Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

Titel: PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Scheiterhaufens,
dessen Balken und Bohlen abgetragen und über das Grab gehäuft
wurden. Ein Mädchen näherte sich mit kleinen Schritten.
    Sein Körper war nur mit einem Hüfttuch, breiten
Schmuckbändern und Sandalen bekleidet. Salböl und Schweiß
zeichneten verwaschene Muster auf die Haut. Das Mädchen trug in
beiden Händen einen wunderschön verzierten Krug, aus dem
Wein spritzte. Vor dem Scheiterhaufen angekommen, hob die Unbekannte
den Krug hoch über ihren Kopf und zerschmetterte ihn auf den
Balken.
    Dann umringten ein Dutzend voll bewaffneter Krieger das Mädchen
und hielten ihre lodernden Fackeln an den Holzstoß. Harz, Öl
und trockene Späne ließen augenblicklich das Feuer
hochlodern.
    Schritt um Schritt zogen sich das Mädchen und die
bronzeklirrenden Krieger zurück. Im Scheiterhaufen brannte eine
Packung ab, die wir dort versteckt hatten. Sie erzeugte eine
gewaltige Hitze, die sofort den Holzstoß entzündete, den
Wein verdampfte und die Dämpfe brennen ließ. Sekunden
später orgelte eine zehn Mann hohe Stichflamme aus der offenen
Kuppel und erhellte die gesamte Umgebung. Schreckerfüllt hörten
die Männer auf, die Trommeln zu schlagen. Ein Murmeln und
Schreien des Entsetzens ging durch die Menge. Ein Windstoß
wirbelte auf, besser ein Sog, der trockene Blätter, Tücher
und den reichlich aufgewirbelten Staub und Sand durch den Eingang riß
und heulend der Flamme entgegenschickte. Es gab eine dumpfe
Explosion.
    Das Fauchen und Heulen der Flamme wurden schwächer. Der
grelle Glanz erlosch. Aus der Öffnung des Kuppelgrabes, die wie
ein Kamin wirkte, drang eine schneeweiße Wolke hervor, von
roten Blitzen durchzuckt. Sie schraubte sich in die Höhe, hüllte
einige Augenblicke lang die Baumwipfel ein und löste sich auf.
    Wieder schlugen die Flammen des Scheiterhaufens aus der Öffnung.
    Nach einigen Momenten des Schreckens sammelten sich die Musiker
wieder. Der Takt der Trommeln und die wimmernden Melodien der
Syringen waren wieder ununterbrochen. Mitten aus der pechschwarzen
Rauchwolke, diejetzt aus dem Grab hervorquoll, stach eine Lichtsäule
senkrecht in die Höhe. Eine hallende Stimme brach sich Bahn und
schrie unüberhörbar laut und mit einem langen Nachhall:
    „Fremde sind von den Inseln gekommen! Fremde, die ein Orakel
zu verkünden haben!"
    Die Menge hörte die Worte und murmelte überrascht.
Wieder trat eine Pause ein, in der das Holz und alle anderen Teile
des Scheiterhaufens brannten. Ein unbeschreiblich abstoßender
Geruch breitete sich wie eine Gaswolke rings um den Hügel aus.
Es stank nach den verbrannten Häuten der Tiere, nach ihren
schmorenden Knochen und dem Blut, nach dem Wein und einigen Dutzend
anderer Dinge, die brodelnd und blubbernd verbrannten und sich
auflösten. Holz brannte ebenso wie Horn, Gold schmolz, und
Bronze verformte sich.
    Nach einiger Zeit, in der die Tausende regungslos verharrten,
drehte sich pulsierend eine in allen Farben schillernde Wolke heraus.
Als sie sich in der Höhe der Baumwipfel befand, erschien mitten
in ihr das Gesicht des toten Königs.
    Seine Lippen bewegten sich; es hatte uns nicht wenig Mühe
gekostet, die Projektion für wenige Augenblicke stabil zu
halten. Dröhnend verkündete der „Geist des Toten":
    „Hört zu, was die Fremden euch berichten! Glaubt ihnen!
Ein Orakel kann nicht lügen, und sie sprechen von
    großen Gefahren! Glaubt ihnen... glaubt ihnen edes Wort..."
    Das Gesicht verschwand, zugleich verwehten die letzten Fetzen der
irisierenden Wolke. Langsam zog ich meinen Dolch und zog mich in die
Dunkelheit der Deckung eines borkigen Baumstamms zurück.
    Ich zielte auf die Knie des jungen Mädchens, neben das jetzt
ein jüngerer Mann mit auffallend breiten Schultern getreten war.
Fast lautlos löste sich ein Lähmschuß, traf genau das
Ziel, und das Mädchen sackte zusammen. Augenblicklich handelte
der junge Mann, der ebenso wie sie ein enger Verwandter des Toten zu
sein schien; vermutlich seine Tochter und ihr Bruder Theseus, von dem
wir hatten reden hören. Genau in dem Moment, in dem der Jüngling
das Mädchen in seine Arme gehoben hatte, feuerte ich den zweiten
Schuß ab. Der junge Mann zuckte zusammen, sein Griff um die
Kniekehlen der Schwester löste sich. Krieger sprangen herbei und
stützten die beiden.
    Aus dem Eingang des Grabes loderten kleine Flammen. Siedendes öl
lief in alle Richtungen auseinander und entzündete sich. Hitze
und Rauch drangen aus den Löchern der Mauern. Aufmerksam
beobachteten wir die Menschen.

Weitere Kostenlose Bücher