PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind
ging ungerührt weiter.
Der virtuelle Himmel verdüsterte sich. Ein Gewitter war im Anmarsch. Bald setzte Regen ein, dessen Heftigkeit von Minute zu Minute zunahm. Zva Pogxa kümmerte sich nicht darum, ganz im Gegenteil: Er schien den Sturm und die Feuchtigkeit zu genießen.
Sie sanken bis zu den Oberschenkeln in Wasser und Schlamm ein. Mehr als einmal befürchtete Rhodan, vom Sand unter seinen Füßen in die Tiefe gesogen zu werden.
Doch es geschah nichts. Auch die Schlangen, Olme, Wasserkrebse und Eidechsen, denen sie immer wieder begegneten, kümmerten sich nicht weiter um sie.
Nach geraumer Zeit erreichten sie eine kleine Festlandinsel inmitten des Moors. Sie war mit gelben Sumpfdotterblumen bewachsen und stellte den einzigen bunten Fleck in dieser grauen, nebelverhangenen Kunstwelt dar.
Zva Pogxa wartete auf sie. Mit dem Armtentakel streifte er durchs fahle Gras, pflückte eine der Blumen und hielt sie sich vor das goldene Gesicht. »Schön, nicht wahr?«, fragte er.
Rhodan antwortete nicht, auch seine beiden Begleiter schwiegen.
»Irgendwann einmal haben weite Teile Hort Noorings so ausgesehen. Es war eine paradiesische Welt, in der wir Gui Col uns maßlos wohlfühlten. Wir waren eins mit unserer Umwelt.« Er seufzte. »Ich wünschte, wir könnten zu dieser gelebten Einfachheit zurückkehren.«
»Aber?«
»Aber wir entwickelten unsere strategischen Möglichkeiten, Perry Rhodan, und wir begannen, großmaßstäblich zu denken. Eine Welt hat keine Bedeutung, wenn man Hunderte beherrschen kann, und Hunderte sind nichts, wenn man eine ganze Galaxis ins Visier nimmt. Wir erhielten Hilfestellung, und wenn wir nicht mehr weiterwussten, dann nahmen wir uns, was wir benötigten.« Stolz klang in Zva Pogxas Stimme mit. »Wir haben unsere Sache gut gemacht, denn wir kennen buchstäblich keine Grenzen mehr.«
»Dank der Peiken.«
»Dank der Peiken«, echote der Wissenschaftler. »Aber es gibt mitunter Entwicklungen, die nicht sein sollten. Gui Col, die nach zu viel Macht streben, schaden unserer Sache. Sie verführen, sie blenden, sie überstrahlen alles andere - und sie korrumpieren unsere so sorgsam aufgebaute Zivilisation.«
Sei vorsichtig!, beschwor sich Rhodan. Du musst die richtigen Worte finden. Sonst verlierst du ihn - und die wohl einzige Chance, von hier zu entkommen.
»Cha Panggu unternimmt Dinge, die ganz gehörig gegen den Tentakelflaum gebürstet sind. Er ist drauf und dran, in jene Sterneninsel vorzudringen, die eure Heimat ist. Um dort mit diesem ewigen Eroberungsfeldzug fortzufahren. In Schiffen, die mit der Technik der Peiken funktionieren.« Er spuckte den Namen der Unbekannten förmlich aus. Erstmals zeigte Zva Pogxa so etwas wie eine tief reichende Emotion.
»Ihr seid Nutznießer einer fremden Technik«, sagte der Aktivatorträger, »ohne die Hilfe der Peiken wärt ihr niemals so weit gekommen.« Er sagte es, vom Wunsch beseelt, eine Reaktion zu erzwingen - und der Gui Col tat ihm den Gefallen.
»Nutznießer? Ha!« Der Armtentakel Zva Pogxas peitschte über das fahle Wiesengras und fällte einige Dutzend der Sumpfdottern. »Was Cha Panggu nicht begreift, nicht begreifen will, ist, dass wir uns mit zunehmender Expansion immer tiefer in die Abhängigkeit zu den Peiken begeben. Ich dachte, dass uns eure Vortex-Technik auf einen neuen Weg führen könnte. Aber leider bin ich in meiner Arbeit vom Gutdünken Cha Panggus abhängig. Er ist an Eroberungen und Tributware interessiert. Eure FARYDOON ist ihm lediglich Mittel zum Zweck.«
Zva Pogxa schien zutiefst enttäuscht. Im Alter erwachte er aus seiner von hehren wissenschaftlichen Idealen gebildeten Traumwelt und musste feststellen, dass sein gesamtes Leben dem falschen Zweck gedient hatte. Rhodan begann, so etwas wie Verständnis zu empfinden. Verständnis ja -Mitleid nein. Dafür unterschieden sich die Auffassungen der Gui Col und Terraner viel zu sehr.
»Wir verzichten auf die Weiterentwicklung eigenständiger Antriebstechniken«, fuhr Zva Pogxa fort, »weil wir uns hundertprozentig auf die Aggregate der Peiken verlassen können. Wir konzentrieren uns stattdessen auf den Ausbau unseres Tributsystems und betreiben es in exzessiver Form, statt es sorgfältig und mit der notwendigen Nachhaltigkeit zu entwickeln. Wir erwirtschaften - nein, wir errechnen bloß einen Überschuss an Tributware und verschwenden ihn für die Cyberiaden.«
Im Grunde genommen war der Gewebeforscher um keinen Deut besser als Cha Panggu. Er sah die Dinge lediglich ein
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