PR TB 222 Die Andere Welt
geschieht.«
»Ein Gottesurteil also«, murmelte Terry. »Sie
haben eine reelle Chance zu überleben. Aber was ist mit ihrem
Schiff.«
»Wenn Miller eine bewohnte Insel erreicht, wird er
zurückkehren, und dann wird er sich rächen.«
»Er wird nicht zurückkehren, er nicht und seine beiden
Freunde nicht!« sagte Palei bestimmt, und mehr war nicht aus
ihm herauszuholen. Er schwieg hartnäckig auf alle Fragen.
Sie drangen nicht weiter in ihn.
Palei brach bald auf und kehrte zu Fuß ins Dorf zurück.
»Wir können morgen sehr früh zum Riff
hinausfahren, oder erst am späten Nachmittag. Was ist euch
lieber?« fragte Terry.
Reg und Ras-83 waren für den Nachmittag, Rhodan und Ras war
es egal, also lag die Entscheidung bei Terry. Er entschied sich
schließlich ebenfalls für den Nachmittag, wenn die Ebbe
ihren tiefsten Stand auch erst kurz vor Sonnenuntergang erreichte.
»Dann habe ich Gelegenheit«, erklärte er
zufrieden, »morgen an der Gerichtsverhandlung teilzunehmen.
Vielleicht wird ein Zeuge benötigt.«
Die anderen zeigten wenig Lust, ihn zu begleiten.
Noch vor Mitternacht zogen sie sich in ihre unterschiedlichen
Schlafquartiere zurück.
Alle Männer der Insel versammelten sich am anderen Vormittag
auf dem
Dorfplatz, während die Frauen und Kinder in ihren Hütten
bleiben mußten. Häuptling Kiola saß wie üblich
auf seiner Matte und befahl, die Gefangenen zu holen.
Miller, Hacker und Mollet machten durchaus keinen
niedergeschlagenen Eindruck, stellte Terry fest, dem man bereitwillig
Platz gemacht hatte, so daß er in der ersten Reihe stand. Ihre
Gesichter verrieten vielmehr Zuversicht, Überheblichkeit und
Verachtung. Sie schienen das Gericht für eine Farce zu halten
und nahmen es offensichtlich nicht ernst, obwohl ihre Schuld bereits
bewiesen war.
Miller bedachte Terry mit einem Blick voller Haß. Drohend
schüttelte er die rechte Faust seiner gefesselten Hände
gegen ihn.
Terry gab den Blick kühl und unbewegt zurück.
Kiola machte im wahrsten Sinne des Wortes kurzen Prozeß. Das
lag wohl in erster Linie an dem guten Wetter. Die Männer wollten
hinaus zum Fischen.
»Ihr habt Tevita ermordet und werdet nach den Gesetzen der
Insel bestraft. Habt ihr noch etwas zu sagen?«
Miller war von der Kürze der Anklage derart überrascht,
daß er zwar den Mund öffnete, aber sekundenlang keinen Ton
hervorbrachte. Dann wurde er aber um so lauter:
»Ich verlange, vor ein ordentliches Gericht gestellt zu
werden. Was bildet ihr euch überhaupt ein, einen Weißen
anklagen und verurteilen zu wollen? Wohl übergeschnappt, was?«
Kiola blieb erstaunlich ruhig.
»Zur Anklage selbst habt ihr also nichts zu sagen? Gut, dann
verkündige ich das Urteil: Ihr werdet in einem Kanu draußen
auf offener See ausgesetzt. Ihr bekommt Früchte und Wasser für
drei Tage. Wenn ihr hierher zurückkehrt, droht euch eine
strengere Bestrafung. Das ist alles.«
Hacker begann zu schimpfen und schlug wie wild um sich, als zwei
Männer ihn packten und in die Hütte zurückschleppten,
in der sie gefangengehalten wurden. Es nützte ihm nichts. Mollet
und Miller folgten ihm ebenso unfreiwillig.
Kiola nickte Terry zu und bat ihn zu sich.
»Sie hätten den Tod verdient«, sagte er fast
entschuldigend, »aber wir dürfen niemand töten, auch
keinen Mörder. Die Götter werden sie richten, wenn es ihnen
gefällt.«
»Das Urteil war gerecht«, beruhigte ihn Terry. »Es
war auch sehr weise. Ich befürchte nur eines: Sollten die
Verbrecher Land erreichen und gerettet werden, so werden sie
zurückkommen, um ihr Schiff zu holen. Sie werden versuchen, sich
zu rächen.«
»Wir sind bereit«, sagte Kiola einfach.
»Sie haben Feuerwaffen.«
»Wir jetzt auch!«
Terry nickte.
»Ihr werdet sie brauchen«, befürchtete er und
reichte dem Häuptling die Hand. »Ihr könnt auf mich
rechnen, wenn es soweit ist.«
Terry wanderte zurück zur Hütte, wo die anderen auf ihn
warteten.
»Morgen werden sie ausgesetzt«, schloß er seinen
Bericht ab.
»Hoffentlich kommt ein anständiger Sturm«, sagte
Ras-83 unversöhnlich. »Ich gönne sie den Haien.«
»Du warst schon mal friedlicher«, warf Reg ihm vor und
sah hinab zur MAOLA. »Ich lege mich ein paar Stunden aufs Ohr.
Es wird sicher spät heute abend.«
Ras-83 begleitete ihn.
Rhodan sah ihnen nach, ehe er in der Hütte verschwand, um
eine von Terrys Badehosen anzuziehen.
Kurz darauf lagen er, Terry und Ras im warmen Wasser der Lagune
und ließen sich mit der schwachen Strömung
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