PR TB 158 Die Frauen Von Avalian
hatte immerhin Arlon und
Berlon zu mir gelassen, und das konnte kaum als unfreundlicher Akt
bezeichnet werden. Als Robotologe wurde mir siedend heiß
bewußt, daß ich einen Fehler gemacht hatte. Doch der
Computer ging nicht darauf ein.
„Ihr habt gegen die Hausordnung verstoßen",
teilte er uns mit. „Dafür kann es nur eine Strafe geben."
„Ich höre", rief ich, als er nicht fortfuhr. Dabei
blickte ich Elaine lächelnd an. Wenn wir nur gegen die
Hausordnung verstoßen hatten, dann konnte die Strafe wohl kaum
unangenehm hoch ausfallen.
„Darauf steht der Tod", fügte der Computer hinzu.
Ich versuchte, etwas zu erwidern, aber es gelang mir nicht. Meine
Stimme versagte. Die Augen Elaines füllten sich mit Tränen.
„Ich habe es gewußt", flüsterte sie.
„Sie wollen unsere Körper. Dieses Urteil ist nur ein
Vorwand."
Sie sagte die Wahrheit. Das glaubte ich jedenfalls zu erkennen.
Roboter können nicht ohne weiteres Leben vernichten. Wenn der
Computer unsere Körper also verwenden wollte, um die Gehirne aus
den Behältern einzusetzen, dann mußte er einen Vorwand
haben, unter dem er uns töten konnte. Und dazu hatte ihm der
Verstoß gegen die Hausordnung genügt.
„Nein", schrie ich. „Das darfst du nicht!"
Die Tür öffnete sich. Sieben Kampfroboter stürmten
auf uns zu und packten uns. Wir wehrten uns verzweifelt. Elaine
weinte.
Immer wieder rief sie meinen Namen, doch ich konnte ihr nicht
helfen. Ich konnte sie nicht einmal trösten. Was hätte ich
ihr auch sagen sollen?
Das Grauen schnürte mir die Kehle zu. Ich schlug um mich,
strampelte und warf mich in den Armen der Roboter hin und her und
erreichte doch nichts.
Als sich eine Tür vor uns öffnete, glaubte ich, einen
Operationstisch zu erkennen. Doch ich täuschte mich, wie ich
kurz darauf sah. Was ich für einen Operationstisch gehalten
hatte, war eine andere Maschine. Man schleppte uns daran vorbei auf
einen weiteren Gang, der nach etwa zehn Metern vor einem Loch endete.
Das Loch hatte einen Durchmesser von knapp zwanzig Metern.
Die Roboter stellten uns davor ab und zogen sich zurück.
Verwirrt blickte ich mich um. Als erstes erkannte ich, daß
wir nicht vor einem Antigravschacht standen. Ich trat an den Rand der
Öffnung im Boden heran und blickte in die Tiefe.
„Was ist da?" fragte Elaine ängstlich, als ich
mich zu ihr umdrehte. Sie sah mir an, daß ich nichts Gutes
mitzuteilen hatte, und wich vor mir zurück, als habe sie mich zu
fürchten.
„Ich weiß es nicht genau", antwortete ich
ausweichend.
„Auf jeden Fall ist das Loch sehr tief. Vielleicht
zweihundert oder dreihundert Meter."
Daß tief unter uns etwas Rotes leuchtete, verschwieg ich
ihr. Ich war davon überzeugt, daß sich da unten ein
glühendes Magmanest befand, in dem wir unser Ende finden
sollten.
„Komm hierher", sagte ich rasch, als sich eine Wand
zwischen Roboter und uns über den Gang schob. Sie kam zögernd
näher.
„Können wir denn gar nichts mehr tun?" fragte sie.
„Vielleicht will der Computer uns nur einschüchtem, um
uns dann für seine Zwecke einsetzen zu können",
erwiderte ich, wobei ich selbst merkte, wie schwach diese Worte
klangen. Ich hatte keine Hoffnung mehr, und deshalb gelang es mir
auch nicht, Elaine aufzurichten. Sie schlang ihre Arme um mich und
legte ihren Kopf an meine Schulter. Tröstend strich ich ihr über
das Haar. Dabei richteten sich meine Blicke auf die Wand, die
sich über den Gang geschoben hatte. Der Atem stockte mir,
denn deutlich konnte ich sehen, daß sich diese Wand uns
näherte. Der freie Raum, auf dem Elaine und ich standen, wurde
von Sekunde zu Sekunde kleiner.
Die Hinrichtung hatte begonnen.
„Ich kenne mich mit Robotern aus", sagte ich mit mühsam
beherrschter Stimme.
„Mir wird schon noch etwas einfallen."
„Die Zeit drängt, Galto."
„Das ist nicht gesagt", widersprach ich ihr wider
besseres Wissen, weil ich ihr den Schrecken der letzten Sekunde
ersparen wollte.
„Der Computer sieht die Zeit ganz anders als wir."
Ich sprach darauf los und redete auf Elaine ein, bis sie bemerkte,
daß ich zurückwich. Ihr Körper verkrampfte sich, sie
hob den Kopf, und dann warf sie sich zurück. Doch es verstrichen
noch einige Sekunden, bis sie voll erfaßte, was es bedeutete,
daß die Wand nur noch Zentimeter von uns entfernt war.
Nur noch ein halber Schritt trennte uns vom Abgrund.
Sie schrie auf und klammerte sich verzweifelt an mich.
„Tu doch etwas, Galto", rief sie. „So tu doch
etwas!"
„Es ist zu
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