Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

Titel: PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
leuchtete die Glut der
Feuer. Entlang der Simse und in zahlreichen Nischen brannten
Öllampen. Eine beklemmende, feierliche Stimmung herrschte und
griff auf uns über. Diener und Sklavinnen huschten hin und her
und bedienten uns. Schließlich glitt ein Vorhang zur Seite, und
die Ariadne trat ein.
    Wir glichen uns dem Verhalten der Diener an, standen auf und
warteten, bis die Frau in der Mitte des Saales stand. Sie schüttete
Wein auf den Boden und murmelte beschwörende Formeln oder
Anrufungen. Sie trug einen Rock, der bis zum Boden reichte und rund
ein dutzendmal abgestuft war. Über einer kurzärmligen Jacke
fiel ein wollenes Tuch, mit Bronzenadeln zusammengehalten, über
die Schultern und die Brust. Die Finger waren voller Ringe, die
Handgelenke trugen schwere Bänder aus Bronze, seltenen Steinen
und Gold. Das Abbild der heiligen Schlange ringelte sich um den
rechten Oberarm.
    Ich bewunderte die Wandgemälde, die Menschen mit Tierköpfen,
Tiere mit Menschenköpfen, Gottheiten und Ranken zeigten - alles
in unerklärlichen Tätigkeiten miteinander verwirkt und
verwoben. Die Bilder waren vom Alter gedunkelt und von zahllosen
Berührungen glattpoliert. „Und du, Atlan", fragte sie
mich über den freien Platz zwischen dem Thron, dem Herdfeuer und
einigen Stufen hinweg, „du sollst die Menschen warnen? Berichte
mir über das Orakel!" „Wenn die Flutwelle Stronghyle
erreicht, wird sie den Schlund des Poseidon erreichen. Feuer und
Wasser werden sich vermischen, die Schluchten werden aufbrechen;
niemand vermag sich den Schrecken vorzustellen", begann ich.
„Natürlich sprechen wir nur aus, was uns das Orakel
auftrug. Aber gerade du, Ariadne, solltest wissen, daß ein
Orakel niemals lügt." Ariadne war ein Titel, kein Name. Von
diesem Raum aus, dessen Dunst und Rauch durch Öffnungen in einen
Patio hinein abzogen, wurden die Gesetze der Göttin verkündet,
mit deren Hilfe Minoos regierte.
    „Dies weiß ich", sagte sie. „Berichtet! Was
soll geschehen?"
    Ptah und ich bemühten uns, ihr und der schweigend staunenden
Dienerschaft zu erklären, daß sich eine bewohnte Insel ins
Meer senken würde. Die Folgen dieses schwer zu fassenden und zu
begreifenden Vorgangs allerdings waren den Zuhörern keineswegs
unfaßbar. Sie kannten sowohl Erdbeben, herausgeschleuderte
Steinbrocken und glühende Asche, Meereswellen waren ihnen nicht
fremd, sinkende Schiffen ebensowenig wie verwüstete
Uferstreifen,
    brennende Siedlungen und sterbendes Vieh.
    „Dies wird geschehen", schloß Nestor und wischte
sich den Schweiß von der Stirn. „In weniger als fünf
Monden. Genau an dem Tag, an dem ..."
    Ich lehnte mich zurück und heftete meinen Blick auf das
schmale, von Alter und Einsamkeit gezeichnete Gesicht der Frau. Ein
schmales Gesicht mit hohen Backenknochen, einem schmalen Mund, dessen
Winkel scharf nach unten gezogen waren, graue Strähnen im
vollen, dunkelbraunen Haar.jjraugrüne Augen, die unverändert
flink und scharf jeden und alles musterten
    und zu durchdringen schienen. Eine bemerkenswerte Frau. Es war
schwer, fast unmöglich, ihre Rolle im Netz der minooischen
Inseln klar zu definieren.
    Wir sagten ihr, was wir wußten. Es war kein Geheimnis, und
von ES und unserer geheimnisvollen Ausrüstung sprachen wir
längst nicht mehr.
    Die Ariadne sagte uns, sie wolle es sich überlegen, wie sie
auf unsere Erzählungen reagieren würde.
    Wir widersprachen ihr; es wären keine Erzählungen,
sondern die tödliche Wahrheit hinter dem Orakelspruch.
    Sie meinte mit Entschiedenheit, daß sich eine Welt in fünf
Monden erheblich verändern könne.
    Eine Gefahr dieser Art lasse sich nicht aufhalten. Wie sollte es
eine Gottheit und deren Vertreterin, wandte sie hingegen ein,
schaffen, Tausende und aber Tausende von Menschen mit ihrer
notwendigsten Habe in Sicherheit zu bringen. Die Argumente gingen hin
und her, und schließlich konnte ich nicht mehr anders. Ich
stand auf und trat mit dem gefüllten Weinbecher in den Fingern
vor den Thron der Frau.
    Ich deutete langsam nacheinander auf mehrere der Idole, die
allesamt eine Göttin zeigten, die in späteren Jahrhunderten
mehrere Namen und viele Aufgaben bekommen würde. Die Zeit war
unaufhörlich im Wandel, und die Frau wußte es zumindest
ebensogut wie ich. Ich sagte halblaut:
    „Diese Göttin, Ariadne, ist deine Herrin. Tod und
Geburt, Werden und Vergehen, Fruchtbarkeit und Verwelken, das alles
liegt in dem Korb, den sie über uns ausschüttet. Du mußt
tun, was sie befiehlt. Ich hoffe, sie

Weitere Kostenlose Bücher