Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

Titel: PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
wissen", entgegnete Nestor grimmig, „daß
sich die Leute von Athen Minoos, Knossos und seine Seeherrschaft
nicht schätzen. Das alles ist uns unwichtig, denn wir sind nur
die Werkzeuge des Orakels ..."
    Wir ergänzten uns gegenseitig, als wir dieselben Worte
vortrugen, wie wir sie bereits auf Knossos, Stronghyle, Melos und
Keos gebraucht hatten. Jeder von uns gab sein Bestes; was sollten wir
sonst tun? Wir
    würden diesen Text wohl noch so oft wiederholen, daß
wir ihn nicht nur auswendig kannten, sondern bis er uns überdrüssig
wurde. Nachdenklich und unsicher hörte Theseus zu. Er wurde erst
aufmerksam, als wir ihm sagten, daß im Gefolge der Flutwelle
auch die Macht der Thalassokratie Keftius wenn nicht gebrochen, so
doch zumindest eingeschränkt werden würde.
    Wir waren sicher, daß die Ereignisse der letzten Nacht den
Prinzen beeindruckt hatten. Unsere Annahme war richtig. Er versprach,
nachdem wir mit ihm, seiner Schwester und den Beratern des toten
Königs im Palast gegessen und getrunken hatten, alles zu tun,
was notwendig war. Wir hinterließen ihm und seinen Beratern,
kleinen Stadtfürsten von Siedlungen im weiten Umkreis, das
Wissen über den Tag, an dem die Katastrophe stattfinden würde.
Mehr konnten wir hier und heute nicht tun.
    „Das Volk, das die Zeichen mit angesehen hat", schloß
Nestor, „wird dich immer wieder fragen, Theseus. Sage deinen
Untergebenen die Wahrheit!"
    „Die Wahrheit wird dir helfen, zu überleben",
sagte ich hart. „Du bist nichts, wenn dein Volk tot ist. Und
was wäre Athen ohne dich, den Sohn des toten Königs?"
    Wir ließen ihn in tiefer Nachdenklichkeit zurück.
    Und als wir den Palast verließen, wieder von den Lenkern der
dahinschleudernden und polternden Gespanne zurückgebracht,
erkannten wir, daß wir unser Vorhaben niemals würden zu
Ende führen können. Es gab zu viele Küsten, und wir
hatten nur noch weniger als hundertachtzehn Tage Zeit.

7.
    Es mochten dreihundert Menschen sein, die unsere Abfahrt aus dem
Hafen mit ansahen. Sie winkten zögernd; es gab nur wenige Rufe.
Jeder von ihnen wußte, an welchem Tag dieser Hafen wie
unzählige andere von einer Wassermasse, hart wie Obsidian und
mit der Kraft eines Bergrutsches, in Stücke geschlagen werden
würde.
    Wir ruderten gegen einen steifen, kalten Wind. Alle Männer an
Bord waren in dicke Jacken und Mäntel gehüllt. Die Riemen
tauchten im Takt ein und rissen die CHARIS vorwärts. Noch
innerhalb des Hafens packte uns eine rätselhafte Kraft im Heck
und schob das Schiff schneller und schneller durch die kleinen
Wellen. Dann hob sich der Bug. Gischt prasselte eine Weile lang gegen
das Gorgonenhaupt am Steven, die Tropfen rannen immer schräger
und schließlich waagrecht an der Bordwand entlang. Die CHARIS
schwang sich plötzlich über die Wellenkämme hinweg,
schwebte über dem Wasser und gewann abermals an Geschwindigkeit.
Wir alle waren starr vor Schrecken.
    ES hilft euch und beschleunigt eure Fahrt! sagte der Extrasinn.
    Das Schiff befand sichjetzt in voller Länge rund eine
Mannslänge über dem Wasser und raste aus dem Hafen hinaus.
Wir hatten gerade das Segel setzen wollen. Es lag mitsamt der Rah
quer über dem Deck und flatterte in den Reffschnüren. Ich
stand neben Nestor im Bug, klammerte mich an das Schanzkleid und
schrie:
    „Keine Angst, Freunde! Die Frage der gefahrvollen Fahrt ist
gelöst. Die Verkünder des Orakels fliegen wie die
Kraniche."
    Schweigend und verblüfft versuchten wir alle, diese
Überraschung zu verarbeiten. Die Ruderer packten die Riemen und
zogen sie ein, andere Männer banden die Hölzer fest. Perses
ließ das Ruder los, hielt sich an einem Tau fest und blickte
fassungslos auf dem Deck umher, musterte das immer schneller
vorbeifliegende Meer, schaute zurück zum Hafen und bemerkte, daß
sich die Insel deutlich zu verkleinern schien.
    „Und auf diese Art sollen wir nach Mykenai... fliegen?"
fragte er. Niemand antwortete. Wir waren damit beschäftigt, uns
an diese Überraschung zu gewöhnen. Ptah und ich hatten
keine großen Schwierigkeiten, Nestor trug dieses göttliche
Zeichen ebenfalls mit Gemessenheit, aber unsere Besatzung rief die
Götter an, klammerte sich an die Ruderbänke und starrte auf
die Wellen.
    Eine große Insel verschwand an Steuerbord im Nebel. Ein
Inselchen an Backbord huschte förmlich vorbei. Wieder näherte
sich ein Eiland voraus, wir passierten es und näherten uns einem
scharf vorspringenden Kap, neben dem an Backbord eine langgezogene
Insel auftauchte.

Weitere Kostenlose Bücher