PR TB 222 Die Andere Welt
Lust dazu verspürte.
Terry löste das Beiboot von der Halteleine und übernahm die
Haifisch wache, obwohl es angeblich in dieser Region kaum Haie geben
sollte.
Rhodan und Ras schwammen zum Riff und kletterten an Land. Vom
Ringkamm aus konnten sie das Dorf und das fremde Schiff durch die
Landlücke gut erkennen. Noch rührte sich da drüben
nichts.
Vor Mittag noch begann das Wasser zu sinken, die Ebbe hatte
eingesetzt. Ihren Tiefstand würde sie am frühen Nachmittag
erreichen.
Terry landete mit dem Boot beim Riff und zog es ein Stück auf
Land. Er gesellte sich zu Rhodan und Ras, setzte sich auf einen
Felsen und nahm wieder sein Glas zu Hilfe. Dann nickte er.
»Wie ich es mir dachte - sie kommen. Allerdings nicht mit
der Jacht und auch nicht mit dem Ruderboot.«
Rhodan hatte es auch ohne Glas gesehen. Die Miller-Leute hatten
ein flachgehendes Motorboot zu Wasser gelassen, waren alle drei
eingestiegen und kurvten nun quer über die Lagune auf die
Ausfahrt zu. Außerhalb des Riffs mäßigten sie die
Geschwindigkeit und nahmen Kurs auf das Teufelsriff.
»Lästige Bande!« schimpfte Ras-1983, der Millers
gestrige Bemerkung noch längst nicht verdaut hatte. »Die
werden doch hier nicht baden wollen, nachdem ein Niggerpärchen
das Wasser verschmutzt hat?«
Reg war an Bord der MAOLA zurückgekehrt und verschwand unter
Deck. Rhodan ahnte, was er dort holte und hoffte, daß er keine
Dummheiten machen würde.
Inzwischen war Millers Boot herangekommen und schaukelte zwischen
der MAOLA und dem Riff antriebslos auf der Dünung.
»Gut zu tauchen hier?« fragte Garcon Mollet mit
verdächtiger Freundlichkeit, die im krassen Gegensatz zum
gestrigen Benehmen stand.
»Mehr Fische«, gab Terry Auskunft.
Franz Hacker warf einen kleinen Anker ins Wasser.
Die drei Männer ließen sich über Bord gleiten und
schwammen zum Riff, aber sie trugen keine Taucherbrillen. Mühsam
kletterten sie an Land und betrachteten dann gedankenschwer den
runden See.
»Schon mal hier getaucht?« fragte Miller ziemlich
direkt.
»Warum sollten wir?« lautete Terrys Gegenfrage. »Viel
zu dunkel und zu tief. Ihr könnt es ja mal versuchen, wenn ihr
meint.«
Miller warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, sagte aber
nichts mehr. Inzwischen war auch Reg wieder an Deck der Jacht
erschienen und stand an der Reling. Hinter ihm in einem Liegestuhl
entdeckte Rhodan ein Gewehr. Genau das, was er befürchtet hatte.
Miller, Hacker und Mollet wanderten auf die andere Seite des Riffs
und unterhielten sich so leise, daß man kein Wort verstand.
Immer wieder galt ihre Aufmerksamkeit dem Kratersee, und es konnte
kein Zweifel daran bestehen, daß ihr ganzes Interesse nur ihm
galt.
Sie waren gekommen, um hier zu tauchen, früher oder später.
»Heute auf keinen Fall mehr«, sagte Terry, der Rhodans
Gedanken erriet. »Sie haben keine Ausrüstung dabei, und
nachts werden sie es wohl kaum wagen. Wie Helden sehen sie nicht
gerade aus.«
»Wie sieht denn ein Held aus?« fragte Rhodan und
lächelte.
Terry grinste und schwieg.
Der Nachmittag verging in quälender Langsamkeit. Reg blieb
die ganze Zeit an Bord der MAOLA und hielt Wache, wie er es später
bezeichnete. Terry und die beiden Ras' hingegen waren mehr im Wasser
als auf dem Riff. Rhodan fand ein sandiges Plätzchen und genoß
die Sonne der Parallelerde. Miller und sein Team blieben auf der
anderen Seite des Ringriffs und langweilten sich offenbar fast zu
Tode.
Als die Sonne dicht über dem Horizont stand, schlug Terry die
Rückfahrt vor. Niemand war dagegen, denn sie alle waren davon
überzeugt, daß niemand heute mehr einen Tauchversuch wagen
würde. Außerdem hatten die Herren Wissenschaftler ihre
Ausrüstung ja nicht dabei.
Sie winkten den drei Männern zu und holten den Anker ein.
Drei Augenpaare sahen ihnen stumm nach.
An Deck der MAOLA nahm Ras-1983 die am Riff gefangenen Fische aus
und pfiff dabei fröhlich vor sich hin.
Zwanzig Meter unter der Meeresoberfläche genehmigten sich
Rhodan und Ras nach dem üppigen Mahl noch einen Schluck aus der
Bordreserve.
»Waringer und die anderen werden sich Sorgen machen«,
sagte Ras beunruhigt. »Und ich mache mir auch welche. Was würde
geschehen, wenn wir für immer hierher verbannt wären?«
»Auf keinen Fall ein Zeitparadoxon, weil wir uns in einer
Parallelwelt befinden, deren Schicksal keinen Einfluß auf unser
Universum hat. Ich frage mich nur immer wieder, wann die Abspaltung
stattfand. Vielleicht 1945, als wir noch Kinder waren? Nicht allein
wegen der
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