PR TB 137 Am Rand Des Universums
hatte - ebenso wie Ogura - fast vergessen, daß es eine
Zeit gegeben hatte, in der er nicht er selbst gewesen war.
Es ging alles viel leichter und viel besser, als Ernst Ellert
erwartet hatte. Die Loslösung von Urabali erfolgte in dem
Augenblick, als der Elektroschock eintrat. Er versäumte keine
Sekunde und schlüpfte sofort in Kerons Körper.
Das Bewußtsein des Jägers brauchte er nicht zu
verdrängen, es wich freiwillig. Wenige Sekunden später
spürte er, daß auch der fremde Intellekt eindrang. Der
Kontakt war unmittelbar und direkt.
„Wir haben es geschafft", teilte der Fremde mit. „Wir
sind beide im Körper dieses Dreibeiners vereinigt, und er wird
unseren Befehlen gehorchen müssen."
Ellert erwiderte:
„Er tut es freiwillig. Wir brauchen ihm keine Befehle zu
erteilen. Er weiß, was er zu tun hat." Keron erhob sich,
ging in seine Höhle, kehrte mit den Waffen zurück und
sprach mit Urabali. Dann überquerte er den Bach und verschwand
im Wald. Er durchschritt den Wald und stieg immer höher, bis er
den Fuß des hohen Gebirges erreichte. Hier schlug er ein Lager
auf und übernachtete.
Am anderen Morgen, als er erwachte, sagte der Dämon - er
glaubte noch immer, daß es nur einer war - zu ihm:
„Folge dem Pfad, den die Crols machten, als sie noch auf die
Berge stiegen. Du brauchst nichts zu befürchten, es gibt dort
keine Crols mehr. Du wirst niemandem begegnen. Es wird Schnee liegen
und ein beschwerlicher Weg sein, aber du wirst es schaffen. Wenn du
keine größeren Pausen machst, erreichen wir noch vor
Dunkelwerden eine Höhle, in der du übernachten kannst."
Es wurde eine anstrengende Wanderung, und gegen Mittag begann es
zu schneien. Der fremde Intellekt übernahm die Leitung Kerons,
denn er kannte von seinen früheren Beobachtungen her den Weg.
Noch vor Einbruch der Dämmerung erreichte Keron die versprochene
Höhle und legte sich zur Ruhe. Obwohl es kalt war, schlief er
sofort vor Erschöpfung ein.
Während er schlief, nahm Ellert wieder Kontakt mit dem
fremden Bewußtsein auf. Viel konnte er nicht mehr erfahren,
obwohl die Verständigung direkt und klar war. Schließlich
sagte der Fremde:
„Ich weiß aus alten Überlieferungen, daß
meine Vorfahren auch Expeditionen zum inneren Kern des Universums
durchgeführt haben. Als unsere Zivilisationen nahezu ihren
Höhepunkt erreicht hatten, waren die meisten Planeten des
inneren Universums gerade erst entstanden. Leben war dort noch
unmöglich, und es würde erst in einigen Millionen Jahren
entstehen. Selbst wenn wir in dem Wrack keine näheren
Kursangaben finden, so dürfte kein Zweifel daran bestehen, in
welche Richtung du dich zu wenden hast. Die Zeit und die Entfernung,
das sind zwei andere Probleme, mit denen du fertig werden mußt."
Ellert wußte, daß es nicht viel zu erwidern gab. Es
war merkwürdig, mit einem Wesen Verbindung zu haben, das er
weder sehen noch fühlen konnte. Er mußte ihm vertrauen und
glauben, das war seine einzige Chance. Auf der anderen Seite gab es
kein Motiv für einen Verrat.
„Ich bin dir für deine Hilfe sehr dankbar. Es tut mir
leid, daß ich nichts für dich tun kann." „Vielleicht
kannst du das doch - aber darüber unterhalten wir uns, wenn wir
das Wrack gefunden haben."
Ernst Ellert ließ sich in das Unterbewußtsein Kerons
hinabsinken und geriet in einen Zustand, den ein Mensch als „Schlaf"
bezeichnet hätte.
Er wartete auf den kommenden Tag.
Am anderen Tag hatte es aufgehört zu schneien. Die Temperatur
war weiter gesunken, und der Himmel war klar. Keron marschierte
tapfer weiter, bis er den Rand einer riesigen Mulde erreichte, in
deren Mitte - vom Schnee bedeckt - ein über hundert Meter
langes, seltsam geformtes Gebilde lag. Ellert identifizierte es
sofort als ein torpedoartiges Raumschiff, das flach gelandet sein
mußte. Lautlos fragte er seinen körperlosen Partner:
„Du hast es vor mir gesehen, als es noch nicht mit Schnee
bedeckt war. Ist es sehr beschädigt?"
„Es muß glatt gelandet sein. Ich weiß nicht, was
aus seiner Besatzung geworden ist. An Bord befinden sich keine
Leichen. Ich weiß, wo die Luke ist. Keron kann sie leicht
öffnen."
In der Mulde war der Schnee tiefer, aber zum Glück auch hart
gefroren, so daß Keron kaum einsank. Der Dämon führte
ihn bis zur Mitte des langen Gebildes und befahl ihm, den Schnee
abzukratzen. Bald kam eine glatte Metallfläche zumVorschein, und
Keron erkannte eine rechteckig verlaufende Fuge, die wohl eine Tür
darstellte. Der Dämon sagte zu
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