PR TB 185 Die Einmann Operation
dachte daran, daß sie in Temmerthan einen der
Mörder ihrer Brüder sehen mußte und daß sie
zusammen mit dem USO-Spezialisten nur in diesem Palast war, weil
Tekener hoffte, Beweise für die Verbrechen des Arkoniden zu
finden.
Sie erinnerte sich daran, daß er sie vor diesem Besuch
gewarnt und es ihr freigestellt hatte, sie zu begleiten. Doch
erschreckte sie weniger die Bösartigkeit, die sich hinter der
glänzenden Fassade dieses palastähnlichen Anwesens verbarg,
als die Tatsache, daß sie sich vorübergehend von der
festlichen Atmosphäre und den Gästen und ihrer
Ausstaffierung hatte blenden lassen.
Sie hielt sich von nun an bei den Gesprächen noch mehr zurück
und antwortete nur einsilbig, blieb aber freundlich und bemühte
sich stets um ein entgegenkommendes Lächeln.
Ronald Tekener war sich dagegen in jeder Sekunde seines
Aufenthalts im Hause des Arkoniden der Gefahr bewußt. Er
glaubte nicht daran, daß Temmerthan ihn so ohne weiteres
akzeptierte, und erwartete ständig darauf, daß man
versuchen würde, ihm eine Falle zu stellen. Dabei beobachtete
er. Während des Essens, bei dem die erlesensten Genüsse der
verschiedenen Planeten der Galaxis aufgetischt wurden, beobachtete
Tekener. Allein die gereichten Speisen und Getränke verrieten
ihm vieles über Temmerthan. Der konnte sich eine Gesellschaft
dieser Art nur leisten, wenn er über einen geradezu
märchenhaften Reichtum verfügte. Tekener wußte, daß
einige Delikatessen, die er verspeiste, soviel Geld kosteten, wie er
in zehn Jahren nicht verdiente. Dabei wurden von diesen Spezialitäten
Tausende gereicht. Auf den Tischen der Gäste, deren Zahl der
Spezialist auf nahezu viertausend schätzte, stapelten sich die
Genüsse, die sich viele Reiche des Solaren Imperiums selbst in
kleineren Portionen kaum leisten konnten.
"Temmerthan scheut sich nicht, seinen Reichtum zur Schau zu
stellen", sagte Tekener, als er nach dem Essen mit Sharon durch
die Hallen des Palasts schlenderte, um sich die verschiedenen
Darbietungen anzusehen, die Temmerthan seinen Gästen
präsentierte. "Ich habe mich über ihn informiert. Es
gibt nicht viele Informationen über ihn. Sicher ist jedoch, daß
er noch vor fünf Jahren kaum mehr Geld hatte als Sie oder ich.
Niemand weiß zu erklären, wieso er praktisch über
Nacht zu Mitteln kam, mit denen er sich ein ganzes Handelsimperium
aufbauen konnte, das heute mit astronomischen Gewinnen arbeitet."
"Gibt es hier nicht so etwas wie ein Finanzamt?" fragte
Sharon. "Soweit ich weiß, ist das doch sonst im Solaren
Imperium eine Macht, die alle auf die Knie zwingt, die nicht
nachweisen können, woher sie ihr Geld haben." "Lumber
ist eine freie Handelswelt, die nicht zum Solaren Imperium gehört",
antwortete er. "Die Reichen haben einen Pool gegründet, aus
dem alles finanziert wird, was an öffentlichen Ausgaben zu
bestreiten ist. Niemand kontrolliert die Reichen. Sie können tun
und lassen, was sie wollen."
Ein korpulenter Terraner trat auf sie zu. Er trug kostbare
Kleider. An seinen Fingern glitzerten wenigstens zwanzig Ringe. Er
lächelte jovial.
"Ich muß Sie unbedingt sprechen, Tekener", sagte
er. "Temmerthans Freunde haben mir mitgeteilt, daß Sie ein
enger Vertrauter von Moran sind." Sie befanden sich in einer
dichten Gruppe von Zuschauern, die den exotischen Tänzen einer
Schar von degenerierten Arkonidenabkömmlingen von einer
tropischen Welt zusahen.
Ronald Tekener wollte den Mann zurückweisen, als dieser ihm
plötzlich eine USO-Plakette zeigte, die er für den
Bruchteil einer Sekunde aus seinem Ärmel rutschen ließ.
Der korpulente Spezialist gehörte offenbar zu dem Kreis der
niedriger eingestuften Gäste.
"Warum nicht?" entgegnete er. "Wenn Sie mir etwas
Interessantes mitzuteilen oder anzubieten haben?"
"Das habe ich", beteuerte der Dicke.
Tekener gab Sharon ein Zeichen. Sie schloß sich ihnen nicht
an, als sich die beiden Männer entfernten.
"Was gibt es?" fragte Tekener, als sie sich in eine
Weinlaube gesetzt hatten, die mitten in einem Saal errichtet war. Die
Gäste tanzten nach den Klängen einer Akonen-Kapelle um sie
herum. Die beiden USO-Spezialisten brauchten sich wegen einer
Abhörgefahr keine Gedanken zu machen. Sie hatten beide winzige
Störsender in ihrer Kleidung verborgen, die jede
elektromagnetische Aufzeichnung im Umkreis von etwa zwei Metern um
sie herum unmöglich machte. Die Geräte stammten aus
siganesischer Fertigung und arbeiteten absolut zuverlässig.
"Die Lage spitzt sich zu", erklärte der
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