PR TB 150 Der Letzte Kurier
schnell einfallen, was du über
Pahu weißt!"
Nahau wollte protestieren; aber der Alkohol hatte ihn bereits im
Griff. Er machte eine rasche Bewegung und verlor dabei das
Gleichgewicht. Sein Untertan nahm inzwischen die einmalige
Gelegenheit wahr. Nach einem ausgiebigen Schluck entriß ihm
Dalakka die Flasche und gab sie dem Häuptling zurück. Nahau
erholte sich von seinem Schrecken, indem er sogleich einen weiteren
Schluck aus dem Behälter preßte.
„Pahu erzählte mir von einem Zauberding, das er mitten
im Wald gefunden habe,jenseits der Berge", erklärte der,
der durch Dalakkas rasch entschlossenes Handeln in den Genuß
des berauschenden Getränks gekommen war. „Er fand es vor
nicht allzu langer Zeit und sagte mir, er wolle das Ding heute
aufsuchen, um seine Zauberkräfte zu studieren."
Mark Richter forschte weiter und erfuhr, daß das
„Zauberding" auf dem Westhang eines Berges mit gekrümmtem
Gipfel liege. Mehr hatte Pahu nicht verlauten lassen - auch nicht, ob
sich sein Fund auf einer freien Stelle oder inmitten des Dschungels
befinde.
„Das muß genügen", sagte Mark Richter zu
Dalak-ka. „Berge mit gekrümmtem Gipfel kann es nicht allzu
viele geben."
Dann wandte er sich von neuem an Nahau.
„Seit wann, o Häuptling, ist Pahu so närrisch, an
die Göttin Reenda zu glauben?"
Nahau machte eine weitschweifige Geste, die ihn „ um ein
Haar zu Boden geworfen hätte „Pa ... Pahu ist ein N-narr",
stotterte er, „seitdem er aus dem Leib seiner Mutter
hervorkroch. Er stammt aus einer alten Familie von Narren. Sein Vater
glaubte an Reenda, und der Vater seines Vaters auch. Sie alle hießen
Pahu. Alle Pahus, bis zurück zum Beginn der Zeit, waren Narren
und glaubten an Reenda ..." „Zwei Dinge sind wichtig",
sagte Mark Richter, während Hormel Dalakka den Gleiter in rund
dreihundert Metern Höhe auf die Bergkette am Horizont
zusteuerte. „Erstens, daß Reenda angeblich aus der Höhe
kommt, während die eingeborenen Götter im Erdinnern leben.
Und zweitens, daß der Glaube an Reenda - nach Nahaus
Vorstellung - schon uralt ist."
„Sie denken an Raumfahrer, die vor langer Zeit auf diesem
Planeten landeten?" forschte Dalakka.
„So etwas Ähnliches", bekannte Mark.
„Und was haben die alten Raumfahrer mit den verschwundenen
Triebwerken der RORAIMA zu tun?" Mark zuckte mit den Schultern.
„Wenn wir das wüßten, dann wäre das Rätsel
von Broke schon gelöst."
Dalakka hob den Arm und deutete voraus.
„Glücklicherweise sind wir im Zurechtfinden geschickter
als im Rätselraten", meinte er. „Wenn das dort vorne
nicht unser Berg ist, dann können Sie mir die Haut abziehen."
Zwischen zwei bewaldeten Bergkuppen, die immer weiter auseinander
traten,je näher der Gleiter ihnen kam, war eine felsige Spitze
sichtbar geworden, die an ihrem nadeiförmig verlaufenden Ende
deutlich gekrümmt war wie eine alte Schusterahle. Mark Richter
prüfte den Stand der Sonne.
„Glück gehabt", stellte er fest. „Es bleiben
uns noch ein paar Stunden. Während der Dunkelheit weiß ich
Besseres zu tun, als im Dschungel umher-zukriechen und nach einem
Zauberding zu suchen." „Besonders in einer Gegend, in der
fliegende, leuchtende Göttinnen mit zum Alltag gehören",
fügte Hormel Dalakka hinzu.
Sie umrundeten die Spitze und gelangten auf denjenseits gelegenen
Westhang des Berges. Die Spitze wuchs aus einem mächtigen
Massiv. Der nach Westen gelegene Abhang war sanft geneigt, dafür
aber völlig mit Dschungel überwuchert.
„Unser Finderglück ist schon wieder zu Ende",
bemerkte Mark Richter grimmig.
„Noch nicht ganz!" widersprach Dalakka, und sein
Tonfall wies daraufhin, daß er eine nicht unwichtige Entdeckung
gemacht hatte. „Sehen Sie sich diesen Tasterreflex an!"
Mark musterte die kleine Bildfläche des Tasters. Der Reflex,
den Dalakka meinte, war deutlich zu
sehen... ein greller Lichtpunkt inmitten der ziemlich
verschwommenen Konturen des Berghangs. „Metall!" entschied
er.
„Ganz gewiß", nickte Dalakka. „Es scheint
da unten irgendwo eine Schlucht zu geben oder ein Tal. Sonst müßte
das Ding mit bloßem Auge zu sehen sein. Es besteht entweder aus
solidem Metall, oder es hat eine Mindestausdehnung von dreißig
Metern!"
Seine Vermutung erwies sich als richtig. Am Fuß ; des Hanges öffnete sich ein tief eingeschnittenes Tal mit
steilen Wänden. Der Dschungel hatte nichtsdestoweniger auch hier
Fuß gefaßt und reichte über die Felshänge hinab
bis auf die Sohle des Tales.
Vorab aber gab es eine
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