PR TB 212 Expedition Der Todgeweihten
oder war es eine Frau -, der Bully eingefangen hatte,
stieg mühsam von seinem Reittier. Sehr bequem waren die
Rüstungen nicht. Zwei seiner Gefährten stiegen ebenfalls
ab. Bully versuchte gar nicht erst, sich zur Wehr zu setzen. In
seiner Nähe waren auch drei Reiter aufgetaucht, die ihre
Armbrüste schußfertig in den Händen hielten - jeder
Bolzen mußte ein Treffer sein.
Der Anführer der Gruppe, der Reiter mit dem grünen
Helmbusch kam näher. Zwei dunkle Augen starrten Bully durch den
Sehschlitz finster an. Der Mann schlug das Visier hoch. Reginald Bull
blickte in ein menschliches Gesicht. Es konnte keinen Zweifel geben,
es handelte sich um Menschen. Der Reiter war ein Mann, und er war
schlecht rasiert.
Der Reiter sprach Bully an, aber der verstand kein Wort, obwohl er
die Klänge seltsam vertraut fand. Es hörte sich an, als
hätten die Sprache des Fremden und die Bully bekannten Sprachen
- einige irdische Sprachen, dazu das in der Galaxis gebräuchliche
Interkosmo -gemeinsamen Ursprung.
Bully bekam einen herausfordernden Stoß mit der stumpfen
Seite eines Speeres versetzt.
,,Laß das!" herrschte er den Reiter an.
Das Gesicht des Anführers drückte eine Regung aus, die
Bully auch ohne Translator verstand. Aha, besagte die Miene des
Reiters. Im Hintergrund erkannte Bully Kamee und die beiden jungen
Männer. Es hatte nichts genutzt, daß sie sich getrennt
hatten - es waren zu viele Reiter gewesen, um ihnen entkommen zu
können.
Der Chef der kleinen Truppe stieß einige Befehle hervor.
Bully und die drei anderen wurden hart und kompromißlos
gefesselt. Die Reiter verstanden sich auf das Handwerk, an eine
Selbstbefreiung war nicht zu denken.
,,Was sind das für Leute?" fragte Kamee. „Menschen?"
,,Es müssen wohl Menschen sein", sagte Bully. ,,Aber
frage mich nicht, wo die herkommen." Der Trupp setzte sich
wieder in Bewegung. Vier Reiter blieben sicherheitshalber in der Nähe
der MURG DO PYAZA zurück, vermutlich um auf weitere
Besatzungsmitglieder zu warten. Der Rest nahm die Gefangenen in die
Mitte. Die Reiter waren gnädig, sie ließen ihre zottigen
Tiere im Schritt gehen. Das bedeutete, daß Bully und die
anderen einen lockeren Trab einschlagen mußten, um mithalten zu
können.
„Wohin wird man uns bringen?" stieß Shaktar
hervor.
„Frag mich nicht", sagte Bully. „Ich verstehe
selbst nicht mehr, was hier eigentlich los ist. Hat man euch die
Waffen abgenommen?"
„Nein", sagte Yigael verwundert. „Vielleicht
kennen sie solche Waffen überhaupt nicht."
„Das glaube ich nicht", sagte Bully. „Eure
Großeltern hatten solche Waffen, und daß diese Reiter gar
nicht erst auf die Idee gekommen sind, uns nach solchen Waffen zu
durchsuchen, läßt mich das Schlimmste befürchten."
Vier Stunden nahm der Trab in Anspruch, dann wurde den Gefangenen
eine kurze Rast gewährt. Sorgfältig achteten die Reiter
darauf, daß die vier so weit voneinander entfernt waren, daß
sie sich weder unbemerkt verständigen, noch sich gegenseitig
befreien konnten. Nach der Rast ging der Ritt weiter. Reginald Bull
war noch nie ein Freund sportlicher Übungen gewesen. Sein leiser
Hang zur Bequemlichkeit war bei seinen Freunden bekannt und stets
Ziel bissiger Bemerkungen - ganz besonders von Gucky, der in diesem
Fall mit Bully durchaus wetteifern konnte.
Reginald Bull jedenfalls war recht bald schweißüberströmt,
und sein pfeifender Atem verriet, daß er diese Belastung nicht
mehr sehr lange würde aushalten können.
Er mußte dennoch ziemlich genau drei Stunden lang hinter den
Tieren des Reitertrupps hertraben. Gesprochen wurde kein Wort, die
Reiter hatten offenbar keine Lust zu reden, und den Gefangenen fehlte
längst der Atem dazu.
Endlich verlangsamten die Reiter das Tempo. In sehr langsamem
Schritt verließen sie den Wald, dahinter die gefesselten
Gefangenen.
Bully schnaufte und keuchte. Als er an der Spitze des traurigen
Zuges den Wald verließ, riß er die Augen weit auf.
Diese Stadt hatte er beim Anflug vollständig übersehen.
Es war eine richtige kleine Stadt, sie hätte auf der Erde knapp
fünftausend Menschen Platz geboten. Hohe Mauern umgürteten
die spitzgiebligen Häuser, in der Mitte der Stadt ragte eine
Burg hoch über die Firste der Häuser hinaus.
„Sieht aus wie im Mittelalter", ächzte Yigael
schweratmend. Über sein Gesicht lief dickperliger Schweiß,
seine Haare waren verklebt.
Kamee pries im stillen ihr Geschick, daß sie auch ohne
Training stets eine einigermaßen gute Sportlerin gewesen
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