PR TB 223 Der Waffenhandler
Kopf.
»Natürlich nicht. Und wenn ich es wüßte,
dürfte ich es Ihnen nicht sagen, denn dadurch könnte einer
von Ihnen ja Vorteile haben, die den Kampf
verfälschen.«
»Das wollen wir natürlich nicht«, entgegnete der
Galaktische Spieler mit feiner Ironie.
»Nein - das wäre nicht fair.« Sie hörte den
Unterton nicht heraus. Lächelnd erhob sie sich und streckte ihm
die Hand hin. »Ich hoffe doch, daß Sie mich nun zu einem
Glas Semon-Sekt einladen?«
»Aber gern.«
Ronald Tekener ließ sich von ihr in einen Nebenraum führen,
der als Bar eingerichtet war.
Er war sich darüber klar, daß ihm ein schwerer Kampf
bevorstand, der ihm alles abverlangen würde. Doch er bereute
seinen Entschluß, die Zusammenhänge zwischen den
Semon-Spielen und dem Waffengeschäft des Zentropoliten auf diese
Weise aufzuklären, nicht. Wenn er etwas bedauerte, so war das
allein, daß er nicht mit Kennon reden konnte. So blieb nur die
Hoffnung, daß er den Kampf lebend überstand, und daß
sich danach ein Zusammentreffen mit dem Kosmokriminalisten ergab.
Wo Ken wohl ist? fragte er sich, während er eiskalten Sekt
trank, und die Frau über den Rand seines Glases hinweg ansah. Er
soll Kartan Askeron mit Hilfe der Presse angreifen.
6.
Sinclair Marout Kennon arbeitete einige Stunden in dem Archiv der
Pressezentrale von Semon, ohne für ihn wichtige Informationen
gewinnen zu können.
Er hielt sich in einem kleinen Raum im zwanzigsten Stockwerk des
Gebäudes auf. Die Informationen schöpfte er aus dem
Zentralcomputer, in dem alles Filmmaterial positronisch gespeichert
war. Schon bald merkte er, daß es gewisse Bereiche gab, die er
ohne besonderen Code nicht erschließen konnte. Doch das war
nicht überraschend. Jeder Staat hatte ebenso seine Geheimnisse
wie jedes Wirtschaftsunternehmen. Dafür interessierte er sich
jedoch nur am Rande. Er konzentrierte sich vor allem auf die Suche
nach journalistischen Arbeiten, die eine eindeutig gegen den
Zentropoliten gerichtete Haltung einnahmen. Davon gab es jedoch nur
wenige.
Kennon sortierte sie aus, und als er meinte, genügend
zusammen zu haben, versuchte er, die Adressen der Journalisten und
Reporter herauszufinden, die sie gemacht hatten.
Er erlebte eine Enttäuschung.
Keiner dieser Pressevertreter befand sich noch im Semon-System.
Fast allen war die Lizenz entzogen worden.
Mir bleibt tatsächlich keine andere Wahl, als ausschließlich
mit Guy Maultinger zu arbeiten, dachte er. Und was ist, wenn er nicht
anbeißt?
Er hätte sich gern mit Tekener besprochen, weil es schien,
als sei ihnen der Weg, Askeron mit Hilfe der Presse zu bekämpfen,
verschlossen.
Maultinger wird ablehnen, weil er seine Lizenz nicht riskieren
will, dachte er. Oder weil er seine Karten nicht aufdeckt.
Er tippte die Daten Guy Maultingers in den Computer und forderte
eine Liste aller journalistischer Arbeiten an, die dieser angefertigt
hatte.
Der Computer stellte sie zusammen und druckte sie auf mehreren
Bögen aus. Sie war so lang, daß Kennon darauf verzichtete,
sie gleich durchzusehen. Er steckte sie ein und nahm sich vor, sie
später eingehend zu studieren.
Er rief eine Stadtplanprojektion ab.
Dabei dachte er an den zweiten Teil ihres Einsatzplans. Falls der
Weg über die Presse nicht gangbar war, so wollten sie versuchen,
direkt in die Waffengeschäfte Askerons einzugreifen. Entweder
sollten schon im absatzstrategischen Zentrum der Waffengesellschaften
Veränderungen herbeigeführt werden, die bei der
Auslieferung der Waffen zu einem Chaos führen mußten. Oder
die waffenproduzierenden Maschinen mußten derart manipuliert
werden, daß sie nur noch Ausschuß herstellten.
Dazu aber mußten Tekener und er entweder in das
Planungszentrum oder in die Waffenfabriken eindringen.
Voraussetzung dafür war in jedem Fall, daß sie
herausfanden, wo diese überhaupt waren. Vorläufig wußte
Kennon weder das eine noch das andere.
Als er nun aber den Stadtplan betrachtete, fielen ihm mehrere
Gebäudekomplexe auf, die mit Null bezeichnet waren. Auch das
Hochhaus, das sich unmittelbar an die Pressezentrale anschloß,
gehörte dazu.
Nebenan ist also irgend etwas, was Askeron geheimhalten will,
dachte der Kosmokriminalist.
Er war es gewohnt, mühsam recherchieren zu müssen und
dabei weite Umwege zu gehen, nebensächlich erscheinende
Informationen heranzuziehen und zu einem mosaikartigen Gebilde
zusammenzusetzen, bis sich schließlich daraus eine Information
ergab, die von wirklichem Wert für ihn war.
Auch jetzt
Weitere Kostenlose Bücher