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PR TB 104 Samurai Von Den Sternen

PR TB 104 Samurai Von Den Sternen

Titel: PR TB 104 Samurai Von Den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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dieser von
Sümpfen umgebenen
    Zone hatte das Beben, eines von vielen jährlich, wie ich
inzwischen wußte, kaum Schäden angerichtet. Nachdem der
Geruch des Tees von der kühlen Nachtluft aufgesogen worden war,
sagte der Lehrer:
    »Der erste von fünf Versuchen, Ataya!«
    »Ich gehorche!« erwiderte ich.
    Ich nahm einen ganz anderen Bogen, denn da ich nicht wirklich
schoß, sondern »Es« schoß, war es
gleichgültig, mit welcher Waffe ich es versuchte. Ich nahm, ohne
recht hinzusehen, einen Pfeil und machte die vorgeschriebenen
Atemzüge. Dann hielt der Lehrer seine Hand vor die Kerzenflamme,
und der Raum wurde dunkel. Ich sah das Hüttchen mit dem Ziel nur
undeutlich und schloß, während ich den Bogen spannte, die
Augen. Ich fühlte den unerbittlich strengen, analytischen Blick
des Lehrers, während ich mich eine Art vorübergehender
Trance versetzte. Dann, nach einer Zeit, deren Dauer ich nicht
bestimmen konnte, sagte der Lehrer:
    »Löse die Sehne!«
    Ich hörte einen dumpfen Aufschlag. Der Lehrer nickte mir zu,
als ich mich entspannte. Ich ging die wenigen Schritte, nahm einen
zweiten Pfeil, stellte mich in Position.
    »Versuche es!«
    Es fiel mir nicht auf, daß die Stimme des uralten Mannes
sehr zufrieden geklungen hatte. Kein Muskel des Gesichtes rührte
sich. Noch vor wenigen Tagen hatte ich gedacht, daß ich wohl
niemals Zugang zu der merkwürdigen Kultur bekommen würde.
Jetzt wußte ich: Ich wurde immer mehr Teil dieser Kultur.
    »Löse die Sehne!«
    Der Schuß löste sich. Das Geräusch brach mit einem
dumpfen Einschlag ab.
    »Hole deinen eigenen Bogen und drei der eigenen Pfeile!«
ordnete der Lehrer an. Ich legte den Bogen zurück, verbeugte
mich und gehorchte. Binnen kurzer Zeit war ich mit dem Bogen aus
nachgeahmten Bambusfasern da und mit drei der maschinell
ausgewuchteten und ausgespinten Pfeile.
    »Versuche es wieder!«
    Der dritte Schuß. Der vierte. Und schließlich, bei
völliger Dunkelheit (der Lehrer hatte die Kerzenflamme
ausgeblasen) der fünfte und letzte Schuß. Ich hatte noch
das Geräusch des Einschlags in den Ohren, ordnete meine Gedanken
und verneigte mich.
    Der Meister stand auf, griff nach meinem Bogen, stellte sich hin
und schoß einen Pfeil in die Richtung des Zieles. Alles geschah
in völliger Dunkelheit. Dann sagte Wakadoshiyori leise:
    »Komm!«
    Wir verließen den Pavillon. Wie Schatten erreichten wir das
Haus, ich nahm eine Fackel und entzündete sie an dem
Holzkohlenbecken. Langsam schritten wir durch den Park mit seinen
nächtlichen Geräuschen bis zum Ziel. Ich schaute
vorschriftsmäßig zu Boden, bis wir dicht davor standen und
ich eine verblüffte Stimme hörte:
    »Sieh her! Hebe die Fackel!«
    Ich traute meinen Augen nicht. Die fünf Schüsse, in
völliger Dunkelheit abgegeben, hatten getroffen. Mehr als das:
Der erste Pfeil mit der weißen Markierung saß im rechten
Auge der Puppe, und die anderen vier ringsherum. Ein Pfeil hatte
einen vorher eingeschlagenen Pfeil der Länge nach angeritzt. Ein
Bündel aus fünf Pfeilen steckte in dem Ziel, das nicht viel
größer als mein Daumennagel war. Der Schuß des
Meisters stak neben meinem ersten Treffer im schwarzen Knopf auf der
Brust der Puppe. Der Lehrer lehnte sich gegen das Häuschen,
starrte mich an und beruhigte sich. Dann verbeugte er sich so tief,
daß sein Kopf beinahe meine Knie erreichte.
    Er sagte feierlich:
    »Ich habe einige Hundert Schüler gehabt. Einige von
ihnen brauchten Monate, die meisten brauchten Jahre. Aber keinem von
ihnen ist geglückt, was du fertigbrachtest. Nach sechs Tagen
Übungen beherrschst du die Kunst der Ritter - das
Zen-Bogenschießen.«
    Dein langer Aufenthalt in vielen Kulturen hat dich dazu befähigt,
sagte der Logiksektor. Mir war gleichgültig, daß er meinen
berechtigten Stolz vernichtete.
    »Ich freue mich, daß ich ein guter Schüler eines
hervorragenden, einmaligen Lehrers sein durfte«, sagte ich
betroffen. Stets waren Pädagogen Schmeicheleien zugänglich;
hier stieß ich auf schroffe Ablehnung.
    »Ich war nur das Werkzeug«, sagte er. »Der Fluß,
auf dem die Boote des Verstehens schwimmen. Zen ist die Quelle, und
du warst der Unterlauf.«
    Ich erwiderte:
    »Das Meer enthält mehr Wasser als der breiteste Strom.
Ich freue mich, aber ich mißtraue auch. Wir wollen morgen die
Versuche wiederholen.«
    Ich fühle mich ein wenig abgespannt, und ganz hatte ich noch
immer nicht begriffen, daß ich einen weiteren Schritt geschafft
hatte. Wir zogen vorsichtig die Pfeile aus der Puppe

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