PR TB 187 Duell Der Unsterblichen
Körper versperrte mir den Weg. Ich
drängte sie langsam zurück, auf den Rand der Arena zu.
Wenn sie die Mauer erreicht hatte, gab es vielleicht eine Chance
ihr Leben zu retten. Voraussetzung war, daß Urlinna rasch und
vernünftig reagierte.
Es fiel dem feisten Fürsten aber offenbar nicht ein, mir zu
Hilfe zu kommen. Vielleicht wollte er auf diese Weise seinen
Wetteinsatz in Sicherheit bringen, vielleicht auch hatte er ganz
einfach nicht genügend Geistesgegenwart.
Nichts rührte sich. Es tauchten keine Bogenschützen auf,
es kamen keine Lanzenträger.
Ich stand allein. Ich mußte mein Leben verteidigen und das
einer jungen Frau, die sich nicht helfen konnte und die ihr Leben
meinetwegen gewagt hatte.
Ich leckte mir die Lippen, die plötzlich trocken geworden
waren.
Hinter mir konnte ich wenig später die Mauer fühlen.
Mein Rücken war damit gedeckt.
Sie machten einen Fehler. Jeder der Löwen dachte nur an sich
selbst, handelte auf eigene Faust. Das Tier, das den Hunger offenbar
am wenigsten zu ertragen vermochte, griff mich frontal an. Ein halbes
Dutzend Meter eines holprigen Galopps -und dann der weitgestreckte
Sprung.
Die Bestie hatte genau gezielt. Sie landete einen knappen halben
Meter vor mir -aber auch einen knappen Meter seitlich. Ich hatte mich
mit einem blitzschnellen Satz in Sicherheit gebracht.
Meine Klinge pfiff durch die Luft, traf den Sandlöwen im
Nacken. Das bemähnte Haupt kollerte in den Sand, das Blut
überströmte Janas Körper. Jetzt wußte ich sie in
Sicherheit. Zwar zuckte der geköpfte Löwe noch einmal, dann
aber blieb er tot liegen
- und bedeckte die Hälfte von Janas Körper. Von diesem
Wall geschützt, würde die junge Frau eine gute Chance
haben. Ich nahm als sicher an, daß sich keiner der überlebenden
Löwen an den toten Artgenossen heranwagen würde.
Der Drache schickte ein Brüllen in den klaren Himmel. Langsam
watschelnd kam er näher, um sich seinen Anteil an der Beute zu
sichern. Der Giftschwanz schleifte kraftlos hinter dem Tier - diese
Gefahr wenigstens war ausgeschaltet.
Mit der Linken griff ich erneut in den Gürtel. Ich bekam das
Messer zu fassen. Ein Schritt nach vorn, den Arm rasch nach hinten
geschwungen, dann eine wuchtige Bewegung, sorgfältig gezielt,
nach vorn - das Messer flog, sich mehrfach in der Luft überschlagend,
auf das verbliebene Löwenweibchen zu, traf, grub sich in die
Brust des Tieres. Laut brüllte die Löwin auf, sprang mit
allen vieren in die Luft und brach dann todwund zusammen.
Noch ein Sandlöwe und der Drache.
Der Angriff kam überraschend - damit hatte ich nicht
gerechnet. Jetzt erfuhr ich, warum die Bestie Sandlöwe hieß.
Eine Sandfontäne schlug mir plötzlich entgegen, traf
mich unvorbereitet, und der Sand geriet mir in die Augen.
Ich handelte nach den Impulsen des Extrahirns, und einmal mehr
rettete mir das Zusatzorgan das Leben.
Blind schnellte ich mich zur Seite, blind rollte ich ab, blind kam
ich wieder auf die Beine. Noch immer ohne Sicht ließ ich das
Schwert fallen, das nichts mehr nutzte. Ohne auch nur eine
Kleinigkeit zu sehen, griff ich, den Impulsen des Extrahirns folgend,
in den Gürtel, zog ich den Impulsstrahler, richtete ich die
Waffe auf ein Ziel, das ich nicht sehen konnte - und drückte ab.
Ich hörte das typische Zischen des Strahlschusses, hörte
das Brüllen eines getroffenen Tieres, den Aufschrei des
Publikums - dann traf ein Körper mich an der Brust, warf mich in
den Sand. Ich spürte, wie eine krallenbewehrte Pranke über
meine Brust glitt. Eine der Krallen verfing sich in der Kette meines
Zellaktivators, mein Kopf flog nach vorn.
Dann hörte der Zug auf. Ich spürte den reißenden
Schmerz auf der Brust, wo mir die Krallen das Fleisch aufgerissen
hatten.
„Steh auf!" drängte das Extrahirn. „Steh
auf!"
Meine Augen liefen förmlich über, so sehr tränten
sie, nicht nur wegen des Sandes, auch der Erregung wegen - eine
typische Reaktion eines Arkon-Geborenen.
Langsam klärte sich das Bild.
Ich sah, gelblich, schemenhaft, einen Körper im Sand liegen,
in einer immer größer werdenden, dunklen Lache. Es war der
letzte der Sandlöwen. Ich hatte das Tier mitten im
entscheidenden Sprung getroffen, voll getroffen.
Ich taumelte zur Seite.
Noch war ein Gegner übrig. Der Drache.
Das Tier schien zu wittern, daß es nun ihm ans Leben ging.
Auf seinen geschuppten Beinen galoppierte es auf mich zu, und mir
blieb nichts anderes übrig, als mich gleichfalls laufend in
Sicherheit zu bringen. An den
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