stadt zu
enträtseln, doch lernten sie, die technischen Geräte
teilweise weiterzuentwickeln und zu vervollkommnen. Aber sie waren
nicht in der Lage, die Atommeiler wieder in Betrieb zu nehmen.
Deshalb bauten sie das Wasserkraftwerk.
Ihren Energiebedarf deckten sie mit der so gewonnenen
Elektrizität. Sie betrieben ihre Boote mit elektrischem Strom,
versorgten die Haushalte und die halbautomatischen Fabriken damit.
Selbst ihre Strahlenwaffen wurden von elektrischen Batterien gespeist
und basierten auf dem Prinzip des Lasers.
Die Vesiten waren überaus ehrgeizig und fortschrittlich. Sie
begnügten sich nicht mit dem einmal erreichten
Zivilisationsstatus. Außerdem wollten sie ganz Zangula an ihren
Errungenschaften teilhaben lassen. Deshalb strebten sie auch Pions
Sturz an. Es ging gegen ihre Gesinnung, daß ein einzelner die
vielen Völker unterdrückte und jedes Aufflackern des
Fortschritts bereits im Keime
erstickte, nur um die alleinige Macht über die Welt nicht zu
verlieren.
Die Vesiten wollten den Wohlstand und Fortschritt für alle
Völker, deshalb versuchten sie überall auf Zangula, die
Landesfürsten von Pion abzubringen und für ihre Idee zu
gewinnen. Dabei hatten sie bereits hervorragende Erfolge erzielt. Es
konnte nicht mehr lange dauern, dann waren die Vesiten stark genug,
um Pions Macht zu brechen.
Nachdem Rhodan Gallons Ausführungen analysiert hatte, wußte
er, daß die Vesiten den einzig richtigen Weg einschlugen.
Deshalb stellte er sich bedenkenlos auf ihre Seite. Daß er
dennoch nicht ihr Verbündeter, sondern ihr Gefangener war, lag
an Kriegsminister Olmunt. Er mißtraute Rhodan und wollte seine
Hilfe mit Gewalt erzwingen.
Rhodan hoffte immer noch, daß er mit Alarat zusammenkommen
würde. Das Regierungsoberhaupt der Vesiten war der einzige, dem
Rhodan vertraute.
Zehn Tage waren Rhodan und Derd in dem unterirdischen Raum
festgehalten worden, in denen sich an ihrer Lage nichts geändert
hatte. Weder zum Guten noch zum Schlechten. Zehn Tage lang waren sie
von Gallon fast freundschaftlich versorgt worden. Am elften Tag kam
Gallon nicht mehr, auch sonst zeigte sich niemand. Erst einen Tag
darauf öffnete sich wieder die gepanzerte Kellertür und
Olmunt, in Begleitung von zehn Soldaten, trat ein.
Der Kriegsminister machte keine langen Umschweife, sondern kam
gleich auf den Grund seines Besuchs zu sprechen.
»Da sich der Mann, den wir in Pions Pyramide eingeschleust
haben, nicht mehr gemeldet hat, müssen wir annehmen, daß
er gefallen ist«, sagte er. »Das bringt uns in eine
unangenehme Situation. Unsere Kundschafter
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