PR TB 212 Expedition Der Todgeweihten
sich vor, wie Reginald Bull die Schleuse
verriegelte und mit Atemluft flutete. Wie er das Innenschott öffnete
und in das Schiff eindrang. Und wie er...
„Könnt ihr mich hören?"
,,Die Verständigung ist einwandfrei", sagte Kamee
hastig. ,,Hast du etwas gefunden?"
„Bisher nichts", sagte Bully. ,,Es sieht aus, als sei
das Schiff säuberlich leergeräumt worden. Es fehlt übrigens
das große Beiboot - die Besatzung ist also auf dem Planeten
gelandet." Kainee stellte sich vor, wie Bully in der Zentrale
auf eine Versammlung von Skeletten stieß oder auf mumifizierte
Tote - an Schreckensbilder dieser Art hatte Kamee denken müssen,
seit der Flug begonnen hatte.
,,Hier stehen einige desaktivierte Roboter herum", gab Bully
durch. „Ansonsten ist nichts zu sehen. Halt, ich erreiche jetzt
ein Lager. Es ist leer, bis auf den letzten Krümel ausgeräumt.
Hörst du mich, Kamee?"
,,Ich höre gut und deutlich", gab Kamee zurück.
,,Du kannst den beiden Knaben mitteilen, ihre Großväter
seien offenkundig auf dem Planeten gelandet - das Lager ist nämlich
so leer, wie es, nur sein kann. Ich gehejetzt weiter."
Immer wieder sah Kamee hinauf. zu dem kleinen Lautsprecher, aus
dem die Stimme von Reginald Bull drang. Auch Yigael und Shaktar sahen
immer wieder in die Höhe. Aus dem Lautsprecher drangen
fremdartig klingende Geräusche, vermutlich der Klang von Bullys
raumfesten Schuhen auf den Metallplatten des Bodens.
,,Der Antigrav ist defekt", gab Bully durch. ,,Ich versuche
trotzdem, in die Zentrale zu kommen."
,,Gib auf dich acht", rief Kamee impulsiv.
,,Wird gemacht", kam es zurück, es folgte ein leises
Kichern. ,,Dies ist nicht das erste Mal,
dass ich meine Haut zu Markte trage."
Eine kurze Pause entstand, dann meldete sich Bully erneut.
„Ich bin in der Zentrale. Hier ist ebenfalls alles leer.
Das Schiff ist verlassen worden. Ich gebe die Suche jetzt auf und
komme zurück."
„Sieh doch mal in den Privatkabinen nach", bat Kamee.
„Vielleicht findet sich dort ein Hinweis."
„Einverstanden", erklärte Bully. Seine Atemzüge
waren deutlich zu hören. Es war nicht einfach, sich in den
keineswegs sehr bequemen Raumanzügen zu bewegen.
,,Sie haben also das Schiff verlassen", murmelte Kamee. ,,Ob
dort unten irgendwelche Spuren von ihnen übriggeblieben sind?"
Yigael sah Kamee aus seinen blauen Augen skeptisch an. Mit einer
Hand strich er sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
„Was erhoffst du zu finden?" fragte er knapp. ,,Ich
weiß es nicht", sagte Kamee ratlos. ,,Ich habe keinerlei
Vorstellungen, was es an Spuren überhaupt geben kann. Vielleicht
finden wir das Beiboot - es müsste doch eigentlich mit unseren
Mitteln anpeilbar sein."
,,Das wird schwerfallen", meinte Shaktar' ,,aber versuchen
kann man'sja immerhin."
„Bully' hast du etwas gefunden?"
,,Ja", klang es über die Funkleitung. ,,Die Kabinen sind
auch völlig leer - also haben die Mitglieder der Besatzung
alles, aber auch wirklich alles von Bord geschleppt. Ich halte das
für ein gutes Zeichen."
„Wunderbar", rief Kamee. ,,Dann komm zurück. Wir
brennen darauf, uns den Planeten anzusehen."
Reginald Bull brauchte zwanzig Minuten, dann stand er wieder in
der Zentrale der MURG DO PYAZA. Er wirkte ein wenig müde,
strengte sich aber an, das keinen merken zu lassen. ,,Also?"
sagte er und nahm erst einmal von dem Kaffee, den Kamee gebraut
hatte.
„Landung", sagte Kamee. ,,Und zwar so bald als möglich.
Ich brenne darauf, die Welt kennenzulernen, die sich mein Großvater
und seine Freunde als letzten Aufenthaltsort ausgesucht haben."
,,Wir könnten eine Überraschung erleben", sagte
Reginald Bull. „Einige von den Expeditionsteilnehmern hatten
noch soviel Lebenserwartung, dass die Zeit reichte, eine regelrechte
Kolonie zu gründen. Dein Großvater beispielsweise, Kamee'
hatte noch mehr als siebzehn Jahre zu leben - und mit siebzehn kann
man ein Kind schon in die Welt hinaus entlassen."
,,Du meinst, es könnte auf dem Planeten Nachfahren unserer
Vorfahren ... Was für ein blöder Satz."
,,Aber sachlich zutreffend", sagte Bully grinsend. ,,Ein
Klassenkamerad von mir formulierte in einer Klassenarbeit einmal
ebenso treffend: Vererbung ist die Weitergabe von Erdinformationen
der Vorkommen an die Nachkommen."
Kamee verzog das Gesicht.
,,Ein Scherz?"
„Voller Ernst", sagte Bully. „Verbunden mit
herzzerreißender Dummheit. Der Bursche ist früh abgegangen
und hat einen Laden aufgemacht. Verdient hat erjedenfalls mehr als
ich." ,,Das wollte
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