PR TB 214 Kosmischer Grenzfall
Eine Erklärung hat man noch
nicht gefunden, man muß sich eben damit abfinden. Wie sieht es
bei euch aus, Gerry?"
Ich schilderte ihr den Vorfall mit dem schwebenden Psychoschuler,
und Annemy bestätigte mir nach Rückfrage bei Fürst
Lavord, daß nichts anderes für die Panik der Vespaer
verantwortlich sei.
“Aber wenigstens ist euch Schlimmeres erspart geblieben",
sagte Annemy. “Die Vespaer werden nicht wiederkommen. Sie
werden heimkehren und berichten und die Vertreter der zweiten
Volksgruppe auf den Weg schicken. Fürst Lavord nennt diese
Lamaroner Gryllaer, weil sie Grillen ähnlich sehen sollen. Sie
sind höherentwickelt als die Vespaer und scheinen in der
Hierarchie des Sechs-Völker-Staates auf der zweituntersten Stufe
zu stehen. Bisher war es, nach Aussage von Fürst Lavord, immer
so, daß sie auf die Vespaer folgten. Auch bei den Gryllaern
gilt es, Vorsicht walten und ihnen nicht zu viele Freiheiten zu
lassen."
“Ich werde es weitergeben", versprach ich.
“Ich weiß etwas Besseres, geben Sie mir Walty."
Ich überreichte das Funksprechgerät an Walty. Er nahm es
mit vor Nervosität zitternden Händen an sich und zog sich
damit hinter den Psychoschuler zurück, um sich unbelauscht
unterhalten zu können. Dabei mußte ihm klar sein, daß
er von Annemy eine Standpauke zu erwarten hatte. Ich verstand zwar
nicht, was seine Gefährtin ihm mitteilte, aber daran, daß
er nicht viel mehr als eine ständige Wiederholung der
Versicherung von sich gab, daß er dies tun und sich daran
halten werde, ging hervor, daß sie ihm einiges zu sagen hatte.
Als er nach einer Weile hinter dem Psychoschuler hervorkam, machte
er einen zerknirschten Eindruck.
“Wir werden beim nächsten Kontakt mit Lamaronern
vorsichtiger sein müssen", sagte er.
Er tat mir ein wenig leid, und am liebsten hätte ich ihm zum
Trost mitgeteilt, was Annemy mir über ihre Gefühle zu ihm
anvertraut hätte. Aber das wäre ihr gegenüber nicht
fair gewesen, und außerdem wußte Walty bestimmt auch so,
wie sie in Wirklichkeit zu ihm stand. Und eigentlich, so sagte ich
mir, war er nicht zu bedauern, sondern zu beneiden.
Immerhin stand Annemy schon seit weit über einer Generation
treu zu ihm, und wenn sie trotz vieler angestrengter Versuche nicht
von ihm loskam, dann war das ein dickes Kompliment für ihn.
Aber er war eben nicht der Typ, den eine Frau anhimmelte, wie sehr
sie auch an ihm hing. Mir fiel eine Episode aus einer Geschichte ein,
die in alter Zeit spielte. Darin ging es um ein Mädchen und
ihrem liebsten Spielzeug - ein Stofftier, Teddybär genannt. Sie
liebte es über alles, behandelte es jedoch ziemlich rauh und
warf es gelegentlich in irgendeine Ecke, um sich irgendwann seiner zu
erinnern und das zerknautschte Ding hervorzuholen und sich an ihm zu
kuscheln. Es konnte ohne ihr Stofftier nicht glücklich sein,
egal wie mitgenommen es war. Wenn der Vergleich hinkt, dann nur, daß
Walty kein Spielzeug war.
Die Gryllaer kamen bei Einbruch der Nacht, aber wir waren
vorbereitet. Walty hatte einige Scheinwerfer aufstellen lassen, die
fast die ganze Lichtung erhellten -nur die SCHLEUDERBOGGE lag im
Halbdunkel.
Der Psychoschuler stand sozusagen im Rampenlicht. Pilgram wollte
es sich einfach nicht nehmen lassen, seine Methode an den Lamaronern
auszuprobieren. Ich konnte das Annemy nicht verschweigen, als sie
wieder anrief und sich nach der Lage erkundigte, aber sie hatte dazu
nur gemeint, daß dies Zeitverschwendung sei. Dabei hörte
ich Fürst Lavord im Hintergrund soufflieren:
“Die Idee ist nicht neu für mich, aber soll Pilgram
seinen Willen haben - er wird um eine Erfahrung reicher werden."
Von den Geschenken, die Walty für die Lamaroner in der Nähe
des Psychoschulers bereitgestellt hatte, sagte ich Annemy nichts. Er
bat mich nicht direkt darum, darüber zu schweigen, aber ich
merkte, daß es ihm lieber war, Annemy keine Rechenschaft
ablegen zu müssen.
Ich faßte meinen Lagebericht in der bündigen Formel:
“Keine besonderen Vorkommnisse!" zusammen. Dafür
hatte Annemy mit einer Neuigkeit aufzuwarten, die für mich
persönlich gar nicht so neu war, weil ich etwas Ähnliches
geahnt hatte. “Wir kennen jetzt Fürst Lavords
Nektar-Quelle, sie heißt Billy-Konfuzius", berichtete
Annemy. “Klackton hat den Gauchoroboter im Nektarrausch nicht
nur umprogrammiert, sondern auch umgebaut. Sein ausgehöhlter
Körper ist ein einziges Nektarfaß, das nur von Fürst
Lavord angezapft werden kann."
“Das bestätigt doch Walty als
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