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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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die telepathischen Eindrücke Sarmottes in menschliche Sprache zu fassen und zu ordnen.
    Danach war Sarmotte erschöpft eingeschlafen. Huq und ARINNA hatten sich an die Auswertung der Ergebnisse gemacht.
    Nun war es bereits der 12. September 1469 NGZ. Deb saß längst wieder in der Zentrale. Der Raum, in dem Bull mit Sarmotte wartete, befand sich an der Peripherie des Kernbereichs der Kommandokorvette. Nebenan lag der kleine Saal, der für Konferenzen des wissenschaftlichen Personals mit ARINNA reserviert war.
    Sarmotte saß. Bull tigerte auf und ab. Er fühlte sich an Zeiten erinnert, die er für auf ewig vergessen gehalten hatte: Dieses hilflose Warten hatte er zum ersten Mal erlebt, als seiner Mutter der Brief ausgehändigt worden war und sie ihn zunächst allein lesen wollte, in der Küche ihrer kleinen Wohnung in Queens.
    Auf dem Umschlag stand Mrs Eleonore Belle Bull, aber er hatte gesehen, dass es nicht die Handschrift seines Vaters war.
    Er hatte damals einige Tage zuvor seinen sechsten Geburtstag gefeiert, zum ersten Mal ohne seinen Vater, der in England war und auf seinen Einsatz bei der Invasion wartete.
    Vom Beginn der Invasion hatten sie im Radio gehört, er, seine Schwester Madison und seine Mutter, die sein Vater immer Belle nannte, obwohl ihr erster Vorname Eleonore war.
    Er und Madi warteten vor der verschlossenen Tür. Er hatte versucht, sich den Inhalt des Briefes auszudenken. Er hatte versucht, durch irgendeinen Zauber den Inhalt zu ändern, etwas aufzufangen von dem Schlimmen, das er bringen würde.
    Nichts war zu hören gewesen an diesem Tag, nur das Geräusch des New Yorker Regens an den Fenstern.
    Lass ihn verletzt sein, hatte er gebetet. Verletzt sein ist okay. Lass ihn schwer verletzt sein, so schwer wie nur möglich. Das ist okay. Aber lass ihn nicht tot sein.
    Madis Hand, die sich härter und härter in seinen Oberarm gekrallt hatte, härter, als er es dieser Mädchenhand je zugetraut hätte. Lass ihn nicht tot sein.
    Dann ging die Tür auf. Madis Hand löste sich. Und alles Bitten war umsonst gewesen.
    Er spürte, wie Sarmotte ihn ansah. Wie sehr sie in diesem Moment Madison ähnelte. Er lächelte ihr aufmunternd zu. Dann ging die Tür auf.
    Bull hatte keine große Freude an Türen, die sich nach so langem Warten öffneten. Mofidul Huq sah erst Sarmotte, dann Bull an: »Ich vermute, ihr habt keine wirklich guten Nachrichten erwartet. Kommt jetzt, wir reden darüber, was ARINNA und ich denken.«
     
    *
     
    »Die Spenta und in unbekanntem Umfang die Gesamtheit der Sonneninvasoren haben erneut versucht, den Korpus von ARCHETIM aus dem physisch-hyperphysischen Kontext der Sonne zu lösen«, sagte ARINNA mit einer vage weiblichen, aber emotionslosen Stimme. »Sie sind mit diesem Versuch gescheitert.«
    »Und das ist keine gute Nachricht?«, fragte Bull.
    »Shanda hat einige Gedanken der Spenta verbalisieren können«, sagte Huq.
    »Satz eins: Ich zu wenig wir zu wenig «, zitierte ARINNA: »Satz zwei: Anändern, wachsen ins mein-Mehr. «
    »Wir deuten das so«, sagte Huq. »Die Spenta empfinden ihr Kollektiv, ihre Mosaikintelligenz, als zu gering, als von zu wenig Masse getragen. Drei Schiffe haben sie in die Sonne transportiert. Wenn wir davon ausgehen, dass die Spenta nicht in den Schiffen erzeugt werden ...«
    »... werden wir damit rechnen müssen, dass weitere Schiffe kommen, mit noch mehr Spenta an Bord«, schloss Bull. »Die Spenta müssen also Verstärkung anfordern.«
    »Oder haben das bereits getan«, sagte Huq.
    Bull nickte. »Wir werden Terra informieren, dass weitere Nagelraumer zu erwarten sind.« Er dachte nach. »Mir ist immer noch nicht klar, ob wir dieser Invasion gegebenenfalls mit aller Kraft entgegentreten sollen, unkalkulierbar hohe Opfer an Menschen und Material vor Augen, oder ob wir die Extraktion des Korpus gestatten sollen. Wer weiß, ob wir mit diesem Verlust nicht am Ende etwas gewinnen.«
    »Die Extraktion hat leider, wie wir meinen, eine unangenehme Konsequenz«, sagte Huq. »Wir haben alles, was Sarmotte uns sagen konnte, mit meinen Daten abgeglichen. Der Korpus konnte bislang auch deswegen nicht gehoben werden, weil er mit seinem Grab verwoben ist. Es ist also nicht so, dass sich die Leiche gewissermaßen an ihr Grab klammert: Grab und Leichnam sind eins geworden.«
    Bull spürte, wie ihm plötzlich kalt wurde, als er die Konsequenz zu erahnen begann.
    ARINNAS Stimme erklang: »Um den Korpus zu lösen, wäre es deswegen naheliegend, die Verschränkung zu

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