PR TB 137 Am Rand Des Universums
bin, denn ich könnte es dir nicht erklären. Aber ich
werde bald versuchen, dich für immer zu verlassen. Dann wirst du
wieder allein sein, allerdings ohne zu vergessen, was du durch mich
gelernt hast. Wenn Ogura morgen kommt, werde ich durch dich zu ihm
sprechen. Auch er hat einen Dämon, und durch dich und Ogura wird
er hören, was ich ihm zu sagen habe."
Im ersten Augenblick war Urabali starr vor Schreck. So deutlich
hatte er die lautlose Stimme noch nie zuvor vernommen.
„Wenn du sonst noch etwas wissen willst, Urabali, dann frage
nur. Du kannst flüstern, wenn du willst. Es genügt aber
auch, wenn du nur denkst."
Es kam Urabali seltsam vor, eine Frage nur zu denken. Also
flüsterte er:
„Wohnst du in meinem Geist? Bist du in mir? Und warum zeigst
du dich nicht?"
Die lautlose Stimme antwortete:
„Ich kann mich nicht zeigen, denn ich habe keinen Körper.
Auch wenn ich dich verlasse, wirst du mich niemals sehen können.
Außer der Welt, auf der du lebst, gibt es noch viele andere
Welten, und auf manchen von ihnen existieren die seltsamsten
Lebewesen. Dein Volk wird sich weiterentwickeln, und vielleicht
werden eure Nachkommen in Tausenden von Jahren einmal diesen Planeten
verlassen können. Doch das liegt in ferner Zukunft. Die Probleme
von heute sind deine Probleme. Und fürs erste dürften sie
gelöst sein. Lade Ogura morgen nach dem Festmahl in deine Höhle
ein. Dann werde ich mit ihm sprechen."
„Ich werde alles tun, was du von mir verlangst",
hauchte Urabali scheu.
„Danke", erwiderte die Stimme und schwieg.
Es dauerte lange, bis Urabali endlich einschlief.
Es war Ellert klar, daß er ein gewisses Risiko damit
eingegangen war, sich dem Häuptling zu offenbaren. Aber er
wollte für den morgigen Tag die Kooperation seines Gastkörpers
besitzen, um so leichter mußte es fallen, den fremden Intellekt
von seinen guten Absichten zu überzeugen. An der Reaktion Oguras
würde er sofort merken, ob ihm das gelungen war oder nicht.
Am Mittag des anderen Tages brannten große Feuer vor den
Höhlen. Ogura erschien mit etwa zwanzig Kriegern und einigen
Frauen. Er wurde von Urabali noch am Waldrand begrüßt und
zu den Höhlen geleitet. Es war, als hätte es nie einen
Krieg zwischen den beiden Stämmen gegeben. Die Männer
begegneten einander wie alte Freunde, und auch die Frauen zeigten
sich nicht zurückhaltend. Unten in den Stromschnellen wirbelte
das Wasserrad, und die beiden
gelben Drähte des seltsamen Eisengestelles hingen lose herab.
Im Augenblick achtete noch niemand darauf.
Als Gastgeschenk hatte Ogura ein Faß mit einer dunkelbraunen
Flüssigkeit mitgebracht, von der er geheimnisvoll sagte:
„Wir haben es aus Getreide und Früchten hergestellt,
und es schmeckt sehr gut. Wenn man allerdings zuviel davon trinkt,
schläft man lange und tief. Seid also vorsichtig."
Das Festmahl begann, und hölzerne Krüge mit der
dunkelbraunen Flüssigkeit machten die Runde. Die Stimmung wurde
ausgelassen, und bald begann die Verbrüderung.
Am späten Nachmittag nahm Urabali Ogura beim Arm.
„Ich möchte mit dir allein sprechen, Ogura. Folge mir
in meine Höhle. Wir haben Zeit, denn ihr werdet diese Nacht bei
uns verbringen. Es sind wichtige Dinge, die ich dir zu sagen habe."
Ogura nickte etwas erstaunt, rief seinen Männern ein Scherzwort
zu und folgte Urabali in dessen Höhle. Als sie sich gesetzt
hatten, sagte Urabali-Ellert:
„Hör genau zu, Ogura, was ich dir zu berichten habe. Du
glaubst, mir, dem Häuptling des Höhlenstamms,
gegenüberzusitzen, aber das ist nicht der Fall. Es ist mein
Dämon, der zu dir spricht. Und er möchte auch nicht mit
dir, sondern mit deinem Dämon sprechen. Nein, steh nicht auf,
sondern bleib sitzen! Ich spreche die Wahrheit. Ich bin ein Wesen,
dessen Existenz dein Begriffsvermögen übersteigt, Ogura,
und Urabali hat keine Gewalt über mich. Genausowenig, Ogura, wie
du Gewalt über deinen Dämon hast. Ich will, daß er
mir durch dich antwortet. Es ist für ihn und für mich von
größter Wichtigkeit, daß wir Kontakt aufnehmen."
Jetzt mußte es sich entscheiden, ob Ellerts Hoffnungen sich
erfüllten oder nicht. Das andere Bewußtsein, eine
energetische Existenz wie er selbst, mußte sich nun bemerkbar
machen, wenn es dazu in der Lage war. Gespannt sah er auf Oguras
Mund, und als dieser sich endlich öffnete, hielt er
unwillkürlich den Atem an, das heißt: Urabali hielt den
Atem an.
„Ich habe immer geglaubt, einmalig im Universum zu sein.
Vielleicht ist das der Grund
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