PR TB 150 Der Letzte Kurier
gehorchte ihm widerwillig. Mark richtete den Blaster ein
letztes Mal auf die vorderste der vier Kugeln und preßte die
Fingerkuppe auf den Auslöser. Für den Bruchteil einer
Sekunde hörte er das Fauchen des Energiestrahls.
Der Rest war Chaos ...
Vorne im Gang flammte ein unerträglich greller Blitz auf.
Eine Druckwelle packte Mark Richter und riß ihn von den Füßen.
Er wurde davongetragen, prallte irgendwo gegen ein hartes Hindernis
und verlor halb die Besinnung. Benommen kam er wieder auf die Beine
und fühlte, wie die Haut des Gesichts unter dem kochendheißen
Lufthauch erstarrte und spröde wurde. Ein schwerer Körper
kugelte ihm vor die Füße und hätte ihn um ein Haar
von neuem aus dem Gleichgewicht gebracht. Er griff zu und zog Hormel
Dalakka auf die Füße.
„Wa ... was ist los ...?!" stammelte der Australier
entsetzt.
„Sie sind geplatzt", antwortete Mark.
Vorne im Gang loderte Feuer. Die Hitze war fast unerträglich.
Aber die Flammen fanden keine Nahrung. Der Gang und seine Umgebung
bestanden aus Terkonit und Metallplastik. Der Brand erlosch. Übrig
blieb eine Stelle im Zugang zum Kommando-Stand der RE VELATION, die
aussah, als sei hier eine kleine Atombombe explodiert. Die vier
Kugeln waren verschwunden.
Es dauerte lange, bis das Metall sich soweit abgekühlt hatte,
daß Richter und Dalakka den Ort der Explosion passieren
konnten. Die Wand zu beiden Seiten des offenen Kommandostandschotts
war eingedrückt, aber im Innern des Runds war kein nennenswerter
Schaden entstanden. Pahu lag auf den Knien, hatte die Stirn gegen den
Boden gedrückt und stieß stammelnd abgehackte Worte
hervor. Mark Richter berührte ihn bei der Schulter. Da fuhr er
empor und stieß einen entsetzten Schrei aus.
„Wir haben ein paar wichtige Dinge zu besprechen, mein
Freund", sagte Mark.
Er hatte den Translator wieder eingeschaltet, so daß seine
Worte dem Schamanen übersetzt wurden. Pahus Gesicht war eine
graue Maske der Angst.
„Ich... ich tat nur, was die Göttin mich hieß!"
stieß er hervor.
„Ich weiß", nickte Mark Richter. „Aber
deine Göttin ist eine falsche Göttin! Komm mit uns!"
Der Donner der explodierenden Kugeln hatte Pahu den letzten Mut
geraubt. Willenlos folgte er den beiden Fremden. Das Kraftwerk der
REVELA-TION war durch die Explosion nicht in Mitleidenschaft gezogen
worden ... im Gegenteil: Als Richter und Dalakka mit ihrem Begleiter
sich anschickten, den Kommandostand zu verlassen, flammte die
Bordbeleuchtung wieder auf.
Unbehindert gelangten sie zur Bodenschleuse und von dort mit Hilfe
des künstlichen Schwerefelds auf den Boden des Tales. Sie
schritten unter dem düsteren Körper des Raumschiffs hervor.
Mark blieb plötzlich stehen. Er aktivierte den Mikrokom, den er
am linken Handgelenk trug, und wartete auf das Summzeichen, das ihm
besagte, daß die Verbindung mit der RORAIMA hergestellt war.
„Starrop ...?" fragte er.
Innerhalb einer Sekunde kam Antwort.
„Hier, alter Herr!"
Mark grinste unwillkürlich. Würde der Jungejemals
begreifen, daß die Lage, in der er sich befand, ernst war?
„Ich habe Grund anzunehmen, daß die Göttin uns
vonjetzt an nicht mehr freundlich gesinnt ist", erklärte
er.
„Sie müssen tolle Erlebnisse gehabt haben!"
begeisterte sich Nasey Starrop.
„Haben wir", bestätigte Mark. „Für Sie
geht esjetzt darum, die Augen offenzuhalten. Wenn Sie leuchtende
Kugeln sehen, feuern Sie auf sie! Die Kugeln sind überladbar und
platzen, wenn sie zuviel Energie geschluckt haben. Klar?"
„Völlig klar, alter Herr", antwortete Starrop mit
ruhiger, fast gelangweilter Stimme. „Aber ich bin mit dem
Mikrorechner beschäftigt und habe einige Hoffnung, mit einer
Überraschung aufwarten zu können, wenn Sie zurückkommen.
Wer soll da auf die Kugeln aufpassen?"
„Was macht Sarru?" fragte Mark Richter. „Schläft
sie?"
„Oh nein ... sie leistet mir Gesellschaft!"
Mark hatte eine ziemlich derbe Antwort auf der Zunge. Im letzten
Augenblick überlegte er es sich anders.
„Sagen Sie, Sarru", sprach er in das Armbandgerät,
„daß es unter der Würde einer Kriminologin ist, sich
mit einem Kybernetiker abzugeben!"
„Verstanden, alter Herr!" antwortete Nasey Starrop mit
klarer Stimme. „Sarru wird ab sofort die Augen offenhalten."
Bevor sie den Gleiter erreichten, am Rande des Sumpfes, hielt Mark
Richter ein zweites Mal an.
„Du hast uns betrogen, alter Mann", sagte er zu Pahu.
„Deine Göttin ist nicht wirklich eine Göttin."
Es war finster, aber Hormel
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