PR TB 165 Nomaden Des Meeres
über die aufregende
Farbe?«
»Man braucht sehr viele Stücke einer bestimmten Art von
Schnecken, um einen solchen Saum zu färben. Ein neuer
Handelsartikel vielleicht. Ich habe übrigens mit vielen
Kapitänen gesprochen. Sie wollen, daß der Gaufürst
jeden Hafen besucht, mit dem Gubal Handel treibt.«
Die Vorstellung, mit meinen Freunden, einer kostbaren Ladung und
einem Schiff, das nach meinen Plänen aus dem besten Material
erbaut war, entlang der sommerlichen Küsten zu segeln, hatte
etwas Faszinierendes.
»Einverstanden«, sagte ich leise. Wir gingen
unwillkürlich langsam in die Richtung auf die Werft zu. »Ich
glaube, dieser Sommer wird der Idee von Gubal viel nützen.«
»Ich bin sicher. Wenn des Krückenmachers Prunkbarke so
tüchtig ist, wie sie gut aussieht.?«
Ich war dessen gewiß, denn wir hatten an langen Wintertagen
den Fortgang aller Arbeiten von der Kiellegung an kontrolliert.
Tausend neue Ideen waren in dem Schiff versteckt und würden von
den Handwerkern weitergegeben werden. Das Schiff, fast achtzig Ellen
lang, stand unter einem schützenden Strohdach neben der Werft.
»Wir sprechen darüber«, sagte ich. »Wo gibt
es diese farbenfrohen Schnecken?«
»Geh zu den Fischern, Atlan.«
Ich tat es, und dann wußte ich, daß mit einigem Glück
ein neuer, unerwartet wertvoller Handelsartikel gefunden war. Ich
grinste vor mich hin und dachte an die Möglichkeiten, die ich
hatte - selbst als Sklave von ES.
Westwind füllte das Segel. Alle Taue waren straff gespannt,
sie summten unter dem Ansturm des Windes. Das Meer lag in kleinen,
kurzen Wellen da, die der Bug der SCHNELLEN ZEDER durchschnitt wie
ein Messer. Unser erstes Ziel war Gaza, oder vielleicht auch Raphia,
Hafenstädte tief im Süden, bevor die Küste wieder nach
Westen abbog, dem Nildelta entgegen. Cheper stand in der Mitte des
Achterdecks und stemmte sich gegen die Ruderpinne. Das Schiff besaß
als wohl erstes Schiff in dieser Zeit ein Ruder, das sich in schweren
Bronzescharnieren drehte, nicht zwei Seitenruder wie die Schiffe aus
Keftiu.
»Ein herrliches Schiff«, rief er zu mir herunter. Ich
stand mit Asyrta am Mast und sah hinüber zur Küste, die
kaum mehr sichtbar war. »Aber der erste Sturm erst wird
beweisen, ob es wirklich gut ist.«
»Und unser Versuch, zum erstenmal den Piraten
davonzusegeln«, sagte Asyrta. Wir waren von Gubal aus mit
nordöstlichem Wind weit aufs Meer hinausgesegelt. Delphine und
Sonnenuntergänge begleiteten uns, einmal hatte der Wind zum
Sturm aufgefrischt, aber nach der Kursänderung bekamen wir
Rückenwind. Das Schiff lag leicht schräg, und Horus weit
vor und über uns war nicht zu sehen. Fünfzehn pharaonische
Seesoldaten, davon zehn aus der Gruppe, die einst die LOB DES PHARAO
bemannt hatten, waren an Bord, alle Freunde, zwei minoische Kapitäne
und eine Schar der besten Seeleute aus Byblos selbst. In den Nächten
lehrte ich sie alle so etwas wie stellare Navigation; jedenfalls war
nach einigen Tagen jeder an Bord fähig, die Himmelsrichtungen
nachts richtig anzugeben.
»Ich würde keinem Piraten raten, uns anzugreifen!«
murmelte ich.
Wir alle befanden uns an Deck, ließen uns von der heißen
Sonnenstrahlung bräunen und tranken das letzte Bier aus den
kühlenden Krügen. Unsere Stimmung war hervorragend, alle
Sorgen schienen vergessen. Wir freuten uns auf jene Hafenstadt, die
wir nur aus Erzählungen kannten. Wir fuhren aus Nordwesten
geradewegs darauf zu. Ich blickte hinüber zur Küste;
langsam tauchte sie aus dem Dunst auf. Ich betätigte einige
Schaltungen und schickte Horus, den robotischen Seeadler, dorthin.
»Soll das etwa die eiserne Mannschaft sein, von der ES
sprach?« fragte Asyrta.
»Hoffentlich nicht. Ein paar von ihnen könnten dazu
gehören, andere sicher nicht«, sagte ich. Wir waren völlig
ruhig. Nichts und niemand würde uns überraschen. Gerth
tauchte, den Dreizack schwingend, aus dem Vorschiff auf. Er lachte
breit und wischte sich den Schweiß von der kahlen Stirn.
»Alles dicht. Die Planken federn wie Leder. Nicht ein
Tropfen Wasser über dem Kiel.«
»Hoffentlich bleibt es so - auch bei unserem Großen
Schiff,
Krückenmacher!« sagte ich.
»Ich beschwöre es! Bei Baalat und Minos!«
Inzwischen unterschieden wir Einzelheiten der Küste. Ich sah
lange zu den Felsen, Nadeln aus Stein und Schroffen hinüber,
dann ging ich unter Deck, schaltete den Bildschirm in meinem Schild
ein und studierte die Bilder, die mir Horus' stereoskopische Linsen
lieferten. Lange
Weitere Kostenlose Bücher