PR TB 187 Duell Der Unsterblichen
Mauerwerk einen
hervorragenden Schutz dar. Ich erkannte das Konstruktionsprinzip
wieder. Die Kelten hatten die Umwallungen ihrer Siedlungen nach dem
gleichen Bauplan angelegt. Es war eine Konstruktion aus Holz und
Steinen, die sowohl Schutz bot vor brutalen Rammstößen als
auch vor der üblichen Taktik, das Mauergestein durch riesige
Feuer zum Platzen zu bringen. Die Römer hatten jedenfalls alle
Mühe gehabt, mit diesen Umfriedungen fertig zu werden.
Hier, auf Aponti II, stellte die äußere Mauer der
Festung die Grenze einer Wehranlage dar, die der Besatzung Schutz vor
jeder nur denkbaren Gefahr bot, die von der Bevölkerung selbst
ausgehen konnte. Gegen einen Angriff des Robotregenten bot der Wall
selbstverständlich keinen Schutz. Die Mauer war fast zwanzig
Meter hoch und zinnenbewehrt. Alle fünfzig Meter reckte sich ein
Turm über die Krone hinaus. Und bei meinem Anflug hatte ich
sehen können, daß dies nur der äußere Ring war
- es gab noch zwei weitere Mauerzüge. Bis eventuelle Angreifer
tatsächlich den Palast selbst erreichten, waren sie längst
beim Kampf um die äußeren Festungswerke so geschwächt,
daß die Besatzungstruppen ohne Mühe mit ihnen fertigwerden
konnten.
„Primitiv und barbarisch", murmelte Jana. „Aber
sehr beeindruckend."
„Auf der Erde sahen vor einem Jahrtausend die meisten
größeren Städte so aus", erklärte ich ihr.
Wir wanderten am Fuß der Mauer entlang. Es hatte seit langem
keinen Angriff mehr gegeben, das verrieten die Spuren. Im Gegenteil:
an einigen Stellen schickte sich der Fürst an, die Mauer gar
verzieren zu lassen - ähnlich der berühmten Straße
der Ischtar in Babylon, über die ich geschritten war.
„Und auf vielen Welten dieser Galaxis stehen ähnliche
Bauwerke", fuhr ich fort. „Es gibt nur wenige Völker,
die selbsttätig eine Raumfahrttechnologie entwickelt haben. Die
anderen wurden in der Regel von den raumfahrenden Völkern
unterworfen und blieben in ihrem technischen Niveau weit zurück."
„Wir Menschen werden niemanden unterwerfen", sagte Jana
kalt.
Ich glaubte ihr, jedenfalls für die Zeit, in der das Solare
Imperium von Perry Rhodan geführt wurde. Der kleine
Barbarenhäuptling war überaus gefühlsbetont. Die
Gedankengänge brutaler Machtpolitik, wie sie der Robotregent
betrieb, waren ihm zwar bekannt, aber er war zu sentimental, sich
daran zu halten. Vermutlich würde er es nicht sehr weit bringen
in der galaktischen Politik. Ihm fehlte die kompromißlose
Härte, für richtig erkannte Gedanken ohne Sentimentalitäten
zu Ende zu denken und dann auch rücksichtslos durchzuführen.
Wäre Jana eine Agentin des Robotregenten von Arkon gewesen, ich
hätte längst ein unrühmliches Ende in der Wüste
gefunden.
Wir kamen an einem der sechs Tore der Festung an. Das Tor war
geschlossen. Zwei mächtige Türme mit einem Wehrgang über
den Torflügeln stellten sich uns in den Weg. Ich erkannte
Menschen auf dem Wehrgang.
„Öffnen!" rief ich.
„Ich würde nicht flüstern, sondern schreien",
meinte Jana, denn mein Ruf war recht leise ausgefallen.
„Ein echter Arkonide würde niemals seine Stimme soweit
erheben, daß sie womöglich verzerrt, schrill oder gar
unschön klingt. Es ist Sache des Angerufenen, sich um
Verständlichkeit zu bemühen."
Jana spähte in die Höhe. Dort tat sich nichts. Die
Wachsoldaten waren anderweitig beschäftigt. Richtig, es war
Mittagszeit.
Ich schlug die Kapuze zurück, daß mein weißes
Haar sichtbar wurde.
Ein paar Augenblicke vergingen, dann wurde es über mir laut.
Einem der Soldaten war offenbar aufgefallen, daß jemand vor dem
Tor stand, der höchste Ehrerbietung zu erwarten hatte. Einen
Arkoniden warten zu lassen, das hätte den Mann zu Orbanaschols
Zeiten vielleicht den Kopf gekostet.
Jana D'Alessandro hatte genau gesehen, wie ich vorgegangen war.
Sie rümpfte die Nase.
„Widerlich", sagte sie. „Sie haben die reinsten
Herrenmenschenallüren."
„Erstens bin ich kein Mensch", sagte ich knapp. „Und
zweitens beinhaltet der Begriff Arkonide diesen Vorrang. Ich kann
nichts dagegen tun, es ist eine Tradition von Tausenden von Jahren im
Großen Imperium, daß selbst arkonidische Raumkadetten auf
Kolonialplaneten auftreten wie Renaissanceherzöge."
„Trotzdem ist es widerlich", beharrte Jana. „Es
verletzt die Würde dieser Menschen."
„Da haben Sie natürlich recht", gab ich ihr zu.
Unterdessen war der Wachhabende offenbar aus seinem
Mittagsschlummer erwacht. Ich hörte eine junge, sich
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