PR TB 103 Brennpunkt Vergangenheit
verdoppeln. Darf ich
mich verabschieden?«
Der Staatsmarschall streckte ihm die Hand entgegen.
»Auf Wiedersehen, Inspektor. Schicken Sie mir den
Bußgeldbescheid zu. Ich werde den Betrag überweisen.«
Als Moos wieder abgefahren war, sagte Nelson:
»Warum haben Sie ihn nicht zum Teufel geschickt, Reginald?«
Bull wurde ernst.
»Das wäre ein grober Mißbrauch meiner Stellung
gewesen, Guy. Nein, so etwas würde ich niemals tun. Außerdem
ist Moos in Ordnung. Er hat sich nicht nur an die Vorschriften
gehalten, sondern auch Ritterlichkeit gegenüber einer Dame und
sogar Humor bewiesen, was man bei einem Beamten selten voraussetzen
kann.«
Er blickte auf seinen Armbandchronographen.
»Ich bedaure sehr, daß ich mich nicht länger
aufhalten kann, Guy. Wir haben uns viel zu erzählen. Aber ich
muß zu diesem Empfang zurück. Dort sind einige äußerst
wichtige Personen der galaktischen Politik anwesend, und ich habe
noch verschiedene bedeutungsvolle Gespräche zu führen. Sie
wollen zum Zirrus-Nebel, Guy?«
Der Raumkapitän nickte.
»Fein«, sagte Bull. »Ich wünsche Ihnen
Hals- und Beinbruch. Melden Sie sich bitte bei mir, sobald Sie
zurückgekehrt sind. Ich würde Sie und Ihr bezauberndes
Fräulein Schwester gern zu einem Plauderabend in mein Landhaus
am Goshun-See einladen.«
Guy entblößte sein kräftiges Gebiß in
lautlosem Lachen und erwiderte:
»Wir nehmen die Einladung an, Reginald. Bis dann also!«
Er umschloß mit seiner behaarten Pranke die nicht viel kleinere
Hand des Staatsmarschalls und schüttelte sie kräftig.
Nachdem Reginald Bull sich auch von Mabel und den anderen
verabschiedet hatte, stieg er wieder in seinen Gleiter. Das Fahrzeug
hob ab und raste in den Himmel.
***
Raumkapitän Guy Nelson summte vor sich hin, während er
die Kraftstationen der HER BRITANNIC MAJESTY behutsam hochschaltete.
Yokish Kendall musterte die Anzeigetafeln der Kontrollen und
runzelte die Stirn, als er die »Nebelflecke«
elektronischer Fehlerquellen auf fast jeder Tafel entdeckte.
»Sind Sie sicher, daß Sie mit der H.B.M. nicht nur
starten, sondern auch ein bestimmtes Ziel ansteuern können,
Guy?« fragte er.
Nelson griff unter seinen Sessel und zog eine angebrochene Flasche
Bourbon hervor. Er hielt sie hoch und sagte fröhlich:
»Solange uns dieser >gute Geist der Erde< nicht
verläßt, brauchen wir uns
um mein altes Mädchen, die H.B.M. keine Sorgen zu machen,
Yokish!«
Eine Hälfte des Zentralschotts fiel polternd nach innen.
George marschierte über sie hinweg, drehte sich um und lehnte
die Schotthälfte pedantisch genau vor die Öffnung.
Danach wandte er sich seinem Herrn zu, nahm eine etwas verbogene
Haltung an und schnarrte:
»Ich stehe zu Ihrer Verfügung, Sir!«
»Danke, alter Drachenkiller!« erwiderte Guy Nelson
gutgelaunt. »Stell mal fest, was mit Energiestation drei los
ist.«
»Ja, Sir!«
George ging mit steifen Schritten auf ein Kontrollpult zu, riß
an mehreren Hebeln, stieß seine metallenen Finger auf
Schalttasten und meinte schließlich:
»Mit Energiestation drei ist nichts los, Sir.«
Guy, der gerade die Bourbonflasche angesetzt hatte, verschluckte
sich beinahe.
»Wie meinst du das, George?« schrie er den Roboter an.
»Genauso, wie ich es sagte, Sir«, antwortete George.
Sein linkes Auge blinkte; es wurde abwechselnd hell und dunkel.
»Energiestation drei arbeitet nicht, weil der Meilerschild
instabil ist.«
»Und warum ist der Meilerschild instabil?« fragte der
Raumkapitän mit erzwungener Gelassenheit.
»Weil der zum Erstaufbau nötige Energiespeicher fehlt,
Sir. Sie haben ihn verkauft, um HKD tanken zu können.«
»Was?«
Guy nahm noch einen kräftigen Schluck, dann verschloß
er die Flasche wieder und schob sie unter seinen Kontursessel. Er
lehnte sich zurück und bewegte lautlos die Lippen.
Plötzlich grinste er breit.
»Kein Problem, George!« rief er. »Du wirst die
Feldsicherungen von Meiler drei überbrücken. Sobald der
Meiler erst einmal Energie liefert, stabilisiert er auch den Schild.«
Yokish Kendall schüttelte den Kopf.
»Kennen Sie auch das Risiko, das damit verbunden ist, Guy?«
erkundigte er sich. »Wenn der Energieschild zusammenbricht,
werden wir mitsamt der H.B.M. verdampft.«
Guy Nelson winkte ab.
»Ich habe sowieso kein Geld, um für Mabel und mich ein
Begräbnis zu finanzieren. Die Beerdigungspreise sind heutzutage
der reinste Wucher. Man hat gar keine Lust mehr zum Sterben.«
Kendall holte tief Luft.
»Ich muß verrückt gewesen sein,
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