PR TB 164 Die Höhlen Von Olymp
dich in spätestens einer halben Stunde
geschnappt haben."
Sanssouq lächelte zuversichtlich.
„Wo Nemspoka seine verbotene Ware abliefert, werden die
Laren nicht so genau hinschauen", sagte er leichthin.
Nemspoka wurde grau im Gesicht vor Schreck.
„Woher... woher... weißt du davon?" ächzte
er.
„Ich habe meine Quellen", antwortete Sanssouq. „Mach
dir keine Sorge, Alter: dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben."
Er schritt weiter. Nemspoka machte keine Anstalten, ihm zu folgen.
Er hatte sich noch immer nicht von seiner Überraschung erholt.
Neben dem riesigen Schleusenschott, durch das die Transportgüter
ein- und ausgefahren wurden, gab es ein kleineres Mannschott. Es
stand offen. Sanssouq hielt darauf zu und wollte durch diesen Ausgang
die Energiebrücke erreichen, die zur Oberfläche des
Landefelds hinabführte.
Er hatte die kleine Schleusenkammer kaum betreten, da blieb er wie
gebannt stehen. Eine schlanke Gestalt zeichnete sich gegen das helle
Sonnenlicht ab, das durch das ebenfalls offene Außenschott
hereinfiel.
„Halge... du?" murmelte Sanssouq verstört.
Sie trat auf ihn zu. Haß und Bitterkeit funkelten in ihrem
Blick.
„Ja, ich bin es!"
Ihre Stimme klang kalt und gefühllos, wie die eines Roboters.
„Du bist an Bord gekommen...?"
„Ja. Weißt du warum?"
„Nein", antwortete er.
„Um dich zu bestrafen! Du hast mich betrogen, du hast mich
verraten. Du hast mich diesem Scheusal Nemspoka ausgeliefert, und ich
muß ihm zu Diensten sein. Ich wollte dich töten. Ich
wollte dich jammern hören. Ich wollte sehen, wie du dich vor
Schmerzen windest und um Gnade bettelst!"
„Du wolltest...?"
Sie lachte kurz und freudlos.
„Mach dir keine falschen Hoffnungen! Ich will immer noch.
Aber ich brauche Zeit zur Vorbereitung. Ich bin geduldig. Ich weiß,
daß du Olymp eines Tages wieder
verlassen wirst. Es gibt nur ein Schiff, an das du dich
herantraust: die FLIKKA. Ich werde auf dich warten, Sanssouq. Verlaß
dich darauf!"
Schließlich fand er seine Fassung wieder.
„Ich habe mir Vorwürfe gemacht wegen der Dinge, die ich
dir antun mußte", sagte er ernst. „Ich habe mich
selbst einen Betrüger und Verräter genannt. Und dennoch
-wenn die Lage noch einmal dieselbe wäre, würde ich noch
einmal dasselbe tun."
Er ertrug ihren flammenden Blick mit Ruhe.
„Du hast recht", schloß er: „Ich werde
Olymp auf diesem Schiff verlassen. Du wartest auf mich. Gut. Ich
fürchte deine Rache nicht."
Dann wandte er sich ab und schritt den energetischen Laufsteg
hinunter. Als er den Fuß auf die harte Oberfläche des
Landefelds setzte, drehte er sich um. Aber Halge von Tarrkoll war
inzwischen verschwunden.
*
Ungehindert wanderte er über die weite Landefläche. Sein
Ziel war eine Gruppe halbverfallener Gebäude am Rand des
Raumhafens. Strahlendblauer Himmel wölbte sich über ihm.
Die Sonne sank auf den Horizont zu. In einer Stunde, schätzte
Sanssouq, würde es dämmrig werden. Langgestreckte,
bewaldete Hügelketten umgaben den Raumhafen von allen Seiten.
Das Land wirkte verlassen. Hoch im Blau des Firmaments sah Sanssouq
einen Kondensstreifen, Das mochte eine Interkontinentalfähre
sein, die zur Landung in Trade City ansetzte. Sanssouq wußte,
daß die larische Besatzung sich in der Hauptsache auf die
ehemalige Hauptstadt von Olymp und deren Umgebung konzentrierte.
Unbekannt war ihm lediglich, wie weit er sich in diesem Augenblick
von Trade City entfernt befand.
Er nutzte das erste der zerfallenen Gebäude als Deckung gegen
die Sicht von der FLIKKA. Nemspoka befand sich in einer Zwangslage.
Er mußte die verbotene Fracht ausladen, weil er Verdacht
erregen würde, wenn er sich auf diesem verlassenen Raumhafen zu
lange aufhielt. Andererseits lag ihm nichts daran, von einem
Unberufenen beobachtet zu werden. Wahrscheinlich würde er einen
Kompromiß schließen und mit dem Ausladen erst nach
Einbruch der Dunkelheit beginnen.
Sanssouq kletterte über den Schutt, der sich im Innern des
alten Gebäudes angesammelt hatte. Er stieß auf ein paar
Skeletteile, die darauf hinwiesen, daß die Menschen, die hier
einst gearbeitet hatten, keines friedlichen Todes gestorben waren. Er
arbeitete sich bis an eine leere Fensterhöhle vor. Von dort
hatte er einen ausgezeichneten Überblick über das
Landefeld. Er machte es sich so bequem wie möglich und richtete
sich auf eine längere Wartezeit ein. Denn drüben bei der
FLIKKA rührte sich noch immer nichts.
Er nutzte die Zeit, um sein weiteres Vorgehen zu
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