PR TB 228 Die Weltraummenschen
der, der uns gerufen hat, seinen Ruf
beendet hat."
„Soll das ein Scherz sein?" grollte der alte Gläserne.
„Durchaus nicht", behauptete Arge. „Einige von
uns vermuten sogar, daß der Rufer zufriedengestellt wurde."
St. Felix schüttele nur verständnislos den Kopf.
„Es gibt zwei mögliche Lösungen dafür",
fuhr der junge Buhrlo fort. „Entweder hat sich Jongolar Vloot
doch noch besonnen. Er ist der jüngste unter den dreien in dem
Raumgleiter. Nach unseren Schätzungen spricht er am ehesten auf
den Helma-Ruf an. Wir haben nämlich festgestellt, daß
besonders die Kinder dieses Signal hören. Sollte Vloot nach
Helma gegangen sein, so könnte der Rufer jetzt seine Ruhe
haben."
„Für mich ist das blanker Unsinn, Arge", seufzte
St. Felix. „Und welches wäre die zweite Lösung?"
„Die verschwundenen Kinder Pier, Galdix und Urania. Wir alle
wurden angefüllt mit Hyperenergien, seit wir aus der SOL
auszogen. Nur durch diese Energien konnten wir in dieses Raumschiff
gelangen. Warum soll es den Kindern nicht gelungen sein, auf eine
ähnliche Weise nach Helma zu gelangen?"
„Das klingt mir zu phantastisch", wehrte Foster ab.
„Mir nicht. Und auch den anderen nicht. Wir setzen sogar
unsere Hoffnung auf die Kinder."
St. Felix wünschte sich, daß jetzt Prof Merlin da wäre.
Der erfahrene Hyperphysiker und Astrotechniker verstand mehr von
diesen Dingen, die für normale menschliche Sinne ein Rätsel
waren.
Der alte Buhrlo starrte auf den Bildschirm. Die Kugel des fast
unbeleuchteten Planeten füllte jetzt mehr als die Hälfte
der Fläche aus.
„Noch 50 Minuten bis zum Punkt ohne Wiederkehr",
meldete die Positronik. Etwas schwermütig fügte die
Kunststimme des K AR AM hinzu: „Soll ich mich abschalten?"
„Untersteh dich", drohte Foster St. Felix. „Wir
halten durch bis zum letzten Moment."
Er betrachtete die meist schweigenden Weltraummenschen, die in
lockeren Gruppen in der Halle standen.
Zwei Eisen hatte er im Feuer. Oder keins? Oder eins? Jongolar,
Prof und Crust. Was mochte mit ihnen geschehen sein?
Und die drei verschwundenen Kinder. Waren sie wirklich aus dem
Raumschiff entkommen?
Er ließ die gedanklichen Ausstrahlungen der Anwesenden auf
sich wirken. Sein latenter telepathischer Sinn fand keine Spur von
Galdix, Pier und Urania.
Abseits der Positronik waren die Tenderanen auf Flyderan-Cs Geheiß
auf die Knie gesunken. Sie hielten die Augen geschlossen. Der
Kommandant und Priester stand mit erhobenem Haupt und ausgestreckten
Armen vor ihnen und murmelte leise Worte.
Es war eine Stimmung, die von Trostlosigkeit, Fremdartigkeit und
Hoffnungslosigkeit geprägt war. Die Maschinen in der Wiege waren
verstummt. Es gab kein Funkgerät, das seinen charakteristischen
Bereitschaftston in die leisen Gespräche der Menschen mischte.
Moblydan-Y versuchte weiterhin, mit Hilfe der Positronik die
Sprache der Buhrlos zu erlernen. Für St. Felix war das ein
Zeichen, daß der aufgeschlossene Tenderane nicht mit einem
furchtbaren Ende rechnete. Oder tat er das nur, um seinem Leben in
den letzten Minuten noch einen Sinn zu geben?
Foster St. Felix wußte es nicht.
Die Minuten flössen dahin, und allmählich schälte
sich das Bedürfnis der Weltraummenschen heraus, gemeinsam an
Bord dieses fremden Raumschiffs zu bleiben.
Eine Schrift leuchtete an der Konsole der Positronik auf. Der
Hochleistungsrechner verzichtete aus dem programmierten Taktgefühl
heraus, die Mitteilung auch akustisch zu verbreiten.
IN ZEHN MINUTEN WIRD DER PUNKT ERREICHT, VON DEM AUS DAS
SCHWEREFELD DES PLANETEN NICHT MEHR VERLASSEN WERDEN KANN, las St.
Felix.
Der Buhrlo starrte auf den Bildschirm. Die Scheibe des
Dunkelplaneten ragte jetzt schon oben und unten auf dem rechteckigen
Display über den Rand hinaus. Die Sonne SOS war gänzlich
aus dem Bild verschwunden. Links und rechts der Planetenkugel
schimmerten ferne Sterne und Galaxien.
Foster St. Felix dachte an die SOL und die Menschen, die sie dort
zurückgelassen hatten. Das Generationenschiff würde
irgendwann in der nächsten Zeit die Milchstraße erreichen
und dort berichten, daß die Weltraummenschen für immer aus
ihrer Geschichte verschwunden seien.
Für den Buhrlo war das eine notwendige Entwicklung, die er
aus innerer Überzeugung einsah. Das Ende, das ihnen jetzt
drohte, sah er jedoch nicht ein. Etwas störte ihn, obwohl er
keine Angst vor dem Tod verspürte.
Das Ende wäre sinnlos. Sinnlos in seiner Art.
War das ganze Dasein der Buhrlos nicht sinnlos gewesen?
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