PR TB 230 Die Träumer Von Naphoora
Gesprächspartner für den
AynLuch -bestenfalls als Laune eines gelangweilten Fürstensöhnchens."
„Seht nach draußen", sagte Betaph. „Einfach
wundervoll."
Die anderen traten ans Fenster.
Aus der Blütendolde des Feuerpalasts hatte man einen
herrlichen Blick über Chiaddim. In der Hauptstadt waren gerade
die Lichter angeschaltet worden - überall flackerte und
flimmerte es. „Kostspielig und nutzlos", stellte Gfad
grimmig fest.
„Aber schön anzusehen", versetzte Akhisar.
„Ist das ein Kriterium?" fragte Gfad zurück. Das
Eintreten des AynLuch enthob Akhisar der Mühe, darauf eine
Antwort zu finden. Hinter dem AynLuch betrat ein Mann den Raum, den
man auf den ersten Blick als erprobten Schlachtschergen einstufen
konnte: die Schultern breit und massig, die Kiefer zusammengepreßt,
die Lippen unbeweglich, der Blick starr und insgeheim drohend. Der
Mann war Akhisar auf den ersten Blick zuwider, aber er sagte nichts.
„Ihr werdet wissen wollen, was das alles zu bedeuten hat",
sagte der AynLuch. Das Murmeln der vier Basuran bestätigte seine
Ansicht. „Ihr werdet wissen wollen, was es mit der seltsamen
Traummaschine auf sich hat, aus welchem Grund ich mich persönlich
darum kümmere und vieles mehr. Habe ich recht?"
Wieder antwortete ihm beifälliges Gemurmel. Akhisar indessen
verspürte leises Mißtrauen, das
einfach nicht verschwinden wollte. Irgendwie spürte er
Falschheit in den wohlgesetzten Worten des AynLuch.
„Ich werde euch sagen, was es damit auf sich hat",
sagte der AynLuch. „Zunächst möchte ich euch
begrüßen, gleichsam offiziell."
„Keine Umschweife", stieß Gfad hervor. Auch er
schien an dem AynLuch und seinem bärbeißigen Begleiter
wenig Gefallen zu finden.
„Wir brauchen euch", sagte der AynLuch.
„Wer ist wir?"
Der AynLuch machte eine umfassende Handbewegung.
„Wir alle. Meine Familie, die Stadt, das Land - wir alle.
Wir brauchen euch, jeden einzelnen von euch."
„Das hört sich sehr seltsam an", sagte Gfad mit
leicht zusammengekniffenen Augen. „Ausgerechnet wir Basuran?"
„Ausgerechnet ihr Basuran", sagte der AynLuch. „Ich
will euch auch sagen, warum ihr gebraucht werdet -weil ihr träumen
könnt."
Akhisar zog die Brauen in die Höhe. Er fühlte sich
veralbert, sagte sich aber, daß sich der AynLuch schwerlich
soviel Mühe geben würde, nur um sich auf Kosten von vier
Basuran zu erheitern. Etwas mußte an diesen Worten sein.
„Jeder kann träumen", sagte Gfad zweifelnd. „Was
ist daran so besonderes?"
Der AynLuch preßte die Lippen aufeinander.
„Eure Träume haben Kraft", sagte er halblaut. Sein
Gesicht zeigte einen Anflug von Besorgnis. „Die anderen Helaghs
sind schwach und kraftlos, mit ihren Träumen kann man nichts
anfangen."
„Das hört sich an, als gebe es eine Möglichkeit,
Träume zu vermarkten", sagte Gfad scharf. „Und das
kann man - dem Sternenhimmel sei Dank - nicht."
„Von vermarkten ist nicht die Rede", sagte der AynLuch.
„Ich begreife es selbst nicht ganz, daher wird meine Erklärung
Lücken und Fehler haben ..."
„ ... besser als gar nichts", warf Betaph ein.
„Ich weiß nicht, ob dies nur für Helaghs, also
für die Bewohner dieser Welt Naphoora gilt, aber es
sieht so aus, als stünden gewisse Personen unseres Volkes im
Traum in einer unmittelbaren Verbindung mit den Urkräften des
Kosmos."
Akhisar verzog das Gesicht. Was der AynLuch da absonderte, war
jener halbwissenschaftliche Brei aus Unverstandenem und Mystizismus,
mit dem man alten Leuten und Heranwachsenden den Sinn des Lebens
klarzumachen suchte. Einer genauen wissenschaftlichen Prüfung
konnten derlei Theorien niemals standhalten.
„Erstaunlich", kommentierte Gfad, es klang sehr
sarkastisch.
„Daß ihr mir nicht glaubt, habe ich erwartet",
sagte der AynLuch gelassen. „Und ihr habt die Wirkung am
eigenen Leib erfahren - der schreckliche Gewittersturm, der
Strudelsee ..."
„Das haben wir geträumt?" fragte Akhisar und
entblößte seinen linken Arm, auf dem er noch eine ganze
Reihe von Schürfwunden und Prellspuren finden konnte.
„Ihr nicht - aber ein Basuran. Er hat sich diesen Traum
ausgedacht, um Besucher des Traumtals herauszufordern - ob sie bereit
sind, etwas zu tun, um ihren Freunden zu helfen."
„Ein Test?"
„In der Tat. Hättet ihr nicht alles gewagt, um den
jeweiligen Freund aus Todesnot zu retten, hättet ihr den Zugang
zur Traummaschine niemals gefunden."
Die vier Basuran sahen sich verwundert an.
„Weiter!" forderte Gfad den AynLuch
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