PR TB 137 Am Rand Des Universums
am
äußeren Rand. Auch diese grüne Sonne mit ihrem
Planeten rast mit Überlichtgeschwindigkeit vom Zentrum des
Universums fort, aber wir bemerken es nicht. Unsere Astronomen und
Wissenschaftler hatten auch berechnet, daß sich die Galaxien im
Innern der Universumkugel mit Unterlichtgeschwindigkeit bewegten. Das
war eine phänomenale Feststellung - und sie war unglaublich.
Eine Geschwindigkeit, die unter der des Lichtes lag, kannten wir nur
in der Relation zu unseren eigenen Welten. Ich bin davon überzeugt,
daß alle diese Umstände eine gewisse Zeitverschiebung
verursachten, die wir jedoch nicht bemerkten. Es gab einfach keine
Relation zu anderen Zeitebenen. Es mag sein, daß in dieser
heimatlichen Galaxis, deren Position wir nicht kennen, nur wenige
Sekunden vergehen, während wir uns Stunden unterhalten - oder
umgekehrt. Ich habe oft über dieses Problem nachgedacht, und ich
kann es tun, weil ich keinen Körper besitze, der sterblich ist.
Aber ohne Körper existieren wir nur, wir leben nicht. In Urabali
hast du gelebt, ich lebte in Ogura. Jetzt leben wir beide in und mit
Keron. Und doch gibt es zwischen uns beiden einen gewaltigen
Unterschied: Wenn wir eine einzige Zeitebene als Grundlage nehmen,
existiert dein Volk noch. Das meine hingegen ist längst
vergangen. Deine Existenz hat noch einen Sinn, die meine nicht. Ich
kann meinen Sektor des Universums nicht verlassen, und ich werde hier
warten müssen, bis neues Leben entsteht, um ihm eine Seele, ein
Bewußtsein zu geben. Das ist meine Aufgabe."
„Der göttliche Funke?" fragte Ellert mit einer
gewissen Ehrfurcht.
„So könnte man es bezeichnen", erwiderte der
Fremde.
Ellert kam es zu Bewußtsein, daß er dem Wesen des
Göttlichen ein Stück nähergekommen war.
„Ich heiße Ernst Ellert. Das war mein Name, als ich
noch einen Körper besaß. Wie heißt du?" Es
entstand eine Pause, dann erwiderte der Fremde:
„Ich habe viele Millionen Namen, denn mein Bewußtsein
besteht nicht aus mir allein. Ich repräsentiere eine Einheit aus
vielen Völkern und Rassen, deren Intellekt sich in mir
vereinigte. Du kannst mich ES nennen. Oder nenne mich einfach nur
„den Fremden", wie du es bisher getan hast. Denn ich werde
dir immer fremd bleiben müssen."
Während seines unendlich währenden Daseins hatte Ellert
noch niemalsjemanden getroffen, der fremd und zugleich Freund war.
Das Erschreckende an dem, was er erfahren hatte, war die Tatsache,
daß der Fremde gottähnlich war - und daß er selbst
ihm glich.
„Du bist das Ergebnisjeder natürlichen Entwicklung",
vermutete er. „Jede Intelligenz unseres
Universums wird sich eines Tages entstofflichen und nur in der
Form reiner Energie weiterexistieren. Eine Energie, die denken kann.
Der Körper scheint nur eine Übergangsform zu sein. Aber du
siehst allein an unserem Beispiel, daß wir ohne einen Körper
nicht leben können. Wir können nicht einmal eine Kontrolle
betätigen."
„Das stimmt, aber nur deshalb, weil wir noch im materiellen
Universum existieren. Dringe nur weiter vor in das Unbekannte
jenseits der Grenzen unseres Universums, und du wirst Welten finden,
die keine Materie mehr kennen. Welten, die nur für ein
körperloses und materieloses Bewußtsein betretbar werden.
Das ist die Zukunft!"
„Das ist... das ist phantastisch! Ich kann es mir nicht
vorstellen!"
„Wer kann sich schon wirklich die Zukunft vorstellen? Für
Keron dürfte schon eine Glühlampe ein Wunder darstellen.
Für uns ist das Universum aus Zeit und Energie ein
unvorstellbares Wunder, und doch existiert es. Die Entwicklung
schreitet unaufhaltsam voran, und sie schleppt uns mit. Aber wir
halten nicht Schritt, und so müssen wir versuchen, die Zukunft
einzuholen."
Über Ellerts Bewußtsein senkte sich so etwas wie ein
Schatten. Er sagte:
„Und ich suche die Vergangenheit, nicht die Zukunft. Bin ich
ein mentaler Anachronismus?" „Das bist du nicht, mein
Freund. Du suchst immerhin etwas, das noch existiert: dein Volk,
deine Rasse. Ich hingegen muß etwas suchen, das es noch nicht
gibt."
„Könnten wir die Suche nach der Zukunft nicht gemeinsam
fortsetzen?" fragte Ellert. „Die Zukunft interessiert
mich, sie hat mich schon immer interessiert. Als Mensch habe ich in
der Gegenwart gelebt und die Vergangenheit studiert, aber vor mir
stand immer wieder die Frage: Wie geht es weiter? Wie sieht es später
einmal aus?"
„Deine Überlegungen und Wünsche sind unlogisch",
entgegnete der Fremde. „Du willst dein Volk und deine
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