PR TB 185 Die Einmann Operation
etwa zwanzig Zentimetern Länge und vier
Zentimetern Durchmesser lagen darin. Tekener nahm eine heraus,
wirbelte den Korallenkopf herum und schob die Granate in eine Öffnung
an der Hinterseite des Kopfes.
"Nicht. Hören Sie auf", brüllte der Springer.
"Keine Sorge", entgegnete Tekener lachend. "Ich
habe nicht vor, hier Schießübungen zu veranstalten.
Außerdem weiß ich gar nicht, wie so ein Ding abgeschossen
wird."
"Am Ohr...", begann der Springer. Dann stockte er
erschreckt.
Tekener wirbelte die Kanone herum, berührte das rechte Ohr
des Drachenkopfes und spürte, wie einige Korallen unter dem
Druck seiner Finger nachgaben.
Mit einem ohrenbetäubenden Krachen explodierte der Treibsatz
der Granate. Das Geschoß raste in einer blauen Wolke aus dem
Rachen des Drachenkopfes hervor, jagte quer durch den Verkaufsstand,
durchschlug die rückwärtige Zeltwand und zertrümmerte
unmittelbar darauf die Glasscheibe eines der Büros in einem der
Hochhäuser.
"Verzeihen Sie", sagte Tekener. "Jetzt habe ich
wohl für Unruhe gesorgt..." Fluchend stürzte sich der
Springer auf ihn. Tekener schob ihm die Munitionskiste in den Weg, so
daß er darüber stolperte, ergriff die Hand Sharons und
flüchtete zusammen mit dem Mädchen. Der Schuß löste
einen ungeheuren Lärm auf dem Markt aus. Die Vertreter der
verschiedensten Völkerstämme eilten aus allen Richtungen
herbei, um sich nichts entgehen zu lassen. Der Springer brüllte
und fluchte. Eine Sirene heulte auf, und irgend jemand schoß
mit einem Energiestrahler über die Köpfe der Marktbesucher
hinweg.
"Sind Sie verrückt geworden, Ronald?" rief Sharon,
als sie merkte, daß, er in das Gebäude flüchten
wollte, das er mit dem Geschoß beschädigt hatte. "Sie
wollen doch nicht dort hinein?"
"Natürlich will ich das", antwortete er. "Schlagen
Sie mir Ihre Handtasche über den Kopf und laufen Sie weg.
Bleiben Sie aber in der Nähe. Wenn ich wieder herauskomme,
brauche ich Ihre Hilfe."
Sie blickte ihn an, und er sah, daß sie begriffen hatte.
"Sie hatten sich alles genau überlegt", sagte sie.
"Natürlich. Nun machen Sie schon."
Sie reagierte, wie es besser nicht hätte sein können.
Sie schrie auf ihn ein, beschimpfte ihn, riß sich los und hieb
ihm ihre Handtasche über den Kopf.
Ronald Tekener schützte sich, indem er die Arme über dem
Kopf kreuzte und flüchtete in das Verwaltungsgebäude.
Sie rief ihm noch einige böse Worte nach, dann bemerkte sie,
daß einige Männer von dem Verkaufsstand kamen, an dem
Tekener geschossen hatte. Sie wußte, daß sie ihnen nicht
in die Hände fallen durfte, und rannte weg. Es gelang ihr, im
Gewühl der Menge unterzutauchen.
Sie war völlig verwirrt. Sie wußte nun zwar, daß
Ronald Tekener den Zwischenfall mit der Kanone nur inszeniert hatte,
weil er in das Gebäude eindringen wollte, das er beschossen
hatte. Erklären konnte sie sich jedoch nicht, warum er es getan
hatte.
Ronald Tekener schoß aus nächster Distanz, nachdem er
den Energiestrahler in seiner Hand auf kleinste Wirkung eingestellt
hatte. Der Türverschluß glühte auf und zerplatzte. Im
gleichen Moment stieß Tekener die Tür mit dem Fuß
zur Seite. Sie gab nach. Er betrat einen Vorraum, von dem mehrere
Türen abzweigten. Im Hintergrund befanden sich die Öffnungen
der Antigravlifte.
"Keinen Schritt weiter", hallte eine Stimme aus einem
verborgenen Lautsprecher über ihm. "Hier gibt es
Sicherungen gegen ungebetene Besucher."
Tekener blieb stehen. Kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht.
"Ich warte", sagte er.
Ein blaßblauer Energiestrahl zuckte quervor ihm durch den
Raum.
"Der Weg ist frei. Sie können gehen", verkündete
die Stimme über ihm. Alles verlief innerhalb weniger Sekunden.
Tekener hörte, wie die aufgebrachte Menge sich dem Eingang
näherte. Er ging weiter. Eine Tür öffnete sich vor
ihm. Er sah einen Arkoniden mit tiefliegenden Augen und fettigem
Haar. "Kommen Sie herein, Sie Meisterschütze", sagte
der Arkonide. "Ich denke, wir haben etwas zu besprechen."
Ronald Tekener folgte der Aufforderung. Die Tür schloß
sich hinter ihm.
"Oh, verdammt", sagte er, als er sah, welche
Verwüstungen das Geschoß angerichtet hatte. Die geringsten
Zerstörungen befanden sich am Fenster. Im Innenraum war jedoch
so gut wie nichts heil geblieben. Stühle, Tische und eine
unübersehbare Zahl von Paketen und Päckchen waren zerrissen
worden. Darüber hinaus klaffte ein Loch von mehr als einem Meter
Durchmesser in der Rückwand. Durch diese Öffnung
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