PR TB 224 Die Verschwundenen Von Arkona
plötzlich stieg auch der
Nager vor ihm in die Höhe, bis ihre Augen auf derselben Höhe
lagen.
„Du kennst mich wirklich nicht?” fragte Guck, denn
kein anderer war der seltsame Zauberer. „Erinnere dich.
Befreie dich von deiner selbstgewählten Rolle als
Insulanerhäuptling. ”
Die fremde Kraft wich von Shacheno, und der dunkelbraune Mann sank
seufzend in den Sand.
„Ich weiß nicht, wer du bist”, krächzte er.
„Aber tue mir nichts, ich will dir folgen!”
„Du wirst mitkommen müssen”, sagte Gucky streng,
ohne ihm seinen Namen zu verraten. Er wußte, daß es im
Augenblick nicht angebracht war, den Mann zu quälen. Etwas
stimmte mit seiner Erinnerung nicht.
Shacheno wimmerte leise, der Tiergott sank zu Boden zurück
und ließ sich neben ihm nieder, ihn fortwährend fixierend.
Gucky ergriff ihn am rechten Arm.
„Komm!” sagte der Mausbiber energisch, „Du hast
ein Versprechen einzulösen. Erinnerst du dich nicht? Per-ry
Rhodan muß freigelassen werden. Du hast ihn vergessen! Du hast
das Geld, aber er ist noch immer eingesperrt!”
Für einen kurzen Augenblick leuchtete es bei Shacheno wie
Erkennen auf.
„Rhodan?” flüsterte er. Die Augen des Mausbibers,
der in seinen Gedanken las, weiteten sich.
„Was?” brüllte Gucky, „keine Luftzufuhr in
der Höhle? Das wird dich teuer zu stehen kommen, Ronny Lof-ty!”
Ohne zu zögern, entmaterialisierte er.
Langsam wurde Perry Rhodan ungeduldig. Seinem Zeitgefühl nach
befand er sich jetzt den dritten Tag in seinem feuchten Gefängnis,
von dem er noch immer nicht wußte, wo es lag. Vor etwa zwölf
Stunden hatte er den letzten Konzentratwürfel gekaut, die
anderen Nahrungsmittel waren schon verbraucht. Etwa eine Stunde war
es her, daß er den letzten Schluck Wasser zu sich genommen
hatte. Rhodan hatte die Plastiktüte für die Exkremente
verwendet und versucht, sie luftdicht abzuschließen. Es war ihm
fast vollständig gelungen.
Trotzdem hing ein leichter Geruch nach Stickstoff gasen und
Harnsäure in der Luft.
„Die Luft zieht tatsächlich nirgends ab”,
murmelte er. „Es kann nicht mehr lange dauern, bis der letzte
Rest Sauerstoff verbraucht ist und ich ohnmächtig werde.”
Seit langer Zeit hatte er kein Wort mehr gesprochen, um Atemluft
zu sparen. Er saß mit dem Rücken an die Tür gelehnt,
manchmal preßte er eine Ohrmuschel auf das kalte Metall und
lauschte nach Geräuschen von draußen.
Rhodan hatte eine innere Krise überwunden, er hatte zu sich
und seiner Aufgabe zurückgefunden. Der Weg, den er zur Gründung
und zum Aufbau der Kosmischen Hanse gehen mußte, lag jetzt so
deutlich vor ihm wie nie in den letzten Monaten. Das machte ihn
verhältnismäßig ruhig. Er wußte, daß Tiff
ihn sofort auslösen würde, wenn die Möglichkeit
bestand. Die Mutanten würden die Spur des Entführers
aufnehmen, der sich irgendwann melden mußte. Sie würden
ihn verfolgen und seinem Gedächtnis den Aufenthaltsort ihres
Freundes entreißen. Es konnte nicht mehr lange dauern. Dennoch
war da etwas in seinen Gedanken. Vielleicht war es ein Überbleibsel
der Unruhe, die ihn wochenlang gequält hatte, den Rest der
Unsicherheit, was seine eigene Position unter den Menschen betraf.
Sie führte dazu, daß er sich nicht mehr mit Warten
begnügte, die Konzentration auf seine Modelle zur Kosmischen
Hanse verdrängte, um das Für und Wider seiner langen Haft
abzuwägen. Es mußte einen Grund geben, warum Lofty nicht
wieder aufgetaucht war. Es konnte nicht an der
Verhandlungsbereitschaft der LFT-Spitze liegen. Es mußte das
Verschulden Loftys sein.
In Rhodan rührte sich der vage Verdacht, daß er den
kleinen Mann mit der kindlichen Aura unterschätzt hatte, daß
er viel brutaler und gerissener war, als er sich gab. Was war, wenn
er das Lösegeld kassiert hatte und auf Nimmerwiedersehen
verschwunden war, ohne Rhodan hinauszulassen oder seinen
Aufenthaltsort bekanntzugeben? In der Geschichte der Menschheit hatte
es solche Fälle zu Genüge gegeben. Im Sprachgebrauch der
Menschenräuber hieß das auf Nummer sicher gehen. Man
kassierte und überließ die Opfer sich selbst, oder tötete
sie, um keine Zeugen zu haben, die einen später an der Stimme
oder irgendwelchen Eigenarten erkennen konnten. Rhodan wurde es heiß,
je länger er daran dachte, und auch sein Zellaktivator schaffte
es nicht, die aufkommende Unruhe zu beheben. Plötzlich schlug
dem Unsterblichen das Herz bis
zum Hals, in seinen Ohren machte sich ein seltsames Rauschen
bemerkbar.
Es kann nicht
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