PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind
und von Angst gezeichnet.
»Richte ihm bitte aus, dass ich ein paar Stunden für mich allein brauche. Selbst ein Unsterblicher muss von Zeit zu Zeit ausruhen.«
»Sicherlich.« Haneul Bitna zögerte. »Es haben sich neue Entwicklungen ergeben, seitdem ihr aufgebrochen seid ...«
»Später, Freund, später.« Rhodan nickte dem versammelten Führungsstab der Myrmidonen und Gorragani zu und verließ die Zentrale des Raumschiffs. Ein Leitstrahl brachte ihn zu seiner Kabine.
Es mangelte ihm an Konzentration. Unter normalen Umständen hätte er den Weg blindlings gefunden. Nun aber...
Der Raum wirkte seelenlos. Er hatte ihn kaum benutzt; es gab kein einziges Stück persönlicher Einrichtung, das ihm einen Halt gegeben hätte.
Er warf sich rücklings auf sein Bett. Es federte ein wenig nach. Rhodan fühlte sich erschöpft und ausgebrannt wie selten zuvor in seinem bereits nach Jahrtausenden zählenden Dasein. Und dennoch war da ganz beson-deres Leben in ihm: In seinem Kopf machten die Geister der Erinnerung Jagd auf ihn. Wie in einer Endlosspule arbeiteten sie seine Erlebnisse während der letzten Tage auf, immer und immer wieder. Es war einerlei, ob er die Augen schloss oder gegen die Decke starrte - die Gespenster wollten nicht weichen.
Er zog das letzte Besitztum hervor, das ihm Zva Pogxa zugesteckt und das er noch nicht benutzt hatte: das Besteck. Der Wissenschaftler hatte ihm seine Funktionen in groben Zügen erklärt. Für ihn hatte es sich wie Zauberei angehört. Doch er wusste, was medizintechnisch begabte Völker wie zum Beispiel die Aras zu leisten imstande waren. Also mochte es durchaus sein, dass alles so funktionierte, wie es ihm der Gui Col erklärt hatte.
Er aktivierte das Besteck mit einer einfachen Berührung. Es entfaltete sich. Die einzelnen Bestandteile lösten sich voneinander und gingen in Position. Nach und nach zeigten sich an den nur angedeuteten Griffen gelbe Blinkzeichen, die auf die Einsatzbereitschaft hinwiesen.
»Beginnt!«, befahl er in Lozomoot, der Lingua franca in der Galaxis Sternenquell. Ein Spritzenkörper begann hektisch zu blinken und schwebte in Begleitung der selbständig arbeitenden Kontrollsonde auf seinen Oberarm zu. Rhodan spürte den winzigen Schmerz eines Einstiches. Gleich darauf verlor er jedes Gefühl in Armen und Brust. Das Sedativum zeigte überraschend schnell die gewünschte Wirkung.
»Nehmt mir den Kunsttentakel weg und tauscht meine beiden Hände wieder aus«, befahl er matt.
Die Kontrollsonde bewegte sich abwärts zu den Füßen, machte dort Halt und glitt wieder nach oben. Das Unterteil des kleinen Rundkörpers leuchtete, während er sich seinem Kopf näherte. Offenbar scannte es den Aktivatorträger. »Wir könnten Verbesserungen an dir vornehmen«, sagte das Gerät mit angenehmer, schmeichelnder Stimme.
»Nein!«, sagte der Terraner schroff. »Du befolgst lediglich meine Anweisungen.«
Die Kontrollsonde schwieg. Sie schien auf eine seltsame Art und Weise beleidigt - aber sie gehorchte. »Wir beginnen«, sagte es. »Willst du dabei zusehen?«
»Nein!«, brachte Rhodan erschrocken hervor - und sank augenblicklich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Als er wieder erwachte, lag er in einem blutdurchtränkten Tuch. Er hob die Hände vor sein Gesicht. Sie zitterten, und sie fühlten sich wie betäubt an - aber sie saßen an ihren angestammten Plätzen.
Der Terraner fühlte grenzenlose Erleichterung. Es war wieder alles so, wie es sein sollte.
Oder?
Er richtete sich mühselig auf und beobachtete, wie sich die Hände zu Fäusten ballten. Es gelang; auch schwierige, asynchrone Bewegungen der Finger klappten. Es schmerzte zwar, und die Operationsnarben waren noch lange nicht vollständig verheilt; aber darum machte er sich keine Sorgen. Der Zellaktivator würde ihn beim weiteren Genesungsprozess unterstützen.
Über seiner Bauchdecke zeigten sich die Narben eines Kreuzschnittes, und die Haare waren großflächig abrasiert. Ein riesiger, kreisrunder Fleck mit blasser Haut deutete auf die Größe des Eingriffs hin, den das Besteck vorgenommen hatte.
Ein Geräusch erschreckte ihn. Er rutschte zur Seite des Bettes und sah -den Kunstarm. Er lag auf dem Boden und bewegte sich ein wenig. Es war, als läge er in den letzten Zuckungen.
Übelkeit befiel ihn. Mühsam kam er auf die Beine, stolperte zu den Sanitäranlagen und erbrach. Er musste lachen und weinen und weinen und lachen. So viele Eindrücke schwirrten ihm durch den Kopf, so viele bittere Gedanken. Und
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