PR TB 153 Notlandung Auf Virginis II
auch Annicque und Citty. In einer Stunde, so befahl er,
sollten die Ergebnisse einer Totalanalyse in der Kommandozentrale
vorliegen.
Er blieb und kontrollierte die Arbeit der Kadetten, die zu seiner
Verblüffung mit einem erstaunlichen Eifer an die Bewältigung
ihrer Aufgaben herangingen. Keiner verriet auch nur das geringste
Anzeichen von überlegener Heiterkeit, wie das noch vor kurzem
der Fall gewesen war, als man ihnen eröffnet hatte, daß es
sich um einen echten Notfall, keineswegs aber um eine Übung
handele. Hatten sie endlich begriffen, wie ernst die Lage wirklich
war?
Eine halbe Stunde später konnte er Major Roger die Ergebnisse
überbringen. Der Kommandant überprüfte sie und sagte
dann:
„Gut gemacht, Leutnant! Übermitteln Sie den Kadetten
meine Anerkennung und mein Lob. Wir haben Vormittag Ortszeit. In
einer Stunde kann das erste Expeditionskommando von Bord gehen und
die nähere Umgebung des Landeplatzes erforschen. Captain, Sie
führen das Kommando an. Bourbon wird als Ihr Stellvertreter
mitgehen. Halten Sie sich in Sichtweite auf und gehen Sie nicht zu
weit. Alles klar?“
„Wieviel Kadetten sollen wir mitnehmen?“
„Nur ein paar. Ich schlage unsere Schlauköpfe vor:
Pendrake, Berger, Finley und Tschu Peng. Ja, vielleicht auch noch
Melbert mit dem Telekom. Waffen nur für die Offiziere.“
John Pendrake warf seinen vier Gefährten einen warnenden
Blick zu, als sie sich in der Luftschleuse versammelten und Sherry
mit Bourbon eintrat. Beide trugen im Gürtel ihrer Kombination
einen Impulsstrahler. Gottfried Melbert war mit dem tragbaren Telekom
und Bildübertrager ausgerüstet worden. Die anderen hatten
nur ihre Bordkombination an.
Die Außenluke schwang auf. Warme und nach Gras duftende Luft
kam ihnen entgegen, und John atmete unwillkürlich kräftig
durch. Nach der sauberen, aber sterilen Schiffsatmosphäre war
diese Luft eine regelrechte Erholung. Er begann, Major Roger für
die simulierte Abwechslung dankbar zu sein.
Sherry kletterte als erster auf die Abstiegsleiter, die das
normale Antigravfeld ersetzte. Als er unten im hohen Gras stand,
winkte er zurück. Bourbon folgte, dann die Kadetten.
Sie blieben zusammen, als sie sich ein Stück vom Schiff
entfernten, um einen besseren Überblick zu erhalten. Finley
bückte sich schweigend und riß ein Grasbüschel aus
dem Boden, als könne er nicht recht glauben, daß es
wirklich Gras war, was da wuchs. Aber auch die dunkelbraune Erde war
echt und verhieß Fruchtbarkeit, für den Ernstfall ein
vielversprechender Anfang.
Zweihundert Meter vom Schiff entfernt und dicht am Abhang zum
Meer, dessen weißer Strand zu ihnen heraufschimmerte, gab
Sherry das Zeichen zum Anhalten. Melbert baute den Bildübertrager
auf, schaltete ihn ein und ließ die Kamera kreisen, damit Major
Roger im Kommandoraum alles mit beobachten konnte.
„Lebewesen scheint es keine zu geben", bemerkte
Leutnant Bourbon, und es klang etwas enttäuscht. „Wenigstens
keine großen."
„Die Bakterien, die festgestellt wurden, sind harmlos",
gab Sherry bekannt. Dann wandte er sich an die Kadetten und fuhr
fort: „Meine Herren, Sie befinden sich auf einem fremden
Planeten, der unter Umständen für Jahre hinaus unsere
Heimat sein wird, falls wir nicht vorher gefunden werden. Überlegen
Sie, was zu tun ist, denn unsere Lebensmittelvorräte reichen nur
für einige Wochen, höchstens zwei Monate. Wie Sie wissen,
befindet sich in jedem Schiff der Flotte ein versiegelter Lagerraum,
der nur im Notfall geöffnet werden darf. Er enthält, wie
Ihnen ebenfalls bekannt sein dürfte, landwirtschaftliche Geräte,
Arbeitsroboter und -Saatgut von der Erde. Außerdem haben wir
vorgefertigte Bauteile für Bungalows an Bord, so daß wir
nicht darauf angewiesen sind, ewig im Schiff zu wohnen. Ist das
bisher klar?"
John fiel es schwer, das vereinbarte Spiel mitzumachen, aber er
bemühte sich um ein ernstes Gesicht.
„Das ist klar, Sir", sagte er mit ruhiger Überzeugung.
„Setzen wir zuerst die Kartoffeln, damit unsere Mägen voll
werden."
Sherry warf ihm einen merkwürdigen Blick zu.
„Ich sehe, Sie schätzen die Lage richtig ein, Kadett
Pendrake. Natürlich werden wir die von den Robotern gerodeten
Felder auch mit anderem Saatgut bestellen, während sich eine
Gruppe mit der Jagd beschäftigen wird. Wir benötigen
Frischfleisch. Außerdem haben wir das Meer in der Nähe. Ob
es Fische gibt, wird noch festzustellen sein."
„Wir können ja mal nachsehen", schlug Gerad vor.
„Meine Elteln
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