PR TB 158 Die Frauen Von Avalian
Zwischen ihnen
brannten Kerzen. Auf dem Boden lagen Frauen und Mädchen. Sie
streckten Arme und Beine aus und preßten das Gesicht gegen die
Teppiche, die eine dicke Schicht zu bilden schienen. Ich sank darin
bis fast zu den Knöcheln ein. Auf einem erhöhten Podest
kniete ein fettes Weib, das ihre Arme abwechselnd weit von sich
streckte und dann wieder fest an sich drückte, wobei sie das
Gesicht in den Händen verbarg.
Im Hintergrund standen einige Frauen und Mädchen. Sie
blickten Elaine und mich mit geweiteten Augen an. In ihren Gesichtem
spiegelten sich ihre Gefühle, die zwischen Entsetzen und
Verzückung schwankten.
Mir dämmerte, daß wir uns wirklich in einem Tempel
befanden und daß man uns für gottgleiche Geschöpfe
hielt.
Von draußen kam das Dröhnen großer Glocken. Nun
sanken auch die Frauen auf den Boden, die bisher noch gestanden
hatten. Gleichzeitig setzten sich alle rückwärts in
Bewegung und zogen sich aus dem Tempel zurück. Nur Minuten
vergingen, dann waren Elaine und ich ganz allein in dem Gebäude.
Wir waren regungslos stehengeblieben.
„Ich kann es noch immer nicht glauben", sagte Elaine,
„daß wir den Sturz überlebt haben. Ich war ganz fest
davon überzeugt, daß wir in ein Magmanest stürzen und
sterben würden."
„Mir erging es nicht anders", erwiderte ich, löste
mich von ihr und ging zu den Säulen hinüber. Dahinter erhob
sich eine blau schimmernde Wand, die mit bizarren Zeichnungen und
Mosaiken versehen war. Durch offene Torbögen konnte ich nach
draußen blicken.
Ungefähr zweihundert Meter von mir entfernt drängte sich
eine unübersehbare Menschenmenge zu Füßen einer
breiten, weißen Treppe, die zu mir heraufführte.
Ich schätzte, daß wenigstens zwanzigtausend Frauen auf
dem Platz zusammengekommen waren, der vor den Tempeltreppen lag und
sich bis zu zuckerhutförmigen Häusern hinzog.
„Ein Paradies", stellte Elaine fest, die unbemerkt zu
mir gekommen war. „Sieh dir das an. Wälder, blühende
Parks, Seen, Flüsse und weit hinten am Horizont das Meer.
Plantagen mit Bäumen, die voller Früchte sind."
„Und Frauen", sagte ich grinsend.
„Frauen, wohin man sieht. Ich habe noch nicht einen einzigen
Mann gesehen."
„Lüstling", entgegnete sie. „Das heißt
doch nicht, daß es hier keine Männer gibt. Und wenn es
tatsächlich keine Männer gibt, dann hast du bei den Frauen
ohnehin keine Chance. Sie wüßten mit einem Mann ja gar
nichts anzufangen."
„Es gibt Männer", behauptete ich selbstsicher.
„Ich habe mehrere schwangere Frauen gesehen."
„Das ist kein Beweis."
„Willst du mir die gute Laune verderben?"
„Keineswegs. Wenn du dich für ein gottgleiches Wesen
hältst und dich verpflichtet fühlst,
den Frauen dieser Welt deine speziellen Talente zu beweisen, dann
will ich dich nicht zurückhalten."
„Bist du gar nicht eifersüchtig?"
„Nein. Überhaupt nicht", erwiderte sie boshaft.
„Ich habe gleich gemerkt, daß du die Absicht hast, dich
wie ein aufgeblasener Pfau zu benehmen. Tu, was du nicht lassen
kannst. Solltest du dich aber blamieren, dann komm nicht zu mir. Ich
werde dir nicht helfen."
Sie blickte mich mit wütend funkelnden Augen an.
Natürlich war sie eifersüchtig. Ich wäre es an
ihrer Stelle auch gewesen, wenn wir auf einer Welt herausgekommen
wären, an der es dem Anschein nach nur Männer gab. Ich
stutzte.
„Moment", sagte ich. „Wo sind wir überhaupt?
Wir können doch unmöglich noch auf Rasterstop III sein."
„Wir sind überhaupt nicht mehr im Rasterstop-System",
behauptete Elaine.
„Im Rasterstop-System gibt es nur einen Sauerstoffplaneten.
Es ist der dritte Planet. Wir sind in einem anderen Sonnensystem."
„Das sind ja gute Aussichten", sagte ich und dachte
voller Sorge an die SZ-1. Irgendwann wollte ich zu Rhodan
zurückkehren. Ich hatte keine Lust, auf einem fremden Planeten
allein zu enden.
Ich korrigierte mich.
Natürlich würde ich hier nicht allein sein. Da unten
standen wenigstens zwanzigtausend schöne Frauen und Mädchen.
Ich zweifelte keinen Moment daran, daß ich in meiner neuen
Position als gottähnliches Wesen die Frauen und Mädchen nur
anzusehen brauchte, die ich haben wollte.
Ich seufzte.
Du meine Güte, von solch einer Situation hatte ich
gelegentlich schon geträumt. Keine eifersüchtigen Freunde
und Ehemänner, die mir das Leben sauer machen konnten. Niemand,
der mich mit erhobenen Fäusten von den Seiten einer schönen
Frau vertreiben konnte. Etwas besseres konnte mir überhaupt
nicht
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