PR TB 222 Die Andere Welt
ohnehin
ein halbes Wunder, daß es Ras während der kurzen
Zeitspanne, in der er sich in der Dorf toilette »aufhielt«,
gelungen war, unter Bord von Millers Jacht zu teleportieren und Palei
fast auf Anhieb zu finden.
Zum Glück stellte Laumesi keine weiteren Fragen mehr. Die
Versammlung löste sich auf.
»Was werden sie mit Miller anstellen?« fragte Terry,
als sie am Strand entlang zu seiner Hütte gingen. »Und den
beiden anderen?«
Rhodan zuckte die Schultern.
»Keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob es hier noch eine
Todesstrafe gibt. Sie können die Verbrecher doch nicht ewig
eingesperrt halten.«
»Man wird sie mit dem nächsten Versorgungsschiff
abschieben«, vermutete Terry. Er warf Rhodan einen forschenden
Blick zu. »Ich möchte Laumesis Frage wiederholen: woher
wußten Sie wirklich, wo Palei gefangengehalten wurde? Das kann
doch kein Zufall gewesen sein!«
»Doch das war es, Terry. Für uns kam kein anderer als
Miller als Täter in Frage, also mußte der verschwundene
Häuptlingssohn an Bord seiner Jacht sein. Zufall ist es
jedenfalls, daß man ihn so schnell fand.«
Terry sah nicht gerade überzeugt aus, aber er gab sich mit
der Erklärung zufrieden.
»Heute könnten wir noch tauchen«, sagte er und
zeigte in Richtung Lagune. »Die Ebbe hat bereits eingesetzt.«
»Zuerst möchte ich frühstücken«, sagte
Reg, und es gab niemand, der dagegen Einspruch erhoben hätte.
Um vier Uhr standen sie in der Station.
Sie hatten etwa zwei Stunden Zeit und nahmen an, daß es
ausreichen würde, wenigstens eine der Aufzeichnungen zu sehen.
Morgen würden sie dann erst wieder auftauchen können, wenn
es schon dunkel war.
Terry wartete, bis sich die anderen gesetzt hatten, dann drückte
er auf die achte Taste.
Aufzeichnung Nummer 6 lief an.
6.
Der Alte mit dem langen weißen Haar erschien auf dem
Bildschirm.
»Diese Aufzeichnung ist eine Rekonstruktion jener
Geschehnisse, die vor hundertvierzig Jahren begannen, unmittelbar
nach dem Untergang des Landes im Osten. Talawaitichqua ging in einer
einzigen Nacht unter, aber das Land dazwischen stieg nur langsam auf.
Ebenso langsam, wie Kasskara im Ozean versank.
Die Geschichte beginnt mit meinem eigenen Großvater, dem
Häuptling der Vapuri, die im Südwestteil von Kasskara
lebten.«
Tofua, der Häuptling der Vapuri, war noch nicht alt und ging,
wie alle Männer des Stammes, täglich fischen, denn sein
Dorf lag nahe der stürmischen Südküste. Die Lagune,
fast völlig von einem felsigen Riff eingeschlossen, war wie ein
kleines Meer, dessen Ufer nur bei gutem und klaren Wetter zu erkennen
war, wenn man mit dem Kanu nur weit genug hinausfuhr.
Jeder Vapuri kannte die Zeiten, in denen das Wasser fiel oder
anstieg, sie kannten sie auch, wenn der Mond nicht am Himmel stand.
Tofua wußte schon seit vielen Jahren, daß der
Wasserstand nicht immer gleich war, sondern > daß er
variierte, darum hatte er sich einen starken Felsen unmittelbar am
Strand ausgesucht und seine Zeichen in ihn eingemeißelt.
In den vergangenen fünf Jahren hatte sich der
durchschnittliche Wasserstand um mehr als einen Meter angehoben. In
jedem Jahr war es ein wenig schneller geschehen. Die besonders
flachen Küstenstriche hatten sich bereits in Wattgebiete
verwandelt.
Der Krieg war schon lange beendet, der Wiederaufbau machte gute
Fortschritte, aber das stetig steigende Wasser bereitete nicht nur
Tofua Sorgen.
Das Dorf war nicht gefährdet, denn es lag oberhalb der
Steilküste nördlich der Lagune, mindestens hundert Meter
über dem Meer. Aber andere Dörfer der Vapuri, östlich
und westlich der großen Lagune, hatten es immer leichter mit
dem Fischfang, denn das Meer kam langsam auf sie zu.
Oder war es das Land, das allmählich absank?
Die Zentralregierung im Innern von Kasskara veranlaßte an
besonders gefährdeten Stellen der Küste den Bau von Deichen
und riesigen Dämmen, die für eine gewisse Zeit die Gefahr
der Überflutung bannten.
Aber das Wasser stieg langsam und stetig weiter.
So vergingen viele Jahre, und eines Tages, als Tofua schon alt war
und seinen ältesten Sohn Lepuha auf sein Amt als Nachfolger
vorbereitete, hatte das Wasser, wenn Flut war, die Kronen der Dämme
und Deiche erreicht -und überspülte sie.
»Unser Land war früher einmal ein einziges Land«,
sagte der Vater zu seinem nun schon bald erwachsenen Sohn, »aber
jetzt beginnt es an vielen Stellen sich zu verwandeln. Es ist so, als
würde es auseinandergerissen werden. Immer mehr Seen entstehen,
und ihr Wasser
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