PR2607-Der Fimbul-Impuls
lösen. Da jedoch die Spenta auf den Korpus nur eingeschränkten Zugriff haben, wäre es vielleicht leichter, die Lösung in der Neutralisierung der anderen Größe zu suchen.«
»Sol«, erkannte Bull.
Huq nickte. »Ja. Man müsste die Sonne löschen.«
»Könnte man das?«, fragte Bull.
»Wir können es nicht«, sagte ARINNA. »Weder wir noch ein uns bekanntes und gegenwärtig aktives Volk hat die Mittel, eine Sonne innerhalb kurzer Zeit zu löschen. Früher waren vielleicht die Sonneningenieure in Andromeda dazu fähig.«
»Beruhigt uns das?«, fragte Bull.
»Ich fürchte«, sagte Huq, »wir lernen eben eine Zivilisation kennen, die dazu in der Lage ist. Und sie hat mit diesem Projekt längst begonnen.«
*
Um zehn Uhr fühlte sich Shanda Sarmotte endlich wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte. Sie erklärte sich zu einem weiteren Tauchgang bereit.
Bull hatte Ollaron und Ybarri über eine Nachrichtensonde, die von der AMATERASU aus gestartet worden war, und die terranische Regierung über die GEO SHEREMDOC erreicht und in einem knappen Gespräch darüber in Kenntnis gesetzt, dass er weitere Nagelraumer erwartete.
Die Flotte sollte diese Schiffe abfangen, gefechtsunfähig machen, demobilisieren und zur Not vernichten.
Weitere Informationen hatte er Ollaron und Ybarri bisher nicht gegeben. Die Daten schienen ihm noch zu vage.
Der Koch der Station, Boko, hatte auf Bitten Debs eine Erfrischung zubereitet und selbst in der Zentrale serviert: einen Obstsalat aus fein aufeinander abgestimmten Früchten. Bull hatte rote Trauben, Johannisbeeren und Orangenfilets herausgeschmeckt. Der Koch hatte ihn kurz gemustert, nicht aufdringlich, aber doch mehr als nur aufmerksam. Für einen Moment hatte Bull befürchtet, der Mann mit dem etwas grobknochigen Gesicht und den fahlen Augenbrauen würde ihn um ein Autogramm bitten. Doch dann hatte er sich abgewendet. Er schien etwas mit sich herumzuschleppen, eine alteingesessene Sorge vielleicht.
Aber wer war in diesen Tagen schon ohne Sorge?
Als Boko die Zentrale verließ, hatte Bull ihn beinah schon wieder vergessen. Das angenehm sauersüße Aroma des Obstsalats hing noch in der Luft, als Shanda Sarmotte kurz den Daumen hob und ihren Körper im Sessel zurechtrückte. »Okay.«
Es war ARINNA, die eine Änderung im Verfahren vorgeschlagen hatte: Die Telepathin sollte unausgesetzt reden, alles schildern, was sie sah.
Ataur Singh war es unterdessen gelungen, aufgrund von ARINNAS Berechnungen die Sonnenforschungsstation bis auf wenige Zehntausend Kilometer an einen Nagelraumer heranzumanövrieren.
Die Ortungsabteilung konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob man auf dem Schiff der Spenta die Anwesenheit der Sonnenforschungsstation registriert hatte.
Bull wollte kein allzu großes Risiko eingehen. Schließlich war über eventuelle Offensivwaffen der Fremden nichts bekannt. Er glaubte allerdings, dem mächtigen Schutzschirm der Sonnenforschungsstation trauen zu dürfen.
Kurz darauf begann Sarmotte zu sprechen. Es dauerte nur wenige Minuten, dann klang ihre Artikulation ungenauer, fahriger, wie die Rede eines Menschen, der im Dämmerzustand zwischen Schlaf und Wachen trieb.
Bull warf erst dem Ara, dann Huq einen fragenden Blick zu. Huq hob in einer ratlosen Geste die Hände, der Ara nickte beruhigend. »Vitalzeichen stabil.«
Es beunruhigte Bull, dass er Sarmotte kaum noch verstand. Sie flüsterte, raunte und stammelte Worte, die Bull noch nie gehört hatte. Schließlich klang das, was sie sagte, kaum mehr menschlich.
Wenige Minuten vor Mittag öffnete sie abrupt die Augen und schnappte nach Luft. »Alles unnennbar. Absoluter Spuk.«
*
Das Gespräch, das Sarmotte mit ARINNA und Huq führte – das Verhör, wie sie sich in einer kurzen Pause beklagte –, dauerte fast zwei Stunden. Danach waren sich Huq und ARINNA in vielen Dingen sicherer.
Huq trug die Resultate vor: »Wir gehen jetzt davon aus, dass sich die Spenta und die Nagelraumer nicht nur geistiger Kräfte für ihre Operation bedienen, sondern technologischer Produkte.«
»Maschinen«, übersetzte Sarmotte knapp.
Deb schüttelte ungläubig den Kopf. »Wir sind dem Nagelraumer doch vergleichsweise nah gekommen. Wir haben keine Ausschleusungsvorgänge orten können.«
»Das ist richtig«, sagte ARINNA. »Mir liegen keine Daten für einen Ausschleusungs- oder sonstigen Transportvorgang von technischen Apparaturen vor.«
Huq nickte. »Wir vermuten, dass die Technologie der Spenta sich von unserer
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