PR TB 096 Das Mädchen Aus Dem Nirgendwo
als Wachtposten zurückgelassen hatten, dann
würde Michaels Vorhaben
nicht so einfach sein.
Er kam zu der Zierhecke an der Straßenseite und blickte
vorsichtig hindurch. Der Gleiter war leer. Er seufzte erleichtert.
Gerade als er sich erhob und über die Hecke springen wollte,
tratjemand aus dem Schatten des Hauses und sagte:
»Sie leben also!«
Aus dem Laboratorium drang ein markerschütternder Schrei und
einer der beiden Springer rief erschüttert: »Check, um
Gottes Willen, was ist passiert!«
*
Michael überwand seine Überraschung schnell, als er
Samantha vor sich sah.
»Wir müssen von hier schleunigst verschwinden«,
sagte er, nahm sie am Arm und drängte sie zum Gleiter. Er schob
sie durch den Einstieg, kletterte nach und nahm auf dem Pilotensitz
Platz. Gleich darauf schoss der Gleiter in einem steilen Bogen in die
Höhe. Da siejetzt in Sicherheit waren, bestand kein Grund mehr
zur Eile.
Michael schaltete den Autopiloten ein und veranlasste ihn, hundert
Meter über der Stadt zu kreisen. Dann wandte er sich Samantha
zu.
»Was hat Jefferson dazu veranlasst, Sie mit Check und Pat zu
schicken?« fragte er.
»Burk weiß nichts davon«, antwortete sie. »Ich
kam auf eigene Faust mit.«
»Und warum?«
»Ich konnte nicht glauben, dass Sie tot sind. Ich wollte
mich ganz einfach davon überzeugen, dass Sie leben.«
»Wer hat etwas anderes behauptet?«
»Check und Pat. Sie sagten, dass sie Sie erledigt hätten.«
Michael runzelte die Stirn. Warum hatten die beiden Springer dies
behauptet, obwohl sie nur mit Schockwaffen bewaffnet waren? Sie
mussten wissen, dass sie ihn betäubt hatten, woraufhin sie von
dem Unbekannten selbst außer Gefecht gesetzt worden waren.
Der Unbekannte — er musste die beiden Springer durch Drogen
oder Hypnose dahingehend beeinflusst haben, dass sie selbst glaubten,
ihn, Michael getötet zu haben.
»Und wie hat Jefferson auf diese Nachricht reagiert?«
erkundigte sich Michael.
»Gelassener als ich«, antwortete Samantha. Sie
warfMichael einen schnellen Blick zu und meinte spitz: »Aber
bilden Sie sich deshalb nichts ein.«
»Warum war es Ihnen nicht gleichgültig, ob ich tot bin
oder lebe?« wollte Michael wissen. »Sie sind immerhin der
Sohn des Großadministrators!«
»Ja, das bin ich wohl«, sagte Michael. Er wechselte
schnell das Thema. »Nun ist es doch noch zu derVerabredung
gekommen, um die ich Sie bat. Ich bin Ihnen dankbar dafür,
Sana. Denn nun besteht immer noch die Chance, dass Sie sich von
mir helfen lassen.«
»Sie können mir nicht helfen. Niemand kann das.«
»Es käme auf einenVersuch an.«
»Nein. Bringen Sie mich zu meinem Schiff zurück.«
»Die LORELEI gehört Ihnen?« wunderte sich
Michael. »Ich dachte, es sei Jeffersons Schiff.« »Das
kommt auf dasselbe hinaus. Wir sind verheiratet.« Sie wandte
sich von ihm ab.
»Bringen Sie michjetzt zum Raumhafen?«
»Vielleicht sollten Sie sich vorher anhören, was ich
Ihnen vorzuschlagen habe.«
Sie schwieg. Michael fasste das als Zustimmung auf und erklärte:
»Ich weiß nicht sehr viel über Ihrjetziges Leben,
Sam. Aber ich weiß, was früher war. Sie waren ein
verschrecktes, weltfremdes Mädchen, das sich durch den Verlust
des Gedächtnisses in dieser Welt nicht zurechtfinden konnte.
Professor Farkas sagte mir, dass es sich bei Ihnen um eine
herkömmliche Amnesie handelt. Was er sagte, dürfte auch
heute noch Gültigkeit besitzen. Deshalb möchte ich Ihnen
vorschlagen, sich in die Obhut eines Psychodynamikers
zu begeben.«
»Wollen Sie bei Burk vorsprechen, um sich eine Genehmigung
zu holen«, warf sie spöttisch ein.
»Jefferson wird überhaupt nicht wissen, wo Sie zu
finden sind«, sagte Michael schnell. »Es gibt in der
Vorstadt Maragods eine Klinik, die von den Ezialisten vorbildlich
geführt wird. Ich habe dorthin gute Beziehungen und kann Sie
unterbringen, ohne dass irgendein Außenstehender davon erfährt.
In der Ezialistischen Klinik werden Sie sich in absoluter Sicherheit
befinden. Jefferson findet Sie dort nie!«
Sie schwieg eine Weile. Schließlich fragte sie mit leiser
Stimme: »Und wie, glauben Sie, könnte mir dort geholfen
werden?«
»Das weiß ich nicht«, sagte er. »Aber
eines ist gewiss, nirgends in diesem Universum können Sie
bessere Hilfeleistung erwarten als in der Ezialistischen Klinik.«
Während Michael noch sprach, schaltete er den Autopiloten aus
und übernahm die Steuerung wieder selbst. Er wusste, dass er
gewonnen hatte, Samantha würde sich ihm anvertrauen.
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