PR TB 132 Projekt Pandora
Er
fing seinen Schwung ab und blieb auf einer großen, schräg
abgekippten Platte stehen und drehte sich langsam um. Jetzt bot er
ein Ziel, das man kaum verfehlen konnte -wenn jemand in diese
Richtung sah.
Keine Reaktion.
Zehn Sekunden später kauerte er sich im Schutz des ersten
Busches zusammen. Er war sicher im Innern der Schlucht.
Vermutlich, dachte er, stammten die verbrannten Gebiete hier von
einem Versuch, die Robots einzufangen. Hoffentlich waren die
Maschinen so vernichtet worden, daß man aus ihnen keine
Schlüsse ziehen konnte.
»Hinunter!« flüsterte er.
Er war waffenlos; seine Büchse hing dort oben in einem Baum
und war gut versteckt. Langsam bewegte er sich im Schutz von Büschen
und kleinen Bäumen in einer schrägen Linie hinunter und
erreichte eine Viertelstunde später den Platz, an dem die
Gleiter und Maschinen abgestellt waren. Während er sich umsah
und besonders die verwendeten Werkzeuge und Meißel, die
Laserschneiden und die Abfälle der Arbeit betrachtete - wieder
prägten sich die Bilder unauslöschlich in sein Gedächtnis
ein -, näherte er sich mehr und mehr dem Tunneleingang.
Und wieder eine Strahlensperre.
Aten Shende wischte sich den Schweiß von der Stirn, lehnte
sich an die Flanke eines Transportfahrzeugs und betrachtete die
Anordnung der Sperre. Fast begann er zu lachen; es war ein einfacher
Sicherheitsschirm, der vielleicht gegen Robots wirksam war, nicht
aber gegen Menschen.
Wieder glitt er unhörbar nach vorn.
Er wickelte vier Meter von der Fernsteuerung ab, schaltete die
Sperre ab und schlüpfte blitzschnell in den Stolleneingang
hinein. Noch in derselben Bewegung schaltete er den Projektor wieder
an; es gab zweimal ein weiches, puffendes Geräusch. Dann legte
er den Schalter ab, lief langsam in den Stollen hinein und wagte erst
dann, die kleine Lampe einzuschalten, als er einige Maschinen
zwischen sich und dem Tunnelausgang sah. Zuerst die Kristalle. Es
lagen genügend herum; er nahm eine Handvoll auf und füllte
sie in die leere Hülse der Patrone. Dann rammte er das Geschoß
wieder hinein und schob die Patrone zurück in die Brusttasche.
Das zweite Drittel der Informationen befand sich in seinem Besitz.
Fünf Gramm der Kristalle genügen, hatte sein
Auftraggeber gesagt. Ein Mann mit guten Untersuchungsgeräten
kann genau herausfinden, um welche Mineralien oder metamorphe
Gesteine es sich handelt. Nicht mehr!
Er ließ wieder die Lampe aufflammen.
Er sammelte exakt dieselben Informationen ein, die auch das
Pseudophilp eingeholt hatte. Als er nach etwa zwanzig Minuten
sämtliche Bilder in sich gespeichert hatte, huschte er zurück
zum Tunnelausgang und blickte sich um. Er starrte durch den Schirm
hindurch und suchte schweigend das Gelände ab.
Nichts und niemand war zu sehen.
Nur in dem flachen Bauwerk wurde das Licht eingeschaltet. Ein
Posten ging die wenigen Stufen hinauf, warf einen Blick ins Innere
der Bauleitung und verließ den Raum wieder. Das Licht erlosch.
»Dort wird man also nicht so schnell nachsehen!«
knurrte Shende, schaltete den Schirm aus und wieder an und spulte das
Kabel der Fernschaltung wieder auf. Er wunderte sich nicht, daß
dieser Stollen nicht noch besser bewacht wurde - niemand rechnete
damit, daß sich hier ein Agent herumschlich.
Er sah auf die Uhr.
Bis zum Verlassen des Kessels hatte er noch genug Zeit. Er schlug
einen weiten Bogen und schlich langsam und vorsichtig zwischen Boden
und Felswand dahin, umging mehrere Haufen von Gestein, hinterließ
kaum Spuren und blieb schließlich zwischen Abfällen,
morschem Holz und Schutt an der Wand der Bauleitung stehen.
Die Posten standen zweihundertfünfzig Meter oder weiter
entfernt an
der Eingangsschleuse und unterhielten sich leise. Shende sah die
Flamme eines Feuerzeugs und huschte in den Raum hinein.
Es gab keinen Alarm.
Zehnmal, jeweils eine halbe Sekunde lang, blitzte die kleine Lampe
auf. Er hielt sie so gesenkt, daß kein Widerschein nach
draußen, fallen konnte. Tabellen und Diagramme, die an den
Wänden angeheftet waren, prägten sich ihm ebenso ein wie
alle anderen Einzelheiten des Raumes.
Beim elften Aufflackern bemerkte er auf der Tischplatte, wie ein
Kartenspiel aufgefächert, eine Serie von dreidimensionalen
Farbaufnahmen. Es waren Vergrößerungen, erkannte Shende
auf den ersten Blick.
Er brauchte nur die oberste Aufnahme anzusehen, dann wußte
er Bescheid. Die Bilder verschwanden in seiner Tasche.
»Schluß hier!« sagte er.
Ohne es zu wissen, hatte er die optische
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