PR TB 122 Der Herr Von Exota Alpha
entscheiden können. Vielleicht. Wenn ich mich
entscheide, dann ist es endgültig.«
»Darauf hoffe ich!« sagte Cascal.
Er beugte sich nach vorn, nahm ihre Hand und küßte die
Fingerspitzen. Sie zog die Hand zurück, aber sein Griff war zu
fest. Dann sah er ihr in die ängstlichen Augen und lächelte,
drehte sich um und verließ den Raum.
Zwölf Tage später landete die Jet mit Shet Novaro und
ihm auf dem Burghof.
*
Taer Corbeddu räusperte sich und sagte schließlich:
»Das ist eine moralische Geschichte, aber eine ohne
glückliches Ende, Cascal.«
Cascal schnitt eine unzufriedene Grimasse.
»Sie treffen den Nagel auf den Kopf!« meinte er. »Das
administrative Problem ist gelöst. Kazuhiko, Sandal und Scarron
trafen sich hier im Krater.«
Kazuhiko knurrte:
»Sie wurde ebenso entmachtet wie ich!«
»Macht ist ein Schwert, das den Träger trifft«,
erwiderte Cascal. »Ihr habt beide Macht abgegeben und Macht
bekommen. Eine neue, andere Macht.«
Taer erkundigte sich:
»Und was haben Sie, Joaquin?«
»Ein Raumschiff voll Frustrationen!« betonte Cascal.
»Die Unsicherheit des klassischen Liebenden aus der Literatur.
Ich sehe mich schon am Kraterrand stehen und Blätter von einem
Zweiglein rupfen: Sie liebt mich . liebt mich nicht . und so fort.«
Er stand auf.
»Die tragische Figur geht jetzt schlafen. Wir sehen uns
morgen beim Frühstück, und da wird meine Laune besser sein.
Schließlich gibt es Wichtigeres im Leben eines Mannes als eine
Frau.«
Kazuhiko und Taer wechselten einen langen Blick. Der Mann mit der
Narbe meinte sarkastisch:
»Nämlich zwei Frauen. Oder mehr.«
Cascal warf die Tür hinter sich zu und ging zu Bett.
*
Taer blieb stehen, an die Wand gelehnt und deutete mit dem
glühenden Ende der Zigarette auf Kazuhiko.
»Das also ist ein Ausschnitt aus der exotischen Geschichte
dieses Planeten. Ich war nicht dabei, habe also nur
Sekundarinformationen. Ich kann mir aber deutlich vorstelle, daß
eine Organisation wie die der Korybanten der Scarron über
Fortschritt oder Chaos entscheiden kann.«
Nachdenklich fuhr Kazuhiko über seine lange Narbe. Er dachte
an die erbitterte Diskussion zwischen Sandal, Scarron und ihm. Dann
erwiderte er:
»Sie haben recht, Terraner. Joaquin Manuel Cascal, der
darunter leidet, daß sich Scarron nicht für ihn
entscheiden kann - obwohl ich sicher bin, daß sie ihn liebt -,
hat es fertiggebracht. Die steinernen Tempel und ihre Korybanten sind
umfunktioniert worden.«
»Was sind sie jetzt? Ich sah einen Tempel, an der Straße
dort .?«
Kazuhiko gab Auskunft:
»Wir haben noch neunzig Tempel an Stellen erbaut, wo sie von
großer strategischer Wichtigkeit sind. Es gibt also jetzt
eintausend solcher Tempel. Sie werden von zweitausend ausgebildeten
Frauen und Männern bedient. Sie haben eine Menge verschiedener
Aufgaben.«
Taer nickte.
»Ich höre.«
»Sie melden uns, wenn fremde Raumfahrer versuchen, Unruhe
über Exota Alpha zu bringen. Sie stellen eine Art
meteorologisches System dar: Sturmmeldungen und Wettermeldungen und
so weiter. Sie sind, bis wir unseren Rundfunk und das Fernsehen
haben, Boten und Nachrichtenträger. Sie sind aber auch
Beantworter von lebenswichtigen Fragen aus dem Kreis der
Bevölkerung.«
Er schnitt ein Gesicht, als habe er Salzwasser getrunken, dann
fuhr er fort:
»Und sie warnen, falls sich irgendwo bewaffnete Gruppen
zusammenrotten. Sie haben darin gewisse Übung.«
Taer lachte.
»Nehmen Sie es mit Humor, Kazuhiko. Der Große
Alexander, einer der wirklich gewaltigen Kriegsherren Terras,
beherrschte die halbe Welt und starb jung und elend. Sein Reich
zerfiel, als er noch im Sterbekampf war. Schlachtenruhm welkt noch
schneller als der von Poeten oder Barden. Der König von gestern
ist der Bettler und Narr von morgen.«
Kazuhiko schüttelte den Kopf und sagte erstaunt:
»Wie schlau ihr Terraner alle seid! Und warum habt ihr dann
solch große Flotten?«
»Das müssen Sie Atlan fragen, falls er hierherkommt. Er
ist älter als ich und viel klüger, was das Führen von
Schlachten betrifft.«
»Ich werde daran denken!« versprach Kazuhiko. »Ja
... und was ich Ihnen noch sagen sollte:
Edmond Pontonac und der Barde sind gerade dabei, einer solchen
Meldung nachzugehen.«
»Einer Wettermeldung?«
»Der Meldung, daß Fremde versuchen, Unruhe über
Alpha zu bringen.«
Taer senkte den Kopf und dachte: Dieser gerissene Kopf, dieser
Pontonac.
Sie verschoben die Erörterung aller noch ausstehenden Fragen
auf den nächsten Tag,
Weitere Kostenlose Bücher