PR TB 249 Ultimatum Fur Terra
Wellenmuster, wie er sie
bei noch keinem Menschen so deutlich und umfangreich erlebt hatte. Es
fiel ihm nicht
schwer, seine ersten Erkenntnisse zu verbergen. Auch Saedelaere,
der sich ja von der Begegnung etwas erhofft hatte und der ihn genau
beobachtete, konnte nichts merken. Deighton stufte die Gefühlswelt
der Frau zunächst vorsichtig ein und kam zu dem Schluß,
daß die aufgewühlten Emotionen Madja a Denas mit großer
Wahrscheinlichkeit in den jüngsten Erlebnissen der Frau
begründet waren. Daneben machte er eine andere Feststellung. Er
spürte, daß in dieser Frau etwas lauerte, wie ein Tiger
vor dem Sprung. Das Verhalten der Frau, wie es Deighton dann erlebte,
widersprach den festgestellten Gefühlen so kraß, wie es
nur denkbar war. Madja a Dena gab sich ruhig und gelassen, ohne daß
Deighton das Gefühl hatte, die Frau würde schauspielern.
Er beschloß, einen Teil seiner Karten aufzudecken. Während
er sprach, nahm er weiterhin jede emotionelle Regung auf.
»Mrs. a Dena, ich bin sehr froh, daß Sie hier sind.
Die Vernichtung Ihrer Heimat Tirana steht in unmittelbarem
Zusammenhang mit einer Bedrohung der Erde oder der ganzen Menschheit.
Eine Gruppe von Gangstern hat offenbar seit Jahren darauf
hingearbeitet, sich die Regierung des Solaren Imperiums gefügig
zu machen. Mit der Auslöschung von Tirana wollte man
demonstrieren, über welche Machtmittel man verfügt. Die
Gangster stehen unter der Führung von zwei Männern, die die
Brüder jener Männer sind, die bei dem Tod Ihres Mannes ums
Leben kamen. Und Sie sagten, die beiden wurden durch ein unbekanntes
Wesen, das sich das Mentaldekret nannte, eliminiert.«
An dieser Stellte spürte Deighton einen emporschnellenden
Gefühlsimpuls im Bewußtsein der Frau. Es war als ob der
mit dem Wort »Tiger« gedeutete Impuls losspringen wollte
und dann aber durch eine Fessel gehalten wurde. Gleichzeitig
registrierte Deighton einen fast gleichen Impuls von geringerer
Intensität, ähnlich einem Echo.
»Die Gangster haben vor wenigen Tagen ein Ultimatum an die
Regierung des Imperiums gestellt. Sie wollen die absolute Macht über
den Staatsapparat, und es steht außer Frage, daß sie
diese Macht für ihre persönlichen Interessen nutzen wollen.
Und es steht außer Frage, daß diese Interessen nicht die
Interessen der Menschheit sind. Wenn wir die Forderungen nicht
erfüllen, werden sie den Planeten Mars ebenso behandeln, wie sie
es mit Tirana gemacht haben, nämlich ausradieren. Wir wissen
keine Möglichkeit, wie wir gegen den Feind reagieren können.
Im übrigen vermuten wir, daß Tirana bei der
Machtdemonstration ausgewählt wurde, um gleichzeitig Rache für
die dort umgekommenen Brüder zu üben. Daran waren Sie ja
beteiligt. Wie kamen denn Rory Dike und Plaster Myrsan ums Leben,
Mrs. a Dena?«
Deighton spürte einen Anflug von Unsicherheit in der Frau,
der aber gleich wieder verschwand.
»Ich kann nur das wiederholen, was ich bereits gesagt habe.
Da war plötzlich dieses Mentaldekret und schlug zu. Sie können
mir das ruhig glauben.«
»So war es«, bekräftigte Sven mit dem Brustton
der Überzeugung. »Es machte patsch, und die Riesenameise
und die beiden Halunken waren futsch!«
»Mrs. a Dena, die Beschreibung des Ameisenähnlichen,
das Sie Nubin nannten, paßt auf kein uns bekanntes Volk. Können
Sie sich das erklären?« fragte Deighton.
Madja a Dena lächelte.
»Nicht ich habe die Ameise so genannt, sondern die anderen
taten dies. Erklären? Ich kann weder das noch die ganze
Geschichte erklären. Wenn ich das könnte, hätte ich
nicht an Alaska geschrieben.«
Deighton hatte während der letzten Gesprächsphase wieder
einzelne Impulsspitzen registriert, die untypisch für Menschen
waren. Immer wenn über das Mentaldekret, über die Ameise
oder die umgekommenen Verbrecher gesprochen worden war, zuckten diese
Impulse auf. Ebenso war es, wenn Sven etwas sagte. Deighton versuchte
eine Analyse und kam zu der Feststellung, daß die bemerkten
Emotionen aus dem Unterbewußtsein Madja a Denas nach oben
stießen, ohne daß die Frau es selbst merkte. Er behielt
diese Folgerung für sich, denn sie ließ sich mit der ihm
hinreichend bekannten Emotio-Welt des Menschen nur bedingt
vereinbaren.
Saedelaere hatte recht, sagte sich Deighton. Mit der Frau stimmt
etwas nicht. Aber was?
Das Untypische an den Emotionen war vor allem die Intensität
der Gefühle des Unterbewußtseins. In ihren Inhalten waren
diese Impulse zudem widersprüchlich zu dem eigentlichen
Weitere Kostenlose Bücher