PR TB 197 Lenkzentrale CONDOS VASAC
lag die LETATZ III auf dem teuren G-8!
Und daher also kannte er Kalup, der garantiert beim Einbau persönlich
anwesend gewesen war. Um solche Dinge wie die Anpassung
terrage-normter Technik in Fremdraumer kümmerte sich der gute
Professor liebend gern selbst. Aber wieso sprach
Letatz dann davon, daß es schon lange her sei, seit er Kalup
kennengelernt hatte? Ich fragte ihn danach.
Er erhob sich ächzend und winkte ab. „Wenn man keine
Fracht an Bord hat, vergeht die Zeit immer zehnmal so langsam wie
sonst. Begriffen?“
Ich nickte leicht erschüttert. Dieser Raumkapitän schien
es in sich zu haben.
„Wann starten wir?“ fragte ich. „Übrigens
möchte ich noch gern meine Kabine begutachten. Wehe, wenn ich
eine einzige Wanze finde! Ich schlage dich unangespitzt durch drei
Decks, Kapitän!“
„Lernt man das auch bei Kalup?“ fragte er spöttisch.
„Außerdem ist das beim beklagenswerten Zustand meines
Luxus-Schnellraumers im Grunde kein großes Problem, abgesehen
davon, daß du nicht eine einzige Wanze finden wirst, sondern
Hunderte ...“ Er wurde wieder ernst. „Startzeit ist um
16:15 Uhr Terra-Standard. -Neratz!“
Einer der beiden Springer, die ich umgepustet hatte, sah auf.
„Bring unseren gut zahlenden Gast in seine Kabine. Und wehe,
er findet eine einzige Wanze! Dann schlage ich dich durch die
verrostete Außenhülle!“
„Lernt man das auch als Händler?“ fragte ich. Er
grinste von einem Ohr zum anderen.
„Du scheinst mir Konkurrenz machen zu wollen, Er-truser“,
sagte er. „Und nun möchte ich die Startvorbereitungen
treffen. Ich habe es nicht gern, wenn man mich dabei beobachtet.“
„Aha“, grunzte ich. Der Wunsch war verständlich;
vielleicht bedurfte es diverser streng geheimgehaltener und nur vom
Vater auf den Sohn weitergegebener Zaubersprüche, um diese
Rostbüchse überhaupt in Startbereitschaft zu versetzen. Ich
folgte dem Neffen des Patriarchen, der bereits verschwunden war. Auf
dem Gang traf ich ihn wieder. Neratz schien ein ganz
besonderes Exemplar der Gattung Springer zu sein, denn er
marschierte in militärischem Paradeschritt und schwenkte wild
mit den Armen aus. Ich fühlte das brennende Verlangen in mir
aufkeimen, meine Stiefelspitze vermittels eines kräftigen
Aufwärtsschwungs in direkte Berührung mit der Verlängerung
seiner Wirbelsäule zu bringen, unterließ es dann aber
wieder. Wie ich die Springer kannte, würde sich dieses Unikum
mit Sicherheit revanchieren. Leute seiner Art besaßen die
Empfindlichkeit eines Lemy Danger.
Schließlich kamen wir in meiner Kabine an. Neratz riß
die Tür auf - ich war durch nichts mehr zu erschüttern,
auch nicht dadurch, daß es eine seitwärts schwingende Tür
und kein Rollschott war. Ich trat ein, zog die Tür hinter mir
wieder ins Schloß und drückte den Daumen auf den
elektronischen Verriegler. Erleichtert stellte ich fest, daß
wenigstens dieses Gerät einwand---ei funktionierte.
„Lemy!“ zischte ich. „Mach es dir hier
gemütlich!“ Zugleich holte ich ein kleines Gerät aus
der Tasche, auf dessen Gebrauch von Unbefugten hohe Strafen stehen.
Damit hob ich die elektronische Türverriegelung binnen
Sekundenbruchteilen auf, ohne daß dabei das leise,
verräterische Klicken ertönte. Ich stieß die Tür
schwungvoll nach außen auf - und richtig, da war Widerstand.
Ich sah Neratz gegen die gegenüberliegende Korridorwand fliegen
und wild mit den Armen rudern. Erstaunlicherweise hielt die Wand
seinem Aufprall mühelos stand.
„Lauschst du noch einmal, drehe ich dir den Hals um“,
versprach ich und schloß die Tür wieder hinter mir. Ich
hörte die tappenden Schritte, mit denen Neratz sich entfernte.
Vom Boden her ertönte eine piepsende Stimme. Sie gehörte
meinem Herrn Vorgesetzten.
„Gemeinheit!“ schrie er. „Mußtest du die
Tür so ruck
artig aufstoßen? Ich bin vom Luftsog vom Tisch gerissen
worden! “
Ich erlaubte mir ein leichtes Verziehen meiner Gesichtsmuskeln und
schloß die Augen.
„Das wird dem Tisch bestimmt nicht geschadet haben“,
stellte ich fest.
„Sadist!“ klagte Lemy von unten.
Sie waren endlich gestartet. Lemy Danger hatte sich unter einem
Berg von Kissen im wahrsten Sinne des Wortes vergraben, um wenigstens
etwas vor dem entstandenen Lärm geschützt zu sein.
Schallisolation stand wohl nicht im Wörterbuch der Springer.
Seit einer halben Stunde, seit dem Start also, dröhnte eine
ziemlich laute Maschine in unmittelbarer Nähe der Unterkunft
Kasoms. Nach diesen nervtötenden
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