PR TB 212 Expedition Der Todgeweihten
geholt, und heute versuchen
wir es gar nicht mehr. Das Ding ist von den Shakootees so zerstört
worden, daß man es nicht mehr brauchen kann."
Bully wandte sich zu Kamee um.
,,Wenn wir diese Angelegenheit hier erledigt haben sagte er ruhig,
„werden wir uns des Problems annehmen. Nach den Erfahrungen der
letzten Tage scheint es mir ratsam, einen Ausflug ins Gebirge nur mit
moderner Ausrüstung zu unternehmen."
Unwillkürlich griff sich Kamee an die Schulter.
,,Der Meinung bin ich auch", sagte sie. ,,Und ich brenne
darauf, das Geheimnis zu lüften, das über dem Berg und dem
Fluß liegt."
„Plötzlich doch Interesse bekommen?" fragte Yigael
amüsiert.
,,Wenn man schon ein paar Lichtjahrtausende weit fliegt und sich
halb totschießen läßt, dann will man wenigstens
wissen, wofür man solche Risiken eingegangen ist"
Kamee lächelte.
„Wenigstens habe ich später etwas zu erzählen im
Kaffeekränzchen."
Die beidenjungen Männer verzogen angewidert das Gesicht,
lachten dann aber ebenfalls. Kamee sah hinauf zum Himmel.
Es waren viele Sterne zu sehen, und keiner davon war Kamee
bekannt. Langsam begann sie zu begreifen, warum es Menschen mit aller
Macht dahin zog, diese Sterne zu besuchen, sie zu erforschen und mit
allen wissenschaftlichen Sinnen in Besitz zu nehmen.
Ihr fiel auch ein, daß es vergleichsweise wenig
außerirdische Lyrik gab, auch in der Musik war der
Sternenhimmel spärlich vertreten - jedenfalls was irdische Musik
anbetraf. Nun, vielleicht ließ sich das ändern. Kamee
spielte einen Augenblick lang mit dem Gedanken, ein Gedicht über
Shakootee zu schreiben, dann drängte sie den Gedanken beiseite.
Auf diesem Gebiet war sie nie sehr gut gewesen, und sie traute sich
auch nicht zu, die vielfältigen Informationen, die sie in den
letzten Tagen bekommen hatte, in dieser Form zu verarbeiten. Kamee
nahm noch einen Schluck Fruchtsaft. Der Saft war von angenehmer
Frische und schmeckte ein wenig säuerlich, aber durchaus nicht
unangenehm. Wieder sah Kamee zum Himmel hinauf.
Der Mond schien langsam am Rand des Tales von außen
hochzukriechen. In seinem Licht erschienen die Zacken der nahen
Berggipfel schroff und besonders abweisend. Auch der Posten auf der
Höhe des Berges, der sich dort bewegte, bekam durch die
Beleuchtung einen wildromantischen Anstrich.
„Bekommt der Posten oben eigentlich nichts zu essen?"
fragte Kamee und deutete auf den Schatten vor dem Mond.
Sie sah, wie sich Bilgir Eqrem herumdrehte. Sie sah, wie der alte
Mann den Horizont absuchte.
Dann sah Kamee' wie der Greis so fahl wurde wie das Licht des
Mondes. Und sie begriff...
8.
Der alte Mann sprachjedes Wort sehr langsam aus, und es fiel in
eine erschreckende Stille. „Freunde", sagte Bilgir Eqrem.
„Unsere Feinde haben uns entdeckt. Wir sind eingeschlossen."
Reginald Bull unterdrückte einen Fluch und sprang auf.
,,Habt ihr keinen Notausgang?" fragte er. „Einen
Schleichweg, der aus dem Tal herausführt?" ,,Wir haben uns
hier sicher gefühlt", sagte Bilgir Eqrem. ,,Wir.
,,Dann müssen wir wenigstens jetzt einen finden", stieß
Bully hervor. ,,Ich schlage vor, daß ihr euch ergebt
- auf Gnade oder Ungnade. Seht zu, daß ihr die nächsten
Tage übersteht. Sobald das Schiff gelandet ist, ist die Gefahr
vorüber. Alles, was wir brauchen, ist Zeit."
,,Die werden wir kaum haben", knurrte Naryal Rashman. ,,Wir
sitzen hier in der Falle wie der Speck - und diese Falle hat sich
längst geschlossen."
Kamee fühlte, daß jemand an ihrem Pullover zupfte. Sie
drehte sich um. Vor ihr stand ihr Verwandter Cavus Nyssen.
,,Komm mit", sagte er leise. ,,Ich kenne einen Weg, der
vielleicht ins Freie führt. Hast du Vertrauen?"
Kamee schaffte es sogar noch in dieser Lage, ihr reichlich loses
Mundwerk loszulassen. „Nicht sehr viel", sagte sie
grinsend. ,,Aber noch viel mehr Angst. Wohin willst du gehen?"
,,Komm mit", sagte Cavus. ,,Nimm deine Freunde mit."
,,Ich schlage euch noch einmal vor - ergebt euch", sagte
Bully. ,,Nur dann habt ihr eine Chance."
„Niemals", schrie Bilgir Eqrem. Der alte Mann hatte
völlig die Übersicht und die Kontrolle über sich
selbst verloren. „Lieber sterben wir, als daß wir uns
diesen Wilden ergeben."
Bully preßte die Lippen aufeinander.
„Komm"' rief Kamee ihm zu. ,,Es hat keinen Sinn, du
wirst sie nicht überzeugen."
Bully löste sich von der Gruppe.
Im Tal wirbelten die Menschen durcheinander. Niemand schrie, aber
alles spielte sich mit unglaublicher Schnelligkeit ab. Das Feuer
brannte
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