PR TB 212 Expedition Der Todgeweihten
ein grimmiges Gesicht.
,,Wenn sie sie nicht totgeschlagen haben, dann werden sie früher
oder später ebenfalls zu Shakootees gemacht - zu Sklaven dieses
verfluchten Krautes. Seht ihr - dort vorn wächst auch so eine
Blume. Es gibt sie überall, sogar im Gebirge."
,,Aber wenn sie auf ganz normalem Boden wachsen können, wozu
übernehmen sie dann Menschen?"
Cavus zuckte mit den Schultern.
,,Was weiß ich?" sagte er. ,,Ich kenne mich da nicht
aus. Ich weiß nur, daß es dieses Kraut überall auf
dem Planeten gibt, und daß es die Menschen zu Sklaven macht."
Kamee hielt es für ratsam, denjungen Mann nicht weiter mit
Fragen zu behelligen. Der Weg erforderte ohnehin die Anspannung aller
körperlichen und geistigen Kräfte. Von einem regelrechten
Weg konnte auchjetzt keine Rede sein - Kamee konnte nur eines tun:
alles getreulich nachahmen, was Cavus ihr vormachte. Ihr kamjetzt
kaum zum Bewußtsein, daß jeder Fehltritt ihren Tod
bedeuten konnte, so sehr beschäftigt war sie mit der Kletterei.
Langsam näherte sich die Gruppe dem Gipfel des Berges. Noch eine
Biegung war zurückzulegen...
Kamee schloß die Augen, als sie die Männer sah.
Schwäche überkam sie, sie brach in die Knie.
Die Mühen und Strapazen waren vergebens gewesen. Da standen
sie, die Shakootees, die Bögen gespannt, die Speere gefällt.
Die Flüchtigen waren erwartet worden
- der Verräter, wer immer es auch war, hatte gute Arbeit
geleistet.
„Ergebt euch!" rief der Anführer der Shakootees.
Als er das Visier öffnete, erkannte Kamee den Hohen Taamar von
Machli ki Tikka.
Das Spiel war aus und verloren. Die Flüchtlinge hoben die
Hände.
Der Hohe Taamar runzelte ärgerlich die Stirn.
,,Ich werde niemanden zwingen", sagte er scharf, und dem
Dolmetscher gelang es vortrefflich' diesen Tonfall nachzuahmen. ,,Ich
bin geduldig gewesen, aber auch meine Geduld ist erschöpfbar.
Ich frage euch noch einmal, wollt ihr euch unterwerfen?"
„Nein!“ rief Bilgir Eqrem. „Lieber sterben wir!"
Der Hohe Taamar sah den alten Mann streng an.
,5agst.du das aus dir heraus, oder willst du deine Leute zwingen?
Gib dir keine Mühe, wir werdenjeden einzelnen fragen."
,,Es wird keinerja sagen", behauptete Eqrem.
Er hatte Mut, das mußte Kamee dem Greis lassen. In
dem Zeltlager lebten an die zweitausend ShakooteeSoldaten, und in
dieser Menge hatten die wenigen Dutzend Terraner der versteckten
Siedlung keine Aussicht auf erfolgreichen Widerstand.
Die Terraner standen in der Mitte des Lagers vor einem
improvisierten Thronsessel des Hohen Taamar von Machli ki Tikka. Der
Stadtkönig sah den Greis düster an.
Dann hob er den Blick und musterte die Schar seiner Gefangenen.
Kamee stand in der zweiten Reihe, vor ihr stand Reginald Bull. Die
Gefangenen waren ausnahmslos gefesselt, nur die kleinen Kinder waren
nicht an den Händen gebunden.
„Bringt die Shakootees heran", bestimmte Cachumbar.
„Wer sich unterwerfen will, hatjetzt Zeit dazu."
Niemand in der Schar der Terraner rührte sich. Das Gesicht
des Hohen Taamars bekam einen Ausdruck der Verzweiflung, den Kamee
beim besten Willen nicht verstehen konnte. „Unterwerft euch",
sagte der Hohe Taamar, und Kamee erschien es, als flehe er seine
Gefangenen förmlich an. ,,Es könnte euer Tod sein, wenn ihr
euch sperrt."
Noch immer meldete sich kein Überläufer. Kamee warf
einen Blick auf die blutroten Wurzeln der Shakootees, und sie
schauderte bei dem Gedanken, ihr Leben mit dieser fürchterlichen
Pflanze teilen zu müssen. Der Hohe Taamar stand auf. Er winkte
seine Ratgeber heran. Währenddessen war am Rande des Platzes
hastig ein Altar aufgebaut worden. Er bestand aus einem Untergestell
aus Metall mit einer großen Schale, in der ein Holzkohlenfeuer
glomm. Darüber schimmerte eine große goldene Sonnenscheibe
- offenbar waren Sonnenreligionen überall im Kosmos bekannt,
dachte Kamee.
Der Hohe Taamar und die Ratgeber scharten sich um den Altar.
Cachumbar nahm aus einem ledernen Säckchen eine Handvoll Kräuter
heraus und warf sie auf die Glut.
Rauch wallte auf, und die Versammlung beugte sich über das
glimmende Feuer und sog den Rauch der verbrennenden Kräuter tief
ein. Kamee konnte sehen, wie Cachumbar und seine Ratgeber am ganzen
Leib zu zittern begannen. Von dem Feuer wehte ein starker Geruch
herüber. Er erinnerte an brennendes Harz und ließ in Kamee
sofort den Verdacht aufkommen, daß es sich bei dem Feueropfer
um ein Rauschgiftzeremoniell handelte.
Kamee konnte sehen, wie der Körper des Taamars immer
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