PR TB 122 Der Herr Von Exota Alpha
Scarron!«
warf Manuel ruhig ein. Sie hatten das jenseitige Ende des Strandes
erreicht und blieben stehen, um zurückzugehen. »Ja, wir
alle schufteten ununterbrochen. Seit zwei Jahren etwa arbeitet dieses
System ohne Störungen.«
»Kazuhiko . ist er keine Störung?« erkundigte
sich der Terraner.
Sie standen dicht voreinander. Cascal wagte nicht, Scarron
anzurühren. Die junge Frau vermochte es nicht, die Regeln zu
verletzen, die sie selbst aufgestellt hatte. Entweder Scarron und die
Aufgabe - oder ein anderer Mensch. So hieß es, so wurde es seit
zwei Jahren befolgt.
»Er war die einzige Möglichkeit, alle Stämme mit
ihren Rivalitäten zu vereinen!« sagte Scarron. »Gehen
wir zurück. Meine Wächterinnen werden sonst ungeduldig.«
»Sehr wohl, Frau Göttin!«
»Du sollst nicht scherzen, Manuel. Du weißt genau, wie
ernst das alles ist!«
Cascal schluckte und bestätigte:
»Es ist ernst. Beide Probleme sind ernst. Das der steinernen
Tempel und ihrer Umfunktionierung und unser beider persönliches
Problem.«
Sie nickte schweigend. Sie gingen den Strand entlang zurück,
die sinkende Sonne im Rücken. Einige Tage lebte Cascal weiter in
diesem Informationsvakuum. Er sah und hörte nicht, wie die
Korybanten aus der Nähe der Stadt die Fortschritte beim Bau
meldeten.
Oder wie sich das gewaltige Heer von Kazuhiko sammelte und den
leeren Flußlauf aufwärts zog.
Auch das beobachteten und meldeten die Korybanten. Scarron baute
Schritt um Schritt ihre eigenen Befehle ab. Zunächst ging es
darum, in Gesprächen die Korybantinnen und Korybanten davon zu
überzeugen, daß Kazuhiko nicht mehr unterstützt
werden und dafür die Fremden zumindest neutral und passiv zu
behandeln wären. Auch diese Arbeit bemerkte Cascal nicht.
Höchstens, daß er sich mehrmals darüber wunderte,
wie unausgeschlafen Scarron wirkte. Sie aßen häufig
zusammen, unterhielten sich lange, gewöhnten sich mehr und mehr
aneinander. Die Intensität der Freundschaft nahm dabei
erstaunlicherweise zu.
Cascal entdeckte zwar die Natur des Mooses, sah aber nicht, wie
Pontonac und Shet das Volpinemoos fanden. Auch ahnte Manuel nichts
von Edmonds Plan, wie Kazuhiko zu fassen wäre.
Auch versäumte Cascal das wichtigste Ereignis für die
Korybanten, nämlich den Umstand, daß ein Mädchen mit
Namen Prokne von Assor, Sandal und Edmond gefangengenommen und nach
Burg Crater gebracht wurde. Aber Manuel merkte die Unruhe, die
tagelang die Siedlung erfüllte. Die Dinge gerieten in Bewegung,
schneller, als es Scarron beliebte. Weiterhin aß sie mit ihm,
unterhielt sich mit ihm und erschrak jedesmal, wenn er eine Bewegung
in ihrer Richtung machte. Auch die Entscheidungsschlacht versäumte
Cascal und die darauf folgenden Maßnahmen. Sie waren es die
ausnahmslos alle Korybanten in eine sehr nachdenkliche Stimmung
versetzten: Kriegsgefangene, die
derart behandelt wurden ... sie begriffen es nicht. Aber noch
immer sagte Scarron kein Wort.
Eines Abends saßen sie wieder unter dem Baum und tranken
Wein beim Schein des Windlichts. Cascal musterte Scarrons Gesicht
über den Rand des Bechers, den er mit beiden Händen
hochhielt, die Ellbogen auf den Tisch gestützt.
»Königin meines Herzens«, sagte er und sah sie
fragend an, »was geht eigentlich in jener anderen Welt vor? Ich
meine dort draußen, in der bösen Welt, aus der wir uns in
unserer Liebe entfernt haben?«
»Du wirst alles erfahren, wenn es an der Zeit ist«,
sagte sie leise. »Bitte, mache keinen Versuch, es von mir zu
erfahren - jetzt. Es bedeutet nichts für dich und viel für
mich.«
»Geht es meinen Freunden gut?« fragte er trotzdem.
»Ja.«
Sehr genau wurde Scarron von ihren Spionen darüber
unterrichtet, daß ein großes und ein kleines Schiff
gelandet waren. Sie erlebte den Abend bei Häuptling Nipleseth
mit, sah zu, wie Pontonac Prokne küßte, sah zu, wie
Kazuhiko sich auf dem Umweg über den Barden mit Sandal halb
versöhnte ... und dann kam der Erdstoß.
*
Manuel lag ausgestreckt auf dem bequemen Sessel auf der Terrasse.
Unter ihm schlugen die Wellen an den Kai. Wenn Cascal die Augen
öffnete, sah er direkt in die Sterne. Die Felsen verbargen noch
die beiden Monde des Planeten.
Eine Entscheidung kam auf ihn zu. Er spürte es voll innerer
Unruhe. Entweder wurde die Entscheidung von außen an ihn
herangetragen und zwang ihn zur Reaktion, oder er selbst würde
handeln und auf diese Art den belastenden Zustand ändern. Er war
seiner sehr sicher: Er liebte Scarron. Und ziemlich sicher
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