PR TB 202 Verschwörung Der Computer
„Behandelten"
einschneidend veränderten. Und er fragte sich, warum es Kanert
und Ivia dann nicht gleich gewußt hatten. Wenn ja, dann mußten
sich im Asteroiden Gideon Verbrecher befinden, die sich auf Terra
eine Organisation aufbauen wollten. Es erschien dem
Roboter nur sonderbar, daß sie dann nicht mehr Implantate
geliefert hatten, deren Herstellungsverfahren offenbar nur ihnen
bekannt war. „Merlin, du schläfst wohl ein!" sagte
Sunio Kanert. Earny riß sich von seinen fruchtlosen Grübeleien
los und reichte Kanert den letzten Behälter, in dem sich Carilda
befand. Kanert verstaute ihn im Stauraum des Gleiters, dann winkte er
Earny zu sich in die Steuerkanzel im Bug. „Wohin bringen wir
sie?" erkundigte sich Earny, nachdem Sunio Kanert den Gleiter
gestartet hatte.
„Nach Terrania City, Universitätsklinik",
antwortete Kanert. „Dort hat Professor Marukakis eine eigene
Privatklinik. Die Behörden werden Mister Barrakun und Miß
Today niemals dort vermuten - und die Übertragung kann dort
stattfinden. Professor Marukakis wurde als Kind des einen Gedankens
auserwählt, damit wir bei Komplikationen einen Chirurgen zur
Hand haben, der auf der Seite des Neuen Gesetzes ist." Beinahe
hätte Earny gefragt, was für ein Neues Gesetz das denn
wäre, aber ihm war klar, daß er sich damit nur verraten
hätte. Als „Kind des einen Gedankens" mußte er
Bescheid wissen. Über das Flugziel allerdings war er zufrieden,
denn es erlaubte ihm, erst kurz vor dem Ziel zuzuschlagen, so daß
Ivia Gladow, die zweifellos die terranische Organisation der
Gideon-Verbrecher leitete, relativ spät merkte, daß
„Merlin" unbeeinflußt geblieben war.
Selbstverständlich würde sie veranlassen, daß der
Bürotrakt von COMPUTER-KID und die Wohnungen der drei Partner
durchsucht wurden, deshalb durfte Earny seine Partner nicht dorthin
bringen. Er wußte aber, daß Kyron gute Kontakte zu einem
Chemiker unterhielt, für den er einen Fall von Industriespionage
aufgeklärt hatte. Dort würden sie vorläufig sicher
sein, und Kyron konnte die weiteren Maßnahmen vorbereiten.
Die Behörden beziehungsweise Julian Tifflor zu verständigen,
daran dachte Earny ebensowenig wie Kyron Barrakun - und zwar aus den
gleichen Gründen.
Als am Horizont die gewaltige Silhouette von Terrania City
erschien, legte Earny Sunio Kanert eine Hand auf die Schulter und
sagte in väterlichem Tonfall:
„So, mein Junge, laß mich die letzte Strecke ans
Steuer! Ich habe nämlich eine kleine Kursänderung vor."
Sunio Kanert blickte ihn aus verwunderten Augen an; sein Gesicht
blieb jedoch so ausdruckslos wie bisher.
„Ich verstehe dich nicht, Merlin", sagte er. „Der
Gleiter liegt doch genau auf Kurs."
„Aber auf dem falschen - so wie du auch", erklärte
Earny und drückte Sunios Schulter ein wenig zusammen. „Es
mißfällt mir, daß ihr einen Manager eurer Firma
ermordet und meine Partner gefangengenommen habt, ganz davon
abgesehen, daß ihr offenbar eine große Schweinerei
plant."
Er geriet aus dem Gleichgewicht, als Kanert förmlich
explodierte. Eine Serie von Handkantenschlägen und Fausthieben
ging sehr präzise auf ihn nieder. Ein echter Mensch wäre
Sekunden später tot gewesen. Earny aber fing sich schnell, stieß
Sunio Kanert zwei steife Finger in die Herzgrube, daß er den
Mund aufriß wie ein Karpfen auf dem Trockenen, und betäubte
ihn mit einer Ohrfeige. Dann zog er ihm zwei elektronische Fesseln
aus den Hosentaschen und verschnürte damit Hand- und Fußgelenke.
Der Computer des Transportgleiters war inzwischen von der
Verkehrskontrolle des Großraums Terrania angefunkt worden und
teilte mit etwas klirrender Baßstimme mit:
„Computer Verkehrskontrolle erbitten Zielangabe und
Entscheidung über Ein- oder Selbststeuerung!"
„Ziel ist Forschungslaboratorium Cesare Sebastian!,
Anson-Argyris-Road neunhundertsiebzehn", sagte Earny.
„Weitergabe nur an Computer Verkehrskontrolle unter
Veranlassung von Datensperrung. Ich entscheide mich für
Selbststeuerung." „Verstanden!" erwiderte der
Gleitercomputer. Die Computer der Verkehrskontrolle bestätigten
und gaben noch einige Verhaltensanweisungen, die bei dem gewaltigen
Verkehrsaufkommen im Großraum Terrania unvermeidlich waren.
Earny schob Sunio Kanert nach rechts, setzte sich vor die
Steuerkontrollen und pfiff fröhlich und falsch, während er
sich an der elektronischen Karte orientierte, die in einem Monitor
aufgeleuchtet war und mit einem über der Kartenprojektion von
Terrania eingeblendeten
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