PR TB 158 Die Frauen Von Avalian
acht
gepanzerten Beinen ungemein schnell voran. Aus ihrem diskusförmigen
Körper aber erhob sich wie bei einem Zentauren ein humanoider
Körper mit zwei gepanzerten Armen und breiten Schultern. Darauf
saß ein entfernt menschlicher Kopf, von dem grünes Haar
herabwallte. Dort, wo bei den Menschen Augen und Stirn waren,
befanden sich hier eine Unzahl von kleinen, schwarzen Augen, über
denen sich acht Fühler bewegten. Darunter aber blitzten die
fingerlangen Zähne eines Raubtiergebisses.
Wo der humanoide Teil in den Krebsteil überging, ragten zwei
mit Widerhaken versehene, bewegliche Stacheln hervor, bei deren
Anblick mir ein Schauer des Entsetzens über den Rücken
jagte.
Ich wollte Elaine mit mir ziehen, aber sie war wie gelähmt
vor Furcht. Ihre Beine gehorchten ihr nicht. Mir blieb keine andere
Wahl. Ich nahm sie auf die Arme und flüchtete mit ihr nach
Norden, dorthin also, wohin sich der Flüchtlingsstrom bewegte.
Wir waren jedoch nicht weit. Nach etwa fünfzig Metern
erreichten wir ein Trümmerfeld, in dem sich Hausteile so
ineinander verkeilt hatten, daß sich uns keine Lücke bot.
Wir mußten zurück. „Laß mich herunter",
bat Elaine. „Es geht schon." Ich war froh über diese
Entlastung. Ich setzte sie ab, nahm ihre Hand und zog sie weiter.
Ungefähr fünfzehn Meter von uns entfernt bot sich eine
Lücke. Dreißig Meter von uns brach eine der krebsartigen
Bestien aus den Trümmern hervor. Sie wandte sich erst zur
anderen Seite, bemerkte uns jedoch und fuhr herum.
„Weiter. Schnell", schrie ich Elaine zu, da ich merkte,
daß sie am liebsten wieder in die andere Richtung geflüchtet
wäre, obwohl ihr klar sein mußte, daß es dort kein
Entkommen gab.
Das Ungeheuer rannte auf uns zu. Noch hatten wir einen kleinen
Vorsprung. Wir konnten die Lücke vor ihm erreichen, doch Elaine
schreckte vor dem vermeintlich zu hohen Risiko zurück, in ihrer
Angst nicht begreifend, daß uns nur dieser eine Weg blieb. Ich
mußte sie mit Gewalt mit mir zerren. Dabei verloren wir
kostbare Zeit. Nur drei Meter von der Bestie erreichten wir die
Lücke. Ich schleuderte Elaine nach vom und stieß sie vor
mir her.
„Lauf', brüllte ich.
In unserer Nähe befanden sich noch einige Frauen. Sie kannten
sich hier aus und zeigten uns durch die Richtung, in die sie
flüchteten, an, wohin wir uns wenden mußten.
Elaine rannte nun, so schnell sie konnte. Ich lief hinter ihr her
und blickte immer wieder über die Schulter zurück. Voller
Schrecken bemerkte ich, daß die Bestie uns folgte. Sie schien
durch nichts von uns abzulenken zu sein.
Im Laufen bückte ich mich, nahm einen Stein auf und
schleuderte ihn auf das Tier. Ich streifte es, ohne es beeindrucken
zu können.
Dann erreichten die Frauen und Kinder vor mir eine etwa zwei Meter
hohe Barriere aus Trümmern, Gestrüpp und Abfällen.
Links und rechts erhoben sich die glatten Wände halbzerstörter
Häuser. Die Flüchtenden stauten sich in dieser Gasse. So
war klar abzusehen, daß die Bestie sich hier mühelos ein
Opfer holen konnte.
Ich fuhr herum und blieb keuchend stehen. Mit einem Griff zur
Seite riß ich einen armlangen Splitter aus den Trümmern.
Ich hob ihn und richtete ihn auf das Raubtier, das aus dem Meer
gekommen sein mußte.
Es verharrte lauernd einige Schritte vor mir. Ich sah die
gebleckten Zähne und die vorgestreckten Spieße mit den
Widerhaken.
„Lauf doch, Galto!" schrie Elaine mir zu.
Sie hatte gut reden. Sie war oben auf der Barriere und damit in
Sicherheit. Ich aber konnte es nicht schaffen, ohne mich mit dem
Biest vor mir auseinanderzusetzen.
Plötzlich griff das Krebsmonstrum mich an. Es schnellte sich
förmlich auf mich zu, indem es die Beine ein wenig einsinken
ließ und dann streckte. Die beiden mit Widerhaken versehenen
Spieße schossen noch einen halben Meter weiter aus dem
Chitinpanzer hervor. Instinktiv hieb ich mit dem
Metallplastiksplitter nach dem Angreifer, während ich mich zur
Seite warf. Meine Waffe schlug gegen einen der beiden Spieße
und zerschmetterte ihn.
Jetzt schrie das monströse Wesen voller Schmerz auf. Es
schien, als sei es gegen eine unsichtbare Wand geprallt. Der mächtige
Körper erstarrte für Sekunden. Dann drehte das Tier mir das
Gesicht zu. Die knopfahnlichen Augen fixierten mich.
Diese so schrecklich aussehende Kreatur hatte wahrhaftig nichts
Menschliches an sich. Alles, was an einen Menschen erinnerte, waren
die beiden oberen Arme und der aus dem Krebskörper aufsteigende
Rumpfteil. Und doch schien es mir, als
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