PR TB 210 Das Rote Leuchten
beiden Män
nern lag. Es ähnelte jenem, das Kennon in der Villa von Edmon
Blister vorgefunden hatte. Auch dieses Gitter bildete ein
Spannungsnetz, das der Verwachsene mit Hilfe einer angeklebten Masse
überwand.
Danach arbeitete Tekener mit dem 'Desintegrator weiter. Er bohrte
sich durch die Wand, bis auf wenige Millimeter an eine Metallfolie
heran, die die Mauer auf der anderen Seite bedeckte. Aus den Plänen,
die der Expansionsminister ihnen übergeben hatte, wußten
sie, daß die Mauer auf der Innenseite mit Infrarotkameras
überwacht wurde. Tekener kühlte den Beton daher mit einer
Kältemasse ab, bevor er die Metallfolie freilegte.
Kennon verschweißte die schwarze Folie an der Außenseite
der Wand wieder, so daß sich das Spannungsfeld schloß,
und schaltete danach das Überbrückungsfeld aus. Die
Kontrollinstrumente zeigten keine Spannungsänderung an.
„Wir haben es geschafft", sagte er. „Wir sind
durch, ohne Alarm ausgelöst zu haben."
„Abwarten", entgegnete Tekener. „Ein Schritt
fehlt noch."
Die beiden Spezialisten verstauten die Ausrüstungsgegenstände,
die sie für den weiteren Einsatz benötigten. Dann
errichtete Tekener einen Kälteschild um Kennon und sich,
durchtrennte die Metallfolie und rannte über eine grasbewachsene
Fläche hin zu einem Wäldchen. Unter den Bäumen wartete
er auf Kennon, der nicht so schnell laufen konnte.
„Hoffentlich reicht das", sagte der Verwachsene
keuchend. „Ich habe das Gefühl, mein Kälteschild hat
nicht gehalten."
„Das wird sich zeigen", erwiderte Tekener gelassen.
„Wenn wir irgendwo Alarm ausgelöst haben, brauchen wir
nicht lange auf Wachen zu warten."
„Vorsicht", wisperte Kennon. „Ein Roboter."
Die beiden Männer zogen sich weiter unter die Bäu
me ins Dunkel zurück. Sie stellten sich hinter die Bäume.
Langsam näherte sich die Maschine. Sie war groß und
schwer, und ihre Schritte erschütterten den Waldboden. Tekener
spürte, daß Kennon neben ihm zu zittern begann. Es schien,
als sei der Verwachsene nahe daran, die Kontrolle über sich zu
verlieren.
Ein Gelenk des Roboters quietschte leise. Es war die -ses
Geräusch, das Sinclair Marou Kennon nervte. Es drang ihm wie ein
Dolch schmerzhaft tief in die Sinne.
Plötzlich war die Erinnerung an das schreckliche Geschehen im
Internat wieder da. Er sah die gewaltige Maschine wieder vor sich,
die unerwartet vor ihm und den anderen Kindern erschienen war.
Tekener legte ihm die Hand auf die Schulter.
Unter anderen Umständen hätte Kennon sich gegen diese
Geste gewehrt. Er hätte mit einem Wutanfall darauf reagiert,
weil er es nicht leiden konnte, wenn ihm jemand Überlegenheit
signalisierte. Doch jetzt war er Tekener dankbar dafür, daß
er ihm half, denn er erkannte, daß er allein der nervlichen
Belastung nicht standgehalten hätte.
Er haßte Roboter mehr als alles andere in der Welt. Er
wußte, daß ihm diese Schwäche gefährlich werden
konnte, und er hatte alles getan, sie zu überwinden. Hin und
wieder war es ihm gelungen, sich diesen Maschinen gegenüber so
zu verhalten wie andere auch. Dann aber brach die Erinnerung an das
Kindheitserlebnis wieder durch, und vernünftige Überlegungen
waren wie weggeblasen. Dann beherrschten ihn einzig und allein
Gefühle.
Die Hand auf seiner Schulter beruhigte ihn.
Kennon hörte den Roboter kommen und vorbeigehen. Das
entnervende Quietschen verklang in der Ferne.
„Ein psychologischer Trick, auf den wir nicht hereinfallen”,
bemerkte Tekener.
„Sie meinen, man läßt das Ding absichtlich
quietschen?"
Tekener lä chelte, und Kennon sah seine Zähne in der
Dunkelheit aufblitzen.
„Aber sicher", erwiderte der Galaktische Spieler.
„Kommen Sie."
Sie verließen den Schutz der Bäume und eilten am
Waldrand entlang, bis sie nach etwa einem Kilometer den Rand eines
Gleiterparkplatzes erreichten. Mehrere Maschinen standen vor einem
hufeisenförmigen Gebäude, das etwa hundert Meter hoch war.
Ein stationärer Roboter, der turmartig bis in eine Höhe von
fast fünf Metern emporragte, bewachte den Zugang zum Innenhof
des Gebäudes. An seiner Oberseite befanden sich sechs Objektive,
mit deren Hilfe der Roboter den Parkplatz und den Zugang zum Gebäude
überwachte.
„Hoffentlich klappt es", sagte Kennon leise.
„Wenn nicht, müssen wir aufgeben."
Ronald Tekener blickte zu dem Roboter hinüber. Er sah, daß
sich der Kranz der Robotlinsen langsam dreh-^ te. An dieser Maschine
kam niemand ungesehen vorbei Den Informationen zufolge, die
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