PR TB 118 Planet Der Kidnapper
Handlungsweise Guckys konnte hier
nicht viel Schaden mehr anrichten.
Die vier Männer verließen zehn Minuten später das
Schiff und gingen zu Ten Carrs Gleiter. Er verschwand über den
Hügeln im Westen.
Bender betrachtete die beiden Männer.
»Sollen wir sie wirklich laufenlassen?« fragte er den
Mausbiber.
»Ja, aber vorher möchte ich diesen hier etwas fragen.
Er weiß, wo Rotkel gefangengehalten wird.« Er fixierte
den Mann. »Wie lange braucht ein Gleiter, um bis zu dem
Versteck zu fliegen?«
»Ich darf nichts sagen«, erwiderte der Mann.
»Also zwei Flugstunden«, stellte Gucky befriedigt
fest, während der Mann ihn verblüfft anstarrte. »Ist
eine Wache bei den Gefangenen zurückgeblieben?«
»Ich. ich.«
»Also keine! Ausgezeichnet! So, und nun wollen wir uns noch
einmal über den Weg dorthin unterhalten.«
Es war insgesamt betrachtet eine äußerst skurril
anmutende Unterhaltung, die den beiden Männern fast den letzten
Nerv raubte. Gucky stellte Fragen, sie beantworteten sie nicht, und
der Mausbiber wußte, was er wissen wollte. Keiner der beiden
hatte jemals Erfahrungen mit einem Telepathen gemacht. Jeder dachte
natürlich an das, was er nicht verraten wollte, und schon war es
geschehen.
Gucky nickte Bender zu.
»Parendosa soll sie aus dem Schiff lassen, wir brauchen sie
nicht mehr.« Er wandte sich an die beiden. »Und nochmals
besten Dank für Ihre
Hilfsbereitschaft. Aber das bedeutet nicht, daß Sie noch
einmal mit einer Bombe zu Besuch kommen dürfen. Das nächste
Mal werde ich nicht so freundlich sein. Ich teleportiere euch samt
dem unentschärften Ding drüben auf die winzige Felseninsel
im Meer, und dann könnt ihr was erleben.«
Er blieb allein in der Kommandozentrale zurück, während
Bender die denkwürdigen Besucher in die Schleusenkammer und
damit zum Ausstieg brachte. Parendosa sorgte dafür, daß
sie heil den Boden erreichten und sich schnell entfernten.
So schnell, dessen war man sich sicher, würden sie nicht
zurückkehren.
Bender war erstaunt, als er Gucky in der Kommandozentrale nicht
mehr vorfand. Ein Blick auf die Telefonkontrolle verriet ihm, daß
sich der Mausbiber in seine Kabine zurückgezogen hatte.
Er zuckte die Schultern und beschloß, sich ebenfalls ein
wenig auszuruhen. Parendosa hatte Wache.
8.
Das Gerücht verbreitete sich selbst auf dem fast unbewohnten
Planeten mit einer derartigen Geschwindigkeit, daß es nahezu
unwahrscheinlich wirkte. Niemand wußte, wer es in Umlauf
gesetzt hatte, aber jeder im »Paradies der Freien« schien
zu wissen, daß ein Schiff des Solaren Imperiums gekommen war,
um sie zu annektieren.
Das zweite Gerücht besagte, daß in der Stadt die Seuche
wieder ausgebrochen war und kein Serum zur Bekämpfung der
tödlich verlaufenden Krankheit mehr zur Verfügung stand.
Die Verbreitung dieser unheilvollen Nachrichten waren natürlich
in erster Linie den von Ten Carr und seiner Firma installierten
Kleinsendern und den privaten Rundfunkempfängern zu verdanken.
Old Ham hatte seinen Teil dazu beigetragen, daß die
entsprechenden Stellen genügend informiert wurden. Er selbst
blieb bescheiden im Hintergrund. Er sorgte auch geschickt dafür,
daß das dritte Gerücht eine nur unbestätigte und
nichtoffizielle Meldung blieb: Wenn Brandix, der zweite Entführer
Rotkels, den Gefangenen nicht rechtzeitig herausgab, konnte es zu
einer doppelten Katastrophe kommen.
Zum ersten Mal war der Friede auf dem Planeten ohne Namen
ernsthaft gefährdet, und zwar lediglich deshalb, weil jeder den
Frieden erhalten wollte.
***
Von all diesen Dingen ahnten Rotkel und Cander nicht das
geringste.
Die beiden Flüchtlinge waren den ganzen Tag gewandert und
folgten dem Lauf eines breiten Stromes, den sie an keiner Stelle zu
überqueren wagten. Es gab keinerlei Anhaltspunkte, die
Entfernung bis zur Stadt und damit bis zum Meer abzuschätzen. Es
konnten noch drei, aber genausogut dreißig Tage Fußmarsch
sein. Die Lebensmittel würden knapp werden.
Lediglich Gesine würde keine Sorgen zu haben brauchen, denn
Gras und Blumen gab es in Hülle und Fülle. Wasser war
ebenfalls für alle genug da. Mehr als genug.
Das brachte Cander auf eine Idee.
»Wenn wir so weiterlaufen, kriegen wir noch Blasen«,
sagte er, als sie erschöpft eine Rast einlegten. »Wir
sollten uns überlegen, ob wir nicht ein Floß bauen. Bäume
gibt es genug.«
»Und wohin soll uns das Floß bringen?«
»Zum Meer, wohin sonst? Zwanzig Kilometer von der Stadt
entfernt mündet ein großer Strom
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