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PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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offenem Verdeck flog ich durch die Nacht, den
fernen, wenigen Lichtern entgegen.
    ***
    Ich versteckte den Gleiter in einem Gehölz. Ich kletterte
wieder in die Schlinge, und der Sukhr brachte mich über die
dunkle Stadt bis zum Marktplatz. Neben dem Brunnen der Stadt, die
bereits hier in Gebirgsnähe einen sehr südlichen, sehr
römischen Eindruck machte, berührten meine hochgeschnürten
Stiefel den Boden.
    »Das Übliche«, murmelte ich, während der
Falke hochstieg und abwartend in der Dunkelheit blieb, »Lügen
für einen guten Zweck. Und wo finde ich den Dorfschulzen?«
    Ich richtete mich nach der Laterne, die vor einem größeren
Haus hing. Dort las ich eine Aufschrift - die Herberge, das Gasthaus.
    Ich ging darauf zu, stieß die Tür auf und sah mich
einem verräucherten Raum gegenüber, der voller Menschen
war. Ich blieb neben der Tür stehen, sah mich um und schlug die
Tür zu. Die Unterhaltungen brachen ab, und hundert neugierige
Augen sahen mich aufmerksam an. Ich hob die Hand, zog das Pergament
aus dem Gürtel und sagte laut:
    »Salve. Wo finde ich den Magister dieser Stadt?«
    Ein vierschrötiger Mann mit einem überraschend hageren,
verwitterten Gesicht stand auf und deutete auf den Holzstuhl neben
sich.
    »Salve, Herr. Ich bin Andronicus. Was wünscht Ihr?«
    Ich löste meinen Mantel, und der Raum erhellte sich, als das
Licht von den vergoldeten Teilen der Rüstung reflektiert wurde.
Die Männer hoben ihre Becher grüßend hoch und
versammelten sich um mich. Ich hob die Hand, warf meinen Mantel mit
einer gezierten Bewegung über den Stuhl und setzte mich.
    »Andronicus - du bist römischer Bürger?«
    Er nickte und zwinkerte überrascht mit den Augen. Dann winkte
er dem Wirt, der, wie die meisten Wirte, ein gemütlicher, fetter
Mann mit unzähligen geplatzten Äderchen auf der Nase und
den Wangen war. Er brachte Wein und frische Becher.
    »Ich komme aus Rom«, sagte ich und entrollte das
Pergament. »Hier sind die Siegel. Aetius schickt mich,
unterstützt von Präfekt Trygetius. Ich soll euch warnen und
euch die Befehle Roms übermitteln.«
    »Warnung? Befehle?«
    Ich sagte hart, während ich den Becher hob und den Männern
ringsum in die verwunderten Gesichter blickte:
    »Unsere Streifen, die überall sind, haben hier einen
hunnischen Zug entdeckt. Wir fingen einen Hunnen und er sagte unter
der Folter folgendes aus:
    Wenn der Schnee schmilzt, kommt Attila von der unteren Danubia
hierher. Er hat ein mächtiges Heer und wird Mailand berennen und
Aquileja und die anderen Städte. Concordia und Altinum, Patavium
und Vicetia und alle anderen. Es werden Hunderttausende Krieger sein
und jeder wird Männer töten, Kinder schlachten und die
Frauen schänden. Höfe und Dörfer, Städte und
Speicher werden ausgeraubt und verbrannt. Darum lautet der Befehl von
Rom:
    Wenn der Frühling kommt, verlaßt ihr eure Städte.
Sagt es allen, die ihr trefft! Allen!
    Verlaßt die Städte und nehmt alles mit, was von Wert
ist!
    Geht in die Berge, richtet euch in Höhlen ein! Nehmt das Vieh
mit, das Gold und die Frauen, euren Besitz und soviel wie möglich.
Beginnt schon jetzt, im Herbst, eure Habe in Sicherheit zu bringen.
Heu und Stroh, Getreide und Schinken und Wein - alles!«
    Andronicus sagte mit kalkweißem Gesicht:
    »Aber. Aetius hat Attila besiegt! Auf den katalaunischen
Feldern? Wer sagt uns, daß Attila sich auf den Weg macht?«
    Meine Hand schoß vor, packte den Magister an seinem offenen
Hemd und zog ihn quer über den Tisch.
    »Du blutiger Narr!« schrie ich. »Ich selbst habe
neben Aetius gekämpft und die Leichenberge gesehen und das
verwüstete Land. Ihr könnt euch auch dem Befehl von Rom
widersetzen, aber das bedeutet Tod und Mord für euch alle. Wir
wissen, daß Attila hier vorbeizieht. Ein Heer, mordend und
schändend, sengend und so schnell, daß es von hier bis zum
Paß nur einen Tag braucht. Sie haben fünf bis zehn Pferde
für jeden Reiter. Sie schießen Brandpfeile mit großen
Bögen - siehst du jetzt, daß ich nicht lüge? Kannst
du lesen?«
    Ich ließ ihn los und atmete schwer. Dann brach ich das
künstliche, gefälschte Siegel auf und strich das knisternde
Pergament glatt.
    »Ich kann lesen!« brummte Andronicus, während ich
durstig den halben Becher leer trank.
    »Dann lies!« rief ich.
    Langsam studierte er die lateinischen Schriftzeichen, die
Siegelabdrücke und die Unterschriften. Auf diesem Pergament
hatte ich jeden Punkt deutlich und präzise erklärt, und
meine Maschinen hatten die

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